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20 Prozent Wachstum 2018 beim Mikroinstitut / Alfons Dehé: "Wissenschaftler kann man nicht einfach in die Region setzen"

Steigendes Wachstum in wirtschaftlicher Hinsicht, mehr Mitarbeiter und schließlich noch ein großzügig bemessenes neues Gebäude, mit dem Hahn-Schickard Institut für Mikro- und Informationstechnik (Mikroinstitut) im Herzen der Doppelstadt geht es seit Jahren bergauf. Die neue Außenstelle in St. Georgen wird es allerdings wohl doch nicht geben.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Auf eine Gesamtleistung von 31 Millionen Euro im Jahr 2018 kann Hahn-Schickard zurückblicken: das sei, so Institutsleiter Alfons Dehé, eine Steigerung von fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Über die letzten zehn Jahre ist Hahn-Schickard Betriebshaushalt mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von zehn Prozent gewaschen. "Das ist eine sehr glückliche Sache", zieht der Inhaber der Georg H. Endress Professur für Smart Systems Integration am Institut für Mikrosystemtechnik der Technischen Fakultät der Universität Freiburg Bilanz. Seit 2015 bewege sich Hahn-Schickard im überproportionalen zweistelligen Wachstumsbereich.

Stiftungsprofessur wird im März neu ausgeschrieben

Die neue Stiftungsprofessur Cyber Physical Systems, die die Industrie- und Handelskammer 2015 mit einigen Unternehmen und Instituten zusammen finanzieren wollte, konnte allerdings nicht besetzt werden, weil der Wunschkandidat schließlich absagte. Die Professur sollte dazu beitragen, das Thema Industrie 4.0 im Mittelstand der Region besser zu verankern und sollte in St. Georgen angesiedelt werden. "Wir haben festgestellt, dass man hochkarätige Wissenschaftler nicht einfach in die Region setzen kann ohne Studierende und einen direkten Zugang zur Universität", berichtet Dehé. Deswegen soll die neue Ausschreibung der Professur im März so gestaltet werden, dass der Arbeitsort nicht zwingend in St. Georgen sein müsse. Die Stifter hätten aus diesem Grund gegen Ende 2018 ihre finanziellen Zusagen zurückgezogen

"Wir werden die Professur aus eigenen Mitteln finanzieren" Den bereits abgeschlossenen Mietvertrag in St. Georgen hat der Institutsleiter wieder gekündigt. Unabhängig davon bleibt der regionale Digital Hub in St. Georgen, ein mit Hilfe des Wirtschaftsministeriums gegründeter Knotenpunkt für den Mittelstand mit Beratungsfunktion.

Wenn die Industrie- und Handelskammer sich auch an der Finanzierung der neuen Professur beteiligen wolle, dann, so sagt Dehé, "sagen wir ›herzlichen Dank‹"

Wie kommt der Mittelstand in der Region nun näher an Industrie 4.0? "Wir sind im Mittelstand definitiv schon unterwegs mit ›Embedded Solutions‹ und ›Software Solutions‹", antwortet Dehé. Beispielsweise mit akustischer Maschinenüberwachung, sogenannten "Fehlern, die man hören kann". Ein Mikrofon mit vibrierenden Sensoren signalisiert frühzeitig Verschleiß von Werkzeugen und Lagern zum Beispiel bei Schiffsmotoren, Tunnelbohrern und Rüttelmaschinen, und gibt Aufschluss über das Laufverhalten von Anlagen.

Miniaturisierte Sensorik ist ein weiteres Thema im Zusammenhang mit Industrie 4.0 bei Hahn-Schickard in Villingen, beispielsweise in Zusammenarbeit mit Festo. Die Sensoren ermöglichen die Überwachung kompletter Produktionslinien.

Eine neue Gruppe "Künstliche Intelligenz" hat sich im Bereich Software Solutions unter der Führung von Axel Sikora entwickelt. Aus dem erlaubten Zugriff auf Daten können Schlüsse gezogen werden, wie die betreffenden Unternehmen effektiver arbeiten könnten, zum Beispiel, indem das Zusammenspiel der Anlagen optimiert wird.

Dehés persönliches Spezialgebiet sind akustische Mikrosensoren. Beispielsweise Mikrofonsysteme, die eingesetzt werden, um Gas zu messen. So kann der Kohlendioxidgehalt in der Luft gemessen werden. Als eine spannende Aufgabe für das Mikroinstitut sieht Dehé Sensoren für Nischenapplikationen. "Das interessiert uns, weil es den Stückzahlen von Hahn-Schickard entspricht.

Mehr Reinraum für die Forschung wird der Neubau schaffen, der im Mai offiziell eröffnet werden soll. Auf 850 Quadratmetern Grundfläche entstehen drei Stockwerke in einem Flügel.

Neben 66 Büroarbeitsplätzen im Gebäude soll ein Stockwerk ausschließlich dem Reinraum zur Verfügung stehen. Im Reinraum soll auch ein medizinisches Forschungsprojekt Platz finden. Hahn-Schickard habe insgesamt 5000 Quadratmeter Fläche gekauft, erzählt Dehé. Doch im Umfeld sei noch Platz für andere Industrieansiedlungen. "Wenn einer zu uns möchte, ist er herzlich willkommen", sagt der Wissenschaftler. Unterdessen könnte es sein, dass der Neubau bald nicht mehr reicht. Denn auch die Zahl der Mitarbeiter wächst; in Villingen auf inzwischen 120, bei Hahn-Schickard insgesamt auf 225 Personen.