In Peterzell im Engeleweg steht ein Kaugummiautomat von Peter Kiedels. Foto: Klossek Foto: Schwarzwälder Bote

Automaten in St. Georgen bringen noch immer Geld ein / Aufsteller kontrollieren die Geräte regelmäßig

Tutti-Frutti oder doch lieber Blaubeere? Auch heute noch finden sich zahlreiche Kaugummiautomaten in St. Georgen. Mit denen lässt sich kein Geld mehr verdienen – würde man meinen. Doch der Eindruck täuscht.

St. Georgen. Mit einem leisen Klimpern verschwindet das goldfarbene 20-Cent-Stück im Schlitz des Automaten. Er steht neben einem Stromkasten, unauffällig, nichtssagend. Der blaue Lack blättert bereits ab. Als der geforderte Betrag gezahlt ist, lässt sich der Knauf nach rechts bewegen. Aus dem darunter gelegenen Schacht rollt sodann die gewünschte Ware: ein pinkfarbener Kaugummi.

Generationen um Generationen haben wohl ihr Taschengeld in die süßlichen Kugeln aus dem Automaten investiert. Doch angesichts des vielfältigen Angebots in Supermärkten und an Kiosken scheint es fast, als sei er heutzutage nicht mehr als ein Stück Nostalgie, übrig geblieben aus längst vergangenen Zeiten.

Der unscheinbare Kasten, der an der Kreuzung Gerhard-Hauptmann- und Wiesenstraße steht, gehört Andrea Reich aus Nordrach bei Zell am Hamersbach. Reich, die hauptberuflich im Pflegedienst tätig ist, besitzt zwischen 1300 und 1400 Kaugummiautomaten. "So ganz genau weiß ich das auf die Schnelle nicht", meint sie. Auch an einem Geländer schräg hinter der Shell-Tankstelle sowie vor dem Gebäude von M&M Software in der Industriestraße stehen ihre Kaugummiautomaten.

Vom Schulweg zu den Haltestellen

Ihre Schwiegereltern hatten ein Automatengeschäft, das sie und ihr Mann vor 20 Jahren abkauften. "Mein Mann hat das hauptberuflich gemacht", erzählt sie. Später habe sie das Geschäft weitergeführt, ganz aufgeben wollte sie es nicht. Schließlich würden die Automaten auch heute noch genutzt. "Manchmal läuft es richtig gut, manchmal eher gleichbleibend", vergleicht sie die derzeitigen Einnahmen mit den vergangenen Jahren. "Man muss einfach dran bleiben und die Gebiete wechseln." Automaten an Schulwegen seien nicht mehr so profitabel wie früher, heute setze man beispielsweise auf Haltestellen als Standort.

Dass sich manche Standorte nicht rentieren, weiß auch Peter Kiedels. Angesprochen auf einen seiner Kaugummiautomaten in Peterzell im Engeleweg, sagt er: "Das ist ein Platz, der ist mittlerweile uninteressant.

Der gehört abgebaut." Der Automatenverkäufer aus dem Maintal ist mittlerweile in Rente, früher ging er dem Geschäft um Überraschungen und Süßigkeiten hauptberuflich nach. "Früher ist der ganz gut gelaufen", sagt er über den Peterzeller Standort. "Doch die Zeiten ändern sich. Da sind wahrscheinlich die Kinder erwachsen geworden und es kommen keine nach." Weitere Automaten habe er am Bahnhof und in der Hauptstraße.

Vandalismus hat zugenommen

Der 74-Jährige arbeitete früher für einen der größten Automatenaufsteller Deutschlands als Fahrer. In regelmäßigen Abständen mussten die Automaten kontrolliert und die Ware gegebenenfalls ausgetauscht werden. Seit 1968 ist er im Geschäft, 1983 übernahm er die von ihm betreuten Geräte. Auch nach mehr als 30 Jahren kümmert er sich persönlich darum.

"Heute habe ich noch 1300 Stück", erzählt er. Zum Leben reiche das nicht mehr – manche betreiben bis zu 10 000 Kaugummiautomaten –, aber die Rente bessere es allemal auf. "In Städten wie Freiburg oder Villingen-Schwenningen läuft das Geschäft gut", erzählt er. In St. Georgen laufe es allerdings vergleichsweise schleppend.

Neue Automaten stellt Kiedel nicht mehr auf. Irgendwann, so der Rentner, werde er sie wohl verkaufen. Und auch Reich verzichtet auf neue Geräte. Denn Vandalismus und Diebstahl hätten in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen, die kostspieligen Reparaturen seien wiederum mit den Einnahmen schwer zu decken. "Da sind schon mal 500 Euro weg", sagt Reich.

Ganz aus dem Stadtbild werden die Automaten wohl dennoch nicht verschwinden. "Bei bestimmten Plätzen werden dann eben nur noch Spielwaren verkauft", erklärt Kiedels. Gegen den Vandalismus helfe das nicht viel, da das Spielzeug allerdings nicht verderblich sei, müsse man weniger kontrollieren und die Kosten würden gesenkt.

Und so können sich also auch in Zukunft weitere Generationen auf das freuen, was dem leisen Geklimper der verschwindenden Münzen folgt.