Mehr Budget für die Mobile Jugendarbeit in Balingen fordern Nathalie Hahn und Gerhard Eppler. Foto: Meene

„An den Jugendlichen wird viel zu häufig gespart“, ist SPD-Gemeinderätin Nathalie Hahn der Meinung. Sie fordert ein größeres Budget für die Mobile Jugendarbeit in Balingen und den Stadtteilen – denn der Bedarf hat deutlich zugenommen.

Mehr Budget für die Mobile Jugendarbeit forderte die SPD jüngst in einer Gemeinderatssitzung. „Die Stadt wünscht sich mehr Präsenz von den Streetworkern, will es dann aber nicht finanzieren“, kritisiert die SPD-Rätin Nathalie Hahn. Sie ist der Meinung: „An den Jugendlichen wird viel zu häufig gespart.“

Aktuell werden von der Stadt anderthalb Stellen für die Mobile Jugendarbeit finanziert, angestellt über die Mariaberger A&S gGmbH. „Das ist eindeutig zu wenig“, findet Hahn. Im Zuge der Gartenschau fordere die Stadt mehr Präsenz von den Streetworkern, unter anderem im Bereich des Aktivparks. „Es ist aber auch klar, dass dann etwas anderes hinten runterfällt“, erklärt Gerhard Eppler der gemeinsam mit seiner Kollegin Lena Mispelhorn für die Mobile Jugendarbeit in Balingen und den Stadtteilen zuständig ist.

Im vergangenen Jahr war die Stelle von Eppler auf 100 Prozent aufgestockt worden, seine Kollegin arbeitet weiterhin nur 50 Prozent. Dadurch sei nicht nur ein „massives Stellenungleichgewicht“ entstanden, sondern auch eine Vielzahl an Überstunden für die Streetworker.

Niemals allein aufdie Straße

Eines der Hauptbestandteile der Mobilen Jugendarbeit sei die „aufsuchende Arbeit“ auf den Straßen. Laut den fachlichen Standards sei es vorgeschrieben, niemals allein, sondern zu zweit auf die Jugendlichen auf der Straße zuzugehen. „Das hat auch was mit unserer Sicherheit zu tun“, erklärt Eppler.

Die Mobile Jugendarbeit in Balingen ist Ansprechpartner „für alle, die aus dem Raster fallen“ im Alter von 14 bis 27 Jahren. Erst durch die Arbeit auf der Straße, besser bekannt als Streetwork, kommen die Sozialarbeiter in Kontakt mit den Jugendlichen.

Höchste Priorität habe dann die sogenannte Einzelfallarbeit. Zu Eppler und Mispelhorn kommen Jugendliche um über Themen zu sprechen, die sie beschäftigen: Mentale Gesundheit, Liebesbeziehungen, Sexualität, Drogenkonsum oder Probleme im Elternhaus.

„Der Bedarf ist definitiv größer geworden“, stellt Eppler fest. Gerade das Thema psychische Probleme hätte deutlich an Präsens gewonnen: „Corona war ein Verstärker für viele Missstände“, vermutet er.

Für den Streetworker ist klar: „Wir können nie alle erreichen.“ Mit einer Erhöhung des städtischen Budgets wird auch die Hoffnung verknüpft, dass noch andere angedachte Projekte in die Tat umgesetzt werden – und bisherige Projekte weiterhin gestemmt werden können.

Geschützter Raum undAustauschforum

Ein großer Erfolg sei etwa das „Queer Café“, das in diesem Jahr sein einjähriges Jubiläum feiert. Landkreisübergreifend habe sich der Treffpunkt als geschützter Raum und Austauschforum zu den Themen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt etabliert. „Hier müssen dringend mehr Ressourcen investiert werden“, sagt Eppler.

„Viele wissen einfach nicht, wie schlecht es manchen Jugendlichen geht“, sagt Hahn. Und weiter fragt sie: „Was ist uns diese Arbeit wert, die wir für Jugendliche am Rande der Gesellschaft machen?“ Einen offiziellen Antrag zur Erhöhung des Budgets für die Mobile Jugendarbeit soll in einer kommenden Gemeinderatssitzung vorgelegt werden. Denn auch das sei ein maßgeblicher Bestandteil der Arbeit mit Jugendlichen: Ansprechpartner für die Kommunalpolitik zu sein und den Bedarf von Menschen zu äußern, die selbst nicht die Möglichkeiten dazu haben.