Nach dem Abbruch des Southside Festivals fragen sich frustrierte Fans, ob die Kosten für die Tickets zurückerstattet werden. Foto: dpa

Nach Festival-Abbruch: Verbraucherschützer gehen davon aus, dass ein Teil erstattet wird. Veranstalter will Ansprüche prüfen.

Neuhausen ob Eck/Hamburg - Nach nur acht Bands wurde das Southside-Musikfestival in Neuhausen ob Eck am Freitagabend abgebrochen. Schwere Unwetter hatten das Gelände verwüstet, es gab Verletzte, und die Veranstalter erklärten, nicht mehr für Ordnung und Sicherheit sorgen zu können.

Nachdem die meisten Besucher die Nacht von Freitag auf Samstag in den Autos verbracht hatten, traten am Samstag knapp 60.000 Festivalgäste die Heimreise an. Bis dahin war keine der wichtigsten Bands aufgetreten, der Frust bei den Besuchern war entsprechend groß – immerhin hatten sie für drei Tage Musik gezahlt, für Deichkind, The Prodigy, Rammstein, Mumford & Sons und andere Bands.

Frustrierte Fans fragen sich nun: Werden die Kosten für die Tickets zurückerstattet? Ähnlich erging es in diesem Jahr schon den Besuchern von Rock am Ring, das ebenfalls abgebrochen wurde. Für diesen Fall ist noch keine Entscheidung gefallen, doch Anwälte und Verbraucherschützer argumentierten damals: Festivalbesucher hätten Anspruch auf eine Rückerstattung der Ticketkosten – zumindest zum Teil. Dies könnte nun auch für das Southside-Festival gelten. "Ein Veranstalter macht sich grundsätzlich nicht schadenersatzpflichtig, wenn er seine Veranstaltung wetterbedingt absagt", sagte Thomas Waetke, Anwalt für Eventrecht, unserer Zeitung. Ein Konzertveranstalter könne schließlich nichts dafür, wenn ein Unwetter aufzieht.

Auch Rock-am-Ring-Veranstalter Marek Lieberberg berief sich nach der Absage des Festivals auf "höhere Gewalt". Das heißt: Keiner der Besucher hat in so einem Fall Anspruch auf Schmerzensgeld für den zeitlichen Aufwand, für Mehrkosten wegen externer Übernachtungen oder für die Umstände während der Evakuierung des Festivalgeländes. "Allerdings wird es dann so sein, dass der Veranstalter seinem Besucher den Eintrittspreis – ganz oder anteilig je nach Fortschritt der Veranstaltung – wieder zurückzahlen muss", sagte Waetke. Rechtlich spricht man dabei von "Unmöglichkeit": Ein schweres Unwetter, wie am Wochenende, ist höhere Gewalt – und macht es dem Veranstalter unmöglich, die Leistungen zu erbringen. Umgekehrt müsse aber auch der Besucher nicht mehr leisten, sagte Waetke, sprich das Eintrittsgeld bezahlen.

In den AGB von FKP Scorpio finden sich keine Erläuterungen

Im Fall des Southside Festivals hieße das, ähnlich wie bei Rock am Ring: Je nachdem, wie viele Shows ausfielen, oder welche Bands schon vor Abbruch auf der Bühne waren, könnten Besucher einen Teil des Eintrittsgeldes zurückverlangen. Auch die Verbraucherzentrale von Rheinland-Pfalz teilte nach dem Abbruch von Rock am Ring mit: "Müssen Teile einer Musikveranstaltung wegen höherer Gewalt ausfallen, dann entfällt dafür der Eintrittspreis. Betroffene Besucher können das gezahlte Eintrittsentgelt zurückverlangen, soweit bei dem Festival keine Leistung erbracht werden konnte." Erfolgte nur ein Teil der Leistung – also der Konzerte –, so richte sich die Höhe der erstatteten Kosten anteilig nach der Anzahl der ausgefallenen Bandauftritte.

Uneinigkeit gab es im Fall von Rock am Ring allerdings darüber, wer nun die Verantwortung – und somit die Kosten – für das ausgefallene Festival zu tragen habe. Damals hatte vor allem die zuständige Gemeinde auf den Abbruch gedrängt, die Veranstalter hatten sich dieser Forderung nach eigenen Angaben nur gebeugt. Vonseiten der Southside-Veranstalter gibt es bislang noch keine Auskunft – diese soll im Laufe einiger Wochen folgen.

Es brauche Zeit, um die Situation in Ruhe zu prüfen und zu bewerten, erklärte die FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH mit Sitz in Hamburg auf Anfrage unserer Zeitung. Geht man von den geltenden rechtlichen Grundlagen aus, können die Festivalbesucher wohl auf eine Teilerstattung der Ticketpreise hoffen – wie das konkrete Vorgehen der Veranstalter sein wird, bleibt noch offen. Völlig ungeklärt ist auch die Situation der vielen Caterer und Händler, die im Vorfeld nicht nur Lizenzgebühren zahlen mussten, um auf dem Gelände Essen, Trinken und diverse Waren verkaufen zu dürfen.

Info: Southside 2017

Eigentlich sollte am Montag der Vorverkauf für das Southside 2017 (23. bis 25. Juni) starten. Wie FKP Scorpio mitteilte, werde man den Vorverkauf "ein wenig verschieben müssen". Unter anderem wolle man sich "etwas überlegen", um Besuchern für den Programm-Ausfall am Wochenende entgegenzukommen. Ab sofort kann man sich online unter www.southside.de für den Vorverkauf 2017 registrieren und dabei die Ticketnummer von 2016 angeben. Wer sein Ticket nicht mehr hat, kann sich an das Serviceteam (E-Mail: serviceteam@fkpscorpio.com) wenden.