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Janina Lehmann aus Langenschiltach fährt erfolgreich Motocross / Sport birgt viele Risiken

Die 23-jährige Janina Lehmann aus Langenschiltach fährt seit ihrem sechsten Lebensjahr leidenschaftlich Motocross – und ist dabei sehr erfolgreich. Regelmäßig nimmt die junge Frau an Weltmeisterschaften teil. Der Sport birgt allerdings ein hohes Verletzungsrisiko.

St. Georgen. Als Janina Lehmann noch klein war, ist praktisch ihre ganze Familie Motocross gefahren. Bis es dann doch einmal zu einem schlimmeren Unfall kam: Ihr drei Jahre älterer Bruder stürzte bei einem Rennen über den Lenker, sein Motorrad landete auf ihm. Die herbeigeeilten Sanitäter gaben ihm nur geringe Überlebenschancen, zu schwer waren seine Verletzungen. Ihm wurde geraten, sich von seiner Familie zu verabschieden. Er hatte zahlreiche Brüche, viele Gelenke waren ausgerenkt und seine Organe waren abgesackt. Doch er überlebte.

Motocross kann er seitdem nicht mehr fahren, aber die Leidenschaft hat ihn nicht losgelassen. Heute ist er Trainer und Mechaniker für seine Schwester Janina Lehmann. Die heute 23-Jährige aus Langenschiltach gehört aktuell zu den erfolgreichsten deutschen Frauen im Motocross.

Angefangen hat sie bereits im jungen Alter mit sechs Jahren. Über einen Freund ihres Vaters ist sie 2002 in den Verein MSC Hornberg eingestiegen. Von dort aus ging die Reise immer weiter – heute fährt sie bei den deutschen Meisterschaften, der Europameisterschaft und Weltmeisterschaften. Sie wurde zweifache Schweizer Meisterin.

Viele beenden ihre Karriere, weil sie sich schwer verletzen

Ein normales Motocross-Rennen dauert etwa 20 Minuten. Wer anschließend nach zwei weiteren Runden als schnellster ins Ziel kommt, gewinnt. Dabei werden klassischerweise Strecken aus Erde oder Lehm im Freien befahren. Spektakuläre Sprünge sind auf den Strecken auch keine Seltenheit.

An einem Rennen in Deutschland nehmen normalerweise 40 Teilnehmer teil. Da die Fahrbahn teilweise nur wenige Meter breit ist, kommt es häufig zu sogenannten Battles – zwei Fahrer kämpfen um die Platzierung. Nicht selten kommt es zu Kollisionen und Stürzen, erzählt die junge Rennfahrerin. Verletzungen seien keine Seltenheit. Viele Motorcrossfahrer würden ihre Karriere beenden, weil sie sich eine schwere Verletzung zuziehen, mahnt Lehmann.

Nach dieser Saison will sie sich an der Schulter operieren lassen

"Manchmal gehe ich nach einem Rennen auf Facebook und lese wieder, wie ein anderer Fahrer, den man kennt, querschnittsgelähmt ist", erzählt die 23-Jährige. Es sei kein ungefährlicher Sport. Mit einer gehörigen Portion Respekt gehe sie daher an den Sport heran – Angst habe sie aber keine.

"Man weiß immer, dass etwas passieren kann, aber mit der bestmöglichen Vorbereitung kann man das Risiko natürlich mindern." Problematisch sei allerdings immer, dass man auch Opfer eines Unfalles werden kann, wenn die anderen Fahrer sich nicht entsprechend vorbereiten oder riskant fahren würden. Glücklicherweise trägt man umfassende Schutzausrüstung tragen: Helme, Stiefel, Handschuhe, sowie Knie-, Nacken-, Rücken- und Brustprotektoren.

Sie sei bisher "ganz gut weggekommen" in ihrer Laufbahn. Dennoch habe sie sich schon vier Mal in ihrer Karriere den Mittelfuß gebrochen. Vor einem Jahr hat sie sich bei einem Sturz ihre Schulter ausgekugelt, seitdem hat sie mit Beschwerden zu kämpfen.

Nach dieser Saison möchte sie sich operieren lassen, denn die Gefahr, dass die Schulter sich erneut auskugelt, sei nicht gering. Vor wenigen Wochen fuhr sie in Portugal bei der Frauen-Motocross- Weltmeisterschaft, als sich ihre Schulter nach einem Sturz wieder auskugelte. "Ich bin dann aufgestanden, hab sie mir wieder reingemacht und wurde noch Siebzehnte", erzählt die junge Frau mit einem Hauch von Begeisterung. "In dem Moment hat man so viel Adrenalin. Dass ich noch fertig gefahren bin, war eigentlich total krank. Die Heimfahrt von Portugal nach Hause bekam ich dann doch starke Schmerzen", erinnert sich Lehmann.

Trotz der großen Risiken fährt sie leidenschaftlich gern. "Jeder, der schon mal Motocross gefahren ist, weiß, wie viel Spaß das macht. Die Anspannung, wenn 40 000 Zuschauer um die Rennstrecke herum stehen und du weißt: Gleich geht’s los. Das ist ein unglaubliches Gefühl", erzählt die Rennfahrerin begeistert.

Aktuell sucht sie nach einer beruflichen Perspektive

Motocrossfahren auf diesem Level ist sehr zeitintensiv, erzählt Lehmann. Obwohl sie nur etwa ein Viertel dessen trainiert, was ihre Konkurrenz leistet, sind die meisten Wochenenden für Training oder Rennen verplant. Aus diesem Grund ist es für sie auch relativ schwierig, beruflich Fuß zu fassen. In Furtwangen hat sie Medienkonzeption studiert und ist nun auf der Suche nach einer beruflichen Perspektive.

"Es ist ziemlich schwierig, einen Arbeitgeber zu finden, der sagt: Ich weiß, du brauchst flexible Arbeitszeiten, du bist ständig verletzt", so die 23-Jährige. Aktuell arbeite sie nebenher bei dem Schweizer Motocross-Magazin "Inside Motocross" und bei ihrem Vater, der Dreh- und Frästeile herstellt.

Ihre Leidenschaft zum Motocross leide darunter allerdings nicht, sie freue sich bereits auf ihre nächste Herausforderung: Die Europameisterschaft in den Niederlanden.