Als 1928 in St. Georgen der Funkverein gegründet wurde, war dieses Grammophon aus dem selben Jahr einem Radioempfänger von der Qualität her noch haushoch überlegen. Foto: Vaas Foto: Schwarzwälder-Bote

Vor allem Störungen durch elektrische Geräte beeinträchtigten einst den Empfang

Von Willi Meder

St. Georgen. Im Jahr 1928 entstand in der Bergstadt ein Funkverein, der schon im ersten Vereinsjahr 100 Mitglieder aufweisen konnte.

Vorsitzender war Hauptlehrer Riester. Der Verein hatte das Ziel, die Mitglieder über das Wesen des Rundfunks aufzuklären. Der Bau eines Empfangsgeräts und die Funktion der einzelnen Bauteile sollte gezeigt werden. Ziel war auch, ihnen nahe bringen, wie durch entsprechende Behandlung des Geräts Höchstleistungen herausgeholt werden können, ohne die Nachbarn zu stören.

In der ersten Monatsversammlung hielt Konstrukteur Otto Rapp einen Vortrag über die Stromquellen und ihre Behandlung, denn die meisten der zum Teil selbst gebauten Geräte wurden über einen Akku betrieben. In einem späteren Vortrag referierte Techniker Karl Jäckle über den Antennenbau und die VDO- Vorschriften. Zur Vorbereitung der geplanten Bastelabende erläuterte Werkmeister Josef Dold die Richtlinien beim Empfängerbau. Ein durchgängiges Thema in den monatlichen Versammlungen waren die Störungen des Empfangs durch die Funkenbildung von Kleinmotoren, Staubsaugern, elektrischen Heilgeräten und ähnlichem. Sogar ein Vorstandsmitglied des Oberdeutschen Funkverbands wurde zum Thema "Funkstörungen beim Empfang des Rundfunks" nach St. Georgen eingeladen. Doch nach dem ersten Vereinsjahr resümierte der Vorstand: "Die Mittel, die wir bis heute im Kampf gegen die Funkstörer anwandten, blieben leider erfolglos." Der Verein sei deshalb genötigt, schärfere Maßnahmen zu ergreifen. Rundfunkstörung ist vom Rechtsstandpunkt aus betrachtet Besitzstörung und als solche verboten und strafbar.

Eine Gegenüberstellung von Musikgeräten zeigten die 1929 vorhandenen Schwächen des Rundfunkempfangs. Fr. Schultheiß machte sich die große Mühe, eine Grammophonanlage neuester Konstruktion aufzustellen, während W. Bösinger ein Acht-Röhren-Gerät, eines der besten seiner Zeit, aufbaute. Beim Vergleich konnte das Radiogerät nicht mit dem Grammophonverstärker und dessen Tonfülle und Klangreinheit mithalten.

Auch überregional wollte der Funkverein im Zusammenschluss mit anderen gleichartigen Vereinen etwas bewegen: "Wir wollen Einfluss gewinnen auf die Verbreitung und Ausgestaltung des Rundfunks, wir wollen Einfluss gewinnen auf die Gesetzgebung im Sinne freiheitlicher Entwicklung des Funkwesens. Wir wollen Einfluss gewinnen auf die Gestaltung eines kulturell und künstlerisch hochstehenden Sendeprogramms."