Die Spieler des FC 08 bejubeln die Verbandsliga-Meisterschaft. Nun brauchen die Villinger noch die Lizenz, um auch in der Oberliga spielen zu dürfen. Foto: Marc Eich

Sportpolitik: Kampf um Lizenzen führt auch schon mal vor Gericht. Ein Blick auf unterschiedliche Sportarten.

Die Deutsche Eishockey-Liga 2 (DEL2) klagt gegen die DEL, die Panthers-Basketballer kämpfen darum, die Lizenz für die ProB zu erhalten, einige Ringervereine gründen eine selbstständige Liga oder kein Volleyball-Team steigt aus der Dritten Liga Süd der Frauen in die 2. Bundesliga auf. Eine Meisterschaft ist nicht selbstverständlich mit dem Aufstieg.

Fußball

Im Fußball ist es selten, dass einer Aufstiegsmannschaft der Sprung in die nächsthöhere Klasse verwehrt wird. Auch Verbandsliga-Meister FC 08 Villingen wird wohl ohne hohe Hürden in die Oberliga zurückkehren. "Bei uns ist alles im Lizenzstatut geregelt", stellt Heiner Baumeister, der Sprecher des für die Oberliga zuständigen Württembergischen Fußball-Verbandes (WFV), klar. Dieses kennt natürlich auch Gaetano Cristilli, der Geschäftsführer der Nullachter. "Die Zeit zwischen dem Ende der Runde und dem Beginn der neuen Saison ist für mich sehr zeitintensiv. Wir müssen bis zum 31. Mai alle Unterlagen für den Zulassungsvertrag einreichen, die für eine Lizenzierung notwendig sind. Das ist schon ein enormer Verwaltungsakt", geht Cristilli aber fest davon aus, dass die Villinger ohne Auflagen in die fünfthöchste Fußball-Klasse Deutschlands aufsteigen.

Dabei muss ein Oberligist nicht nur die Bereiche Ordnerschulung und DFBnet im Sinne des WFV anerkennen, sondern auch über mindestens vier Juniorenmannschaften aus vier unterschiedlichen Altersbereichen verfügen. Zudem muss eine Anerkennungserklärung zur Festsetzung von Stadionverboten unterschrieben werden. Weiter sind die Vereine dazu verpflichtet, "ihre Oberliga-Mannschaft von einem vertraglich verpflichteten und lizenzierten Trainer mit mindestens der Trainer-Lizenz B trainieren zu lassen", heißt es in den WFV-Statuten. "Diese Lizenz hat unser Trainer Jago Maric", versichert Cristilli.

Volleyball

Kein Frauen-Team aus der Dritten Liga Süd, auch nicht Meister TV Villingen, steigt zur Runde 2017/18 in die 2. Bundesliga Süd auf. "Neben der sportlichen Qualifikation muss ein Verein auch einen stabilen Haushalt vorweisen und Voraussetzungen in Sachen Halle und Personal erfüllen", gibt Zweitliga-Managerin Lisa Krieger preis. Der Mitgliedsbeitrag (1300 Euro für die 2. Bundesliga) und die Gebühren für die Vorlizenzierung (1850 Euro), Schiedsrichter (360 Euro) und Co. müssen beglichen, ein Haushaltsplan und Nachweise über Nachwuchsarbeit vorgelegt werden. Auch die Höhe der Halle (mindestens sieben Meter) muss eingehalten werden, ein farbig abgesetztes Spielfeld vorhanden sein.

"Unsere Hoptbühlhalle hat eine Genehmigung für die 2. Bundesliga. Es waren für uns vor allem finanzielle Gründe, weshalb wir keine Lizenz beantragt haben", weiß Manfred Herzner, dass der Etat mindestens 60.000 bis 65.000 Euro betragen muss, um in der zweithöchsten Klasse ein halbwegs konkurrenzfähiges Team zu stellen. "Und dies wäre der Haushalt, wenn wir nur mit eigenen Spielerinnen antreten würden", betont Herzner, der einer der Vorsitzenden des TV Villingen ist.

Basketball

Die Wiha Panthers VS haben sich mit der Meisterschaft in der 1. Regionalliga das Aufstiegsrecht für die 2. Liga ProB erworben. Die Lizenz für die Saison 2017/18 haben sie aber (vorerst) nicht bekommen. Eigentlich ist der Auf- und Abstieg in die ProA und ProB einfach geregelt. Die beiden Play-off-Finalisten der jeweiligen Liga steigen auf. In der ProA steigen die beiden schlechtesten Teams ab – in der ProB vier. Der jeweilige Meister aus den vier Regionalligen steigt auf. So ist es zumindest theoretisch. "Man erwirbt nur ein Aufstiegsrecht", erklärt Daniel Müller, Geschäftsführer der 2. Bundesliga GmbH. "Zusätzlich zur sportlichen Qualifikation müssen auch verschiedene andere Anforderungen erfüllt werden, um die Lizenz zu erhalten", verdeutlicht er. Acht Voraussetzungen für die Lizenz gibt es.

Neben der sportlichen Qualifikation muss zum Beispiel auch die Wirtschaftlichkeit gegeben sein, oder die Spielstätte den Vorschriften genügen. Zudem muss eine "angemessene Nachwuchsförderung" betrieben werden. In Ausnahmefällen kann die Lizenz auch unter Auflagen erteilt werden, wenn nicht alle Bedingungen erfüllt sind. Zudem kann man sich mit einer Wildcard in die Liga "einkaufen", wenn nicht alle Startplätze besetzt sind. Beides sei aber nicht der Idealfall, sagt Müller, der noch einmal betont, dass der neue Lizenz-Fall nicht in Verbindung mit dem Quotenstreit steht. Ob die Panthers die Spielberechtigung erhalten sei noch völlig offen.

Handball

Dem Aufstieg des TV St. Georgen in die Südbadenliga steht nichts im Wege. Ein Lizenzierungsverfahren gibt es im Handball erst ab der 2. Bundesliga, erklärt Staffelleiter Hans-Michael Ganter. "Das Spielrecht in der Südbadenliga bekommt man durch die rein sportliche Qualifikation." Matthias Flaig, Abteilungsleiter Handball des TV St. Georgen, verdeutlicht zudem, dass es vom organisatorischen Aspekt her keinen großen Unterschied zwischen Landes- und Südbadenliga gibt. "Die Entfernungen zu den Auswärtsspielen sind gleich, die Schiedsrichtereinteilung und der Ablauf bei den Heimspielen ebenfalls." Auf dem Roßberg sind sie gut gerüstet.

Ringen

Mit der Saison 2017/18 beginnt im deutschen Ringen ein neues Kapitel. 21 Erstliga-Mannschaften kämpfen zunächst in drei Vorrundengruppen um den Einzug in die DM-Endrunde. Die Klubs Nendingen, Ispringen, Weingarten, Schifferstadt und Mansfelder Land haben sich indes in eine neugegründete "Deutsche Ringerliga" verabschiedet. Der Unterbau der Bundesliga ist nicht mehr die 2. Bundesliga, sondern die Regionalliga. Die Meister dieser Klassen werden im Jahr 2018 dann zum Aufstieg in die Bundesliga vom Deutschen Ringer-Bund (DRB) verpflichtet. Es steht auch zur Diskussion, dass die Vizemeister aufsteigen müssen. Ein herkömmliches Lizenzierungsverfahren bei Aufstiegen nach wirtschaftlichen Aspekten gibt es im deutschen Ringen nicht. Die Auflagen (Hallenkapazität und Rahmenbedingungen) sind relativ niedrig gehalten. Der wirtschaftliche Sprung von der Regionalliga in die Bundesliga ist für die Klubs aber groß.

Der KSV Tennenbronn kämpfte in der vergangenen Saison lange um ein Ticket ins Oberhaus, doch Verletzungspech warf die Schwarzwälder wieder zurück. "Hätten wir es sportlich geschafft, hätten wir es gewagt. Aber ein Bundesliga-Aufstieg bleibt für die Regionalligisten ein ziemliches Abenteuer", betont es der Tennensbronner Trainer Matthias Brenn. Er ist deshalb davon überzeugt, dass auch zukünftig der Kreis der Regionalligisten, die unbedingt in die Bundesliga aufsteigen wollen, sehr überschaubar bleibt.

Eishockey

Die Auf- und Abstiegsregelung zwischen der DEL und der DEL2 bleibt im deutschen Eishockey ein leidiges Dauerthema. Der Ist-Stand: In der Saison 2018/19 soll es erstmals eine Verzahnung in Form von Auf- und Abstieg zwischen der DEL und der DEL2 geben. Die DEL forderte aber mit der Frist 31. März 2017, mindestens sechs Bewerber aus der DEL2, welche die entsprechenden Anforderungen in der DEL (Stichwort 9000-Punkte-Katalog) erfüllen können und jeweils eine Bürgschaft von 816. 000 Euro sofort bereitstellen. Die DEL sah in Sachen Bürgschaft die Anforderungen nicht erfüllt. Die DEL2 klagte nun beim Deutschen Sportschiedsgericht in Köln, weil man der Überzeugung ist, dass alle sechs Bürgschaften korrekt erbracht wurden. Im Juni wird eine Entscheidung erwartet, ob die DEL, oder die DEL2 Recht hat. Für René Rudorisch, Geschäftsführer der DEL2, ist dieser Streit schon mal kontraproduktiv.

"Wenn Juristen jetzt schon in diesem frühen Stadium des Konzepts eingreifen müssen, ist dies für die Außendarstellung nicht förderlich. Wenn es aber eine Einigung zwischen der DEL und der DEL2 vor dem Schiedsgericht geben sollte, ist dies schon ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung". so René Rudorisch. Die Wild Wings, so Schwenningens Manager Jürgen Rumrich, würden mittelfristig einen Auf- und Abstieg begrüßen, "auch wenn wir in erster Linie schon davon betroffen wären. Jede Sportart braucht Auf- und Abstieg. Aber die Entscheidung sollte über eine Relegation zwischen beiden Ligen erfolgen".

Na so was

Gruß aus Arabien

Die Verbandsliga-Meisterschaft des FC 08 Villingen hat sich sogar in Saudi-Arabien herumgesprochen – zumindest beim deutschen Botschafter. "Über den Aufstieg des FC 08 Villingen freue ich mich sehr. Als Mitglied und alter FC-08-Fan, der vielleicht den weitesten Anreiseweg ins ebm-papst-Stadion hat, hatte ich eigentlich nie daran gezweifelt. Hochachtung vor Jago Maric, dem Team und allen Verantwortlichen!

Der FC 08 gehört in die Oberliga und ich bin sicher, dass sich das Team dort in den nächsten Jahren halten wird. Das ist gut und wichtig für unsere Region", schreibt Dieter Walter Haller von der deutschen Botschaft aus Riad dem 08-Präsidenten Leo Grimm.