Die Handball-Abteilung, hier Julia Held, ist eines der Aushängeschilder der Turngemeinde Schwenningen. Foto: Marc Eich

Turngemeinde Schwenningen ist ein Paradebeispiel für gute Struktur.

Die Turngemeinde Schwenningen zählt zu den größten Vereinen von Villingen-Schwenningen, beinhaltet elf Abteilungen, die nahezu als selbstständige Vereine agieren, hat rund 1500 Mitglieder und wird von einem vierköpfigen Vorstandsteam geführt.

Der 158 Jahre alte Traditionsverein ist sicherlich eines der Paradebeispiele in der Sportszene im Schwarzwald-Baar-Kreis. Das umfangreiche Angebot, das sich über Handball, Volleyball, Turnen bis hin zum Musikzug erstreckt, bietet mehr als 1500 Menschen in der Region die Möglichkeit, ihre Freizeit zu gestalten. Die TGS wird von Thomas Fichtel, Herbert Mey, Volker Horstmann und Joachim Thiele geführt. Unter dieser vierköpfigen Führungsriege fächern sich insgesamt elf Abteilungen, die "mehr oder weniger breit aufgestellt sind", wie Thomas Fichtel erklärt.

Je nach Größe sind neben dem Abteilungsleiter noch weitere Posten ehrenamtlich besetzt. "Unsere Handballer – beispielsweise –  benötigen organisatorisch viel mehr Leute, als die kleineren Zweige des Vereins", sagt Mey. Dennoch nennt Fichtel die Vereinsgröße "unvorteilhaft". Doch warum das? Die Erklärung des Vorstands für Vermögensverwaltung ist einfach: "Damit wir komplett ehrenamtlich agieren könnten, sind wir zu groß. Um aber einen Vollzeit-Geschäftsführer einzustellen, sind wir wiederum zu klein." Das würde sich nach Angaben von Fichtel nicht rentieren. Deshalb hat die TGS eine Zwischenlösung gefunden: Die Geschäftsstelle, die mit einer Teilzeitkraft besetzt   und   Ansprechpartner für jegliche externe Anfragen ist, dient auch als Koordinationsstelle zwischen der Vereinsführung und den Abteilungen.

"Unsere Geschäftsstellenleiterin Ursula Bruder nimmt uns einiges an Arbeit ab", betonen die beiden Vorstände Fichtel und Mey die Bedeutung dieser Stelle in der Vereinsstruktur. Die Organisation innerhalb der Turngemeinde gilt durchaus als Vorbild für andere Vereine der Region. Dabei profitiert die Vereinsführung von der Selbstständigkeit ihrer untergeordneten Abteilungen – und das nicht erst seit ihrer Amtszeit. "Die TGS ist schon sehr lange so strukturiert. Es sind quasi viele kleine Vereine unter einem gemeinsamen Dach." Doch der Zusammengehörigkeit der Blau-Weißen schadet diese Tatsache gar nicht. "Die Struktur macht bei dieser Vereinsgröße zum einen Sinn, zum anderen aber sind wir trotzdem die große Familie der Turngemeinde." Das wird bei Großveranstaltungen wie dem Neckar-Man unter Beweis gestellt. "Da packen immer alle mit an", lobt Herbert Mey.

Damit diese Familie weiterhin wächst, wurde in der Vergangenheit ein Kindersportzentrum installiert. Ausgehend von der Fechtabteilung, die mit Nachwuchssorgen zu kämpfen hatte, gründeten die Verantwortlichen eine Gruppe für ganz junge Sportler, um sie schon früh an den Verein zu binden. "Leider funktionierte diese Idee nur bedingt", gesteht Fichtel. Denn der Nachwuchs für die Fechter blieb aus. "Das Prinzip an sich klappt aber bis heute", betont das Vorstandsmitglied.

Der Verein übernahm die personellen Verpflichtungen für die Gruppe und bietet den Kindern bis heute ein Angebot, um sie im entsprechendem Alter dann in die Abteilungen zu bringen, die am geeignetsten für die einzelnen Sportler sind. "So generieren wir einen Großteil unseres Nachwuchses." Die professionellen Strukturen bei der Turngemeinde Schwenningen sind für die einzelnen Akteure auch Verpflichtungen. "Ich investiere als Vorstandsmitglied und Trainer viel Zeit in die Vereinsarbeit", sagt Herbert Mey, zuständig für die Liegenschaften des Vereins und Trainer der Leichtathletikabteilung. Thomas Fichtel, hauptberuflich Geschäftsführer eines Bauträgerunternehmens, zählt die Stunden, die er in die TGS steckt, nicht. "Das wäre vermessen und auch der falsche Ansatz, den Verein mit Freude und Spaß zu führen." Auch sei eine konkrete Anzahl an Wochenstunden nicht definierbar. "Mal gibt es größere Projekte, wie die Vereinschronik zum Jubiläum vor acht Jahren, oder Bau- und Sanierungsprojekte, die einem über einen gewissen Zeitraum mehr abverlangen. Dann gibt es aber auch die Wochen und Monate, in denen es weniger zu tun gibt", erläutert Fichtel sein Engagement.

Nach ruhigeren Zeiten sieht es bei der Turngemeinde in naher Zukunft allerdings gar nicht aus. Wie Mey verrät, wird der Trainingsraum auf dem Waldeck, der sich an der Stirnseite des Hartplatzes befindet, erneuert. Hier sollen bald schon zusätzliche Kursangebote stattfinden und – wenn möglich - "soll der Raum nahezu die gesamte Woche belegt sein", hofft Fichtel. "Wir wollen unser Angebot ausbauen. Zuletzt hatten wir erhebliche Probleme, dafür entsprechende Räume zu bieten", erklärt Mey. Schließungen von kleinen Sporthallen, wie beispielsweise der Jahnturnhalle, würden die Belegungszeiten in den großen Hallen zunehmend strapazieren. "Abgesehen von dem Mangel an Trainingszeiten überhaupt, eignen sich die großen Sporthallen, wie am Deutenberg, für manche Sportangebote und Kurse aber auch gar nicht", sagt Fichtel. Hinzu kommt die Nutzung durch die Schulklassen. "Nach dem Umbau unseres Übungsraums auf dem Waldeck können wir vormittags und nachmittags Kurse anbieten."

Ob Aerobic, Gymnastik oder Sportgruppen für Senioren – die Turngemeinde Schwenningen setzt mit dem aktuellen Umbau auf dem Vereinsgelände und dem zusätzlichen Angebot ein klares Signal: Der 158 Jahre alte Verein ist längst nicht zu müde, sich weiter zu entwickeln. Bei der TGS soll noch für viele weitere Jahre Sport betrieben werden – Handball, Volleyball, Gymnastik, Turnen: ganz egal welcher Abteilung die Sportler auch angehören. Alle zusammen sind sie blau und weiß und Mitglieder in einem der größten Vereine von Villingen-Schwenningen.