Auf seiner Tour kommt Richard Schuster auch an verfallenen Schlössern vorbei. Foto: Schuster Foto: Schwarzwälder Bote

Tourismus: Richard Schuster auf Spurensuche mit dem Rad

St. Georgen (ris). Richard Schuster (62), früherer Postbeamter und Altstadtrat der Grünen in St. Georgen, machte sich im August auf Spurensuche. Mit dem Mountainbike kam er über Österreich und Italien nach Slowenien, wo seine Vorfahren bis Ende des Zweiten Weltkriegs lebten. Kroatien und Ungarn waren weitere Länder, in denen er in die Pedale trat. Knapp 2200 Kilometer legte er auf dem Drahtesel zurück.

Für die Umsiedler wird es ein kurzes Gastspiel

Inzwischen erreichte er, durch das schöne Krka-Tal bei Brezice (Rann) radelnd, den Fluss Save. Hier lag das berüchtigte "Ranner Dreieck". Es wird weitgehend begrenzt durch die Save und den heutigen Grenzfluss zwischen Slowenien und Kroatien, die Sotta. Er besuchte auch die Stadt Krsko (Guskfeld) und Umgebung. Hierher wurde in den Jahren 1941/42 die Gottscheer Volksgruppe umgesiedelt, zu der auch seine Familie mütterlicherseits gehörte. Die SS hatte zuvor brutal 40 000 Slowenen vertrieben oder deportiert. Das Gebiet ist weit fruchtbarer als die Gottschee und wurde als Untersteiermark dem Deutschen Reich angegliedert. Die Gottschee wurde zum italienischen Territorium. Doch es wurde für die Umsiedler ein kurzes "Gastspiel".

Im Mai 1945 flüchteten sie vor den Partisanen und landeten in in der Steiermark oder Kärnten in Lagern der Alliierten. Schusters Mutter und ihre Familie fanden später in Frankreich eine erste Bleibe.

Der Bergstädter radelte weiter entlang der Sotta, überquerte die Grenze nach Kroatien und kam über Krapina in die faszinierend schöne Stadt Varazdin, wie er berichtete. Nach zehn Tagen gab es ein Wiedersehen mit dem Fluss Drau. Die Stadt war im 16. und 17. Jahrhundert Sitz des kroatischen Sabors (Parlament). Sie ist heute ein ethnischer Schmelztiegel mit Slawen, Ungarn, Deutschen, Juden und anderen mehr.

In interessanten Gesprächen mit Einheimischen kam immer wieder der Wunsch nach einem geeinten Europa auf. Nur so sei auf Dauer Frieden und Wohlstand zu sichern.

Nach einem Ruhe- und Besichtigungstag ging die Tour weiter entlang der Drava (Drau) durch Slawonien (eine kroatische Provinz) Richtung Osijek. Dort mündet die Drava in die Donau. Schuster durchquerte drei Tage lang ein "armes, vernachlässigtes, oft auch heruntergekommenes Land".

Er sah viele Sehenswürdigkeiten, von denen er befürchtet, dass sie bald ganz verfallen sein werden. Dabei handelt es sich um eine fruchtbare Gegend, die aber von der Landwirtschaft allein kaum überleben kann. Er fuhr durch vergessene Dörfer, deren Bewohner sehr hilfsbereit waren und etwas Besseres verdient hätten, als in Perspektivlosigkeit zu leben, so Schuster.

An allen Ecken und Enden ist Deutsch zu hören

Osijek kam in Sicht. Hier ist die Lage ganz anders. Der kroatische Staat hat viel Geld in die Hand genommen. Die Schäden des Jugoslawienkriegs sind kaum noch zu sehen. Die Stadt selbst und das Mündungsgebiet der Drau in die Donau sind sehenswert. Im Naturschutzgebiet Kopacki Rit legte der Bergstädter einen Ruhetag ein, genoss die unglaubliche Ruhe: "Die Natur ist sich noch selbst belassen, ohne störenden Lärm durch die Menschen." Er schaute sich gründlich um, bevor es in der letzten Etappe weiter nach Ungarn ging. Auf dem Donauradweg war er der Einzige, der hoch radelte. Stattdessen kamen "Millionen von Radlern" mit viel Trara entgegen, berichtete der Reisende. Meist handelte es sich um Deutsche, wie sich immer wieder beim gegenseitigen Hallo herausstellte. Als eine echte Metropole mit über 100 000 Einwohnern erwies sich Székesfehérvár.

Die Stadt mit Komitatsrecht wird in Ungarn auch "Stadt der Könige" genannt, weil sie im Mittelalter neben Buda die Krönungsstadt der ungarischen Könige war. Im westungarischen Gyr stieg der Schwarzwälder vom Rad und nahm die Bahn für die Rückreise. Hier mündet die Raab in die Mosoni Duna, einen rechtsseitigen Seitenarm der Donau. Die Nähe zur österreichischen Grenze war deutlich zu spüren, Deutsch an allen Ecken und Enden zu hören.