Die Seelbacherin Franziska Lau sammelt Samen für die Ukraine. Foto: Köhler

Franziska Lau aus Seelbach sammelt Gemüsesamen für die Ukraine. Sie möchte, dass die Menschen vor Ort sich selbst versorgen können und dadurch Hoffnung schöpfen. Über den Verein „Lahr hilft“ kommen die Päckchen ins Kriegsgebiet.

Samen für Möhren, Bohnen, Zwiebeln und mehr, dazwischen einige Päckchen Blumensamen „fürs Herz“: Auf dem Sammeltisch von Franziska Lau ist erneut einiges zusammengekommen. Zweimal hat sie bereits ganze Pakete voller Samenpäckchen in die Ukraine geschickt und auch schon Bilder gesehen, wie Ukrainer ihre Samen aussäen. „Das erfüllt mich mit tiefer Freude“, erklärt Lau im Gespräch mit unserer Redaktion.

Die Idee für die Aktion sei ihr eines Morgens beim Meditieren gekommen. „Samen für die Ukraine – der Gedanke hat sich immer mehr aufgebaut“, sagt sie. Doch sie habe nicht gewusst, ob Samen überhaupt benötigt werden. Deshalb habe sie Kontakt zum Verein „Lahr hilft“, für den sie zuvor bereits gespendet hatte, und dessen Vorsitzenden Pirmin Styrnol aufgenommen. „Pirmin wusste es erst auch nicht, hat aber dann in der Ukraine nachgefragt“, erzählt Lau. Dabei sei herausgekommen, dass die Menschen sich sehr über Samen freuen würden. „Es gibt dort keinen Supermarkt mehr, wo sich die Menschen einfach etwas holen können“, skizziert die Seelbacherin. Deshalb seien die Gemüsesamen sehr willkommen.

Saatgutfirma wird auf Aktion aufmerksam

Die Yogalehrerin berichtet, dass sie im kleinen Rahmen angefangen hat, Spenden zu sammeln: in ihrem Freundeskreis und in ihren Yoga-Gruppen. Über einen Klassenkameraden ihres Enkels sei die Saatgutfirma Dillmann aus Berglen bei Stuttgart auf die Aktion aufmerksam geworden. Diese habe ein großes Päckchen gespendet. Lau habe weiterhin versucht, mit Anschreiben und Plakaten unter dem Motto „Möge die Ukraine wieder erblühen“ auf ihre Idee aufmerksam zu machen – mit einigem Erfolg. „Eine Gruppe in Lahr hat Geld gesammelt und 300 Euro zusammengetragen“, berichtet die Seelbacherin.

So kamen bereits zwei Fuhren zusammen, die nach Kiew gebracht wurden, schildert Lau weiter. Zunächst landen sie gesammelt in einem Büro als Zwischenstation. „Dort werden dann Pakete so zusammengestellt, dass jeder Einzelne eine gute Mischung bekommt.“

Lau appelliert: „Die Leute sollen ihre Herzen öffnen und Saatgut sammeln und spenden. Ein Päckchen Samen kostet hier nur einen Euro, ist aber in der Ukraine sehr wertvoll.“ Zudem könne die Spendenaktion als Friedensbotschaft verstanden werden: „Nicht Munition, sondern Samen streuen.“

Gefüllte Mägen sorgen für Hoffnung

Für Lau steckt nämlich noch mehr dahinter, als „nur“ die Mägen zu füllen. „Essen stärkt die Seele. Wenn die Menschen Gemüse anbauen, erschaffen sie selbst etwas. Das gibt Hoffnung“. Vor allem wenn, wie es die Yogalehrerin oft erlebt, neben den Gemüsesamen noch ein Päckchen Blumensamen gegeben wird. „Man spürt, es ist den Menschen auch eine Herzensangelegenheit“.

Eine ältere Dame, „die selbst nicht viel Geld hat“, wie Laut sagt, habe sich die Mühe gemacht und Samen selbst gesammelt und in liebevoll gestalteten, kleinen Päckchen abgegeben. Auch Schulklassen haben sich bereits beteiligt und „alles mögliche gesammelt. Da hatten die Kinder das Gefühl, etwas sinnvolles zu tun.“ Solche Geschichten freuen Lau besonders.

Mit der Vision, die Ukraine „wieder erblühen zu lassen“, denkt Franziska Lau auch bereits an die Zeit nach dem Krieg und den Wiederaufbau. „Wenn es blüht, kommen Insekten und Bienen“, sagt sie. Sie wünscht sich, dass Imker Bienenstöcke spenden oder Baumschulen Bäume, die sie ansonsten zerschreddern würden. So wie aus einem kleinen Samen eine große Pflanze wächst, kann aus einer kleinen Idee eine große Hilfsaktion werden, hofft Lau.

So kann man spenden

„Die Menschen können selbst Samen sammeln, oder sie einfach in den Fachmärkten kaufen“, sagt Franziska Lau. Wer etwas abgeben möchte, kann dies direkt bei ihr tun oder beim Verein „Lahr hilft“ auf dem ehemaligen Postareal an der Ecke Lotzbeckstraße/Friedrich-Geßler-Straße. Das Gelände ist von Dienstag bis Freitag von 11 Uhr bis 18 Uhr und samstags von 11 Uhr bis 16 Uhr offen. Am heutigen Samstag organisiert der Verein zudem dort einen Essen- und Kuchenverkauf. Dabei wird es auch die Möglichkeit geben, mit ukrainischen Mitmenschen in den Austausch zu gehen und dem Verein über die Schulter zu schauen.