Eine Probe unter Corona-Bedingungen. Foto: Verein

Ein 100. Vereinsjubiläum ist ja nicht nichts. Um so mehr schmerzt es, wenn es, obwohl gut vorbereitet, nicht gebührend würdig gefeiert werden kann. Vor dieser Herausforderung stehen und standen Vereine in der Region wegen Corona seit Frühjahr 2020. Auch der Simmozheimer Musikverein (MV), der diesen Geburtstag in diesem Jahr zu einem Fest machen wollte.

Simmozheim - "Wir wollten unser Jubiläum mit einem Oktoberfest in der Geißberghalle feiern und hatten dafür die bekannte Festzelt-Kapelle ›Lausbuba‹ verpflichtet"“, erzählt Vereinsvorsitzender Heiko Erdmann von den Plänen. Ein solcher Act ist nicht für ein Taschengeld zu haben, sprich, die Halle muss voll sein, damit der Verein am Ende nicht drauflegt. Bei den geltenden Corona-Bedingungen für Veranstaltungen, die mit Blick auf den Herbst und Winter sich auch wieder verschärfen, haben die Verantwortlichen schweren Herzens beschlossen, das Oktoberfest frühzeitig abzusagen, um eventuelle Storno-Kosten zu vermeiden. Und gleich mit abgesagt wurde der geplante Frühschoppen mit Unterhaltung, der für den Tag nach dem Oktoberfest in der Geisberghalle geplant war. Nun hoffen der Vorsitzende und natürlich die gesamte Musikerfamilie, dass wenigsten ihr für den 4. Dezember terminierter Festakt mit Ehrengästen, Vertretern der Gemeinde, des Blasmusik-Kreisverbands und befreundeter Musikvereine wie geplant stattfinden kann. Aber auch da sei man vor Überraschungen wohl nicht gefeit, meint der MV-Chef.

Die Vereine insgesamt finanzieren sich zu einem Großteil über eigene Veranstaltungen, der MV zum Beispiel über sein allseits beliebtes jährliches Schlachtfest oder übers Simmozheimer Dorffest, das alle Vereine des Ortes gemeinsam veranstalten mit je einem eigenen Stand. Das Schlachtfest musste im vergangenen Jahr schon ausfallen und in seiner gewohnten Form auch diesmal. Erdmann: "Man kann so etwas nicht planen. Die Personenzahl wäre begrenzt, man müsste das Gelände einzäunen und hätte dazu einen hohen Kontrollaufwand, was die Zugangsvoraussetzungen und die Abstandsregeln angeht." Jedoch gibt es heuer eine Alternative, damit wenigstens etwas Geld in die Vereinskasse kommt. Die MVler bieten Ende des Monats eine "Schlachtplatte to go" an, die vorbestellt werden musste. "Bei einem normalen Schlachtfest geben wir üblicherweise bis zu 800 Portionen aus, jetzt sind 120 Portionen vorbestellt", macht Erdmann deutlich, was in normalen Zeiten möglich wäre.

Austausch fehltallen am meisten

"Wir proben jetzt wieder in unserer Musikerklause über der Geißberghalle", erzählt Erdmann, "allerdings ist es etwas unbefriedigend, wenn man kein Ziel hat, auf das man hinprobt." So wie das Jubiläumsfest. Am meisten gefehlt habe sowohl den Jugendlichen als auch den Erwachsenen in der Zeit, als Proben verboten waren, die Gemeinschaft, der Austausch rund um eine Probe und natürlich die gemeinsamen kleineren und größeren Auftritte, auch der Austausch mit anderen Kapellen.

Der Dirigent der Jugendkapelle hat seinen Schützlingen in dieser Zeit Noten geschickt, jeder hat sich dann beim Spielen selbst aufgenommen und daraus wurde ein gemeinsames Konzert geschnitten. Oder sie haben eine Klorollen-Challenge aufgenommen. Das waren Aktivitäten, um den Zusammenhalt zu festigen. Was auch erfolgreich war, denn fast alle Jugendlichen sind dem MV treu geblieben und auch alle erwachsenen Musiker sind noch da.

Erdmann betont das sehr gute Vertrauensverhältnis zwischen dem MV und der Gemeindeverwaltung mit Bürgermeister Stefan Feigl an der Spitze. Das sei besonders während der oft wechselnden Vorgaben in den vergangenen eineinhalb Jahren sehr hilfreich gewesen. Hier schloss er den Blasmusik-Kreisverband mit ein, der sich mit den relevanten Ministerien des Landes jeweils kurzgeschlossen habe, um die Vorgaben der Politik verständlich und konkret an die Vereine weitergeben zu können.

Erdmann, der seit 2008 an der Spitze des MV steht und davor schon als Jugendleiter und zweiter Vorsitzender Verantwortung inne hatte, hat mit dem Verein schon vieles erlebt und kann auf manche Ausflüge zu befreundeten Vereinen deutschlandweit wie auf internationale Musikerreisen zurückblicken. Zum Beispiel auf die Griechenlandreise in seinem ersten Jahr als Vorsitzender, die der Kreisverbandsvorsitzende Hans Joachim Fuchtel initiiert und begleitet hat. Damals spielte man ein Konzert zum Tag der Deutschen Einheit in der deutschen Botschaft.

Blick richtet sich schon gen Weihnachten

Den Wunsch nach Normalität im Vereinsleben teilt Erdmann wohl mit allen ehrenamtlich Verantwortlichen in den Vereinen der unterschiedlichen Sparten wie auch deren Mitgliedern, sei es in Musik- oder Sportvereinen ebenso wie in Chören oder anderen engagierten Gruppen. Sie alle haben die Hoffnung und arbeiten dafür, dass dies möglich bleibt. Und Erdmann äußert noch eine Hoffnung zum Schluss: "Unser Weihnachtsspiel am Heilig Abend hat auch schon eine hundertjährige Tradition. Bereits im Gründungsjahr haben die damaligen Musiker damit die Bevölkerung auf das Weihnachtsfest eingestimmt. Hoffentlich dürfen wir dieses Jahr wieder durchs Dorf ziehen und an den verschiedenen Stellen die Weihnachtsweisen spielen." Denn diese Aktion an der frischen Luft war im vergangenen Jahr aus Angst vor Corona ebenfalls gestrichen worden.