Vorstand Martin Renner, Aufsichtsratsvorsitzender Berthold Frisch und geschäftsführender Vorstand Sebastian Merkle posieren vor einem Oldtimer – selbstredend in der Farbe Rot, passend zum Logo der Baugenossenschaft Familienheim. Foto: Ginter Foto: Schwarzwälder Bote

Festakt: Die etwas andere Vertreterversammlung der Baugenossenschaft mit vielen Gästen und Gratulanten

Was haben das Deutsche Grundgesetz, die IG Metall und die Deutsche Bundesbank gemeinsam? Sie alle wurden im Jahr 1949 aus der Taufe gehoben. Auch die Baugenossenschaft Familienheim darf sich in diese Reihe eingliedern.

St. Georgen. 70 Jahre Familienheim – anlässlich dieser stolzen Zahl ließ es sich die Baugenossenschaft nicht nehmen, das Jubiläum mit einem Festakt gebührend zu feiern. Dazu hatte sie in das Technikmuseum Forum am Bahnhof in St. Georgen geladen und richtete in diesem Zuge auch ihre Vertreterversammlung aus. St Georgen hatte man als Ort zum Feiern ausgewählt, da die Bergstadt mit mehr als 800 Wohnungen einer "der wichtigsten Standorte des Familienheims" ist, wie Geschäftsführer Sebastian Merkle erklärt. Vor sieben Jahrzehnten, am 19. September 1949, wurde die Baugenossenschaft Familienheim im alten Villinger Rathaus gegründet – ihr Taufname lautete damals noch "Neue Heimat". In der von Entbehrungen gezeichneten Nachkriegszeit waren selbstredend auch Wohnungen Mangelware. Dem sollte entgegengewirkt werden.

Nach den ersten Spatenstichen in der Villinger Südstadt entstanden schnell die ersten 50 Eigenheime. Heute verfügt die Familienheim über 2500 Wohnungen im Raum Villingen-Schwenningen, St. Georgen, Bad Dürrheim, Tettnang am Bodensee und Tübingen, hat über 4000 Mitglieder. 130 Wohnräume sind aktuell im Bau. 5000 Menschen bietet sie heute ein Zuhause. Dabei ist ein Name eine Konstante.

Ewald Merkle gründete zusammen mit Albert Haas und Karl Brachert die Baugenossenschaft. Danach übernahm Klaus Merkle. Nach dessen Tod wurde Sebastian Merkle 2012 Geschäftsführer und lautet heute die Familienheim zusammen mit seinem Vorstandskollegen Martin Renner. Eingeläutet wurde "die etwas andere Vertreterversammlung in besonderem Ambiente", wie die Familienheim den Festakt an diesem Abend ankündigte, zunächst mit einer Museumsbesichtigung. Darauf folgten Grußworte und die Vertreterversammlung, ehe es zum festlichen Abendessen ging. Für Auflockerung zwischen den vielen Rednern und Zahlen sorgte Beatboxer Paul Brenning.

Preisgünstigen Wohnraum für die breite Bevölkerungsschicht wolle man schaffen, "für alle", betont Merkle. Diesen Vorsatz lobten an diesem Abend auch zahlreiche Festredner. Martina Braun, Landtagsabgeordnete der Grünen, betonte die Aktualität dieser Intention: "Faires Wohnen und bezahlbarer Wohnraum sind die Themen schlechthin". Und das "damals, wie heute". Villingens Baubürgermeister Detlev Bührer befand: "Der soziale Wohnungsbau geht weiter zurück – ein Glück, dass es Sie gibt!"

St. Georgens Bürgermeister Michael Rieger, der sich nach seiner Krankheit an diesem Abend erstmals wieder einem breiten Publikum präsentierte, bezeichnete den Geburtstag als "Anlass der Freude und Dankbarkeit", da die Familienheim seit Jahrzehnten wirke und "hoffentlich noch lange wirkt". Dass die Familienheim ihrem Namen alle Ehren machen möchte, betont auch Peter von Dach, der die Leitung in St. Georgen inne hat: "Familienheim steht für Menschlichkeit und Nächstenhilfe." Sie machten viel, was andere nicht täten. Die Mieter könnten immer zu ihm kommen, wenn es Probleme gebe. Nie würde er Leute wegschicken. "Lieber viel Arbeit – für den Menschen", betont von Dach. Und was wünscht sich Sebastian Merkle für die Zukunft? "Wenn es so weiter ginge wie bisher, wären wir sehr zufrieden."