Eine ganze Reihe von Künstlern hatte sich für ein Gastspiel in Simmersfeld begeistern lassen. Fotos: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Varieté: Die Zuschauer im Simmersfelder Festspielhaus erfreuen sich an mehrgängigem Unterhaltungsmenü

Eine Luftakrobatin auf dem Trapez, ein Komödiant, der mit Tennisbällen Musik macht, ein rasanter Diabolospieler und ein pfiffiger Moderator, der zaubern kann: Im Festspielhaus Simmersfeld wurde ein fantastisches Mehrgang-Unterhaltungsmenü serviert.

Simmersfeld. Es hat sich herumgesprochen, dass die Kulturwerkstatt Simmersfeld weder Kosten noch Mühe scheut, um zwischen den Jahren ein tolles Varieté-Programm auf die Beine zu stellen. Diesmal hatte es der künstlerische Leiter Roland Schweizer leicht, Profis zu verpflichten, die den Ansprüchen genügen. Dafür hat der in Erfurt geborene, lange Zeit in Berlin lebende Entertainer und Magier Bert Rex gesorgt, der mit seiner Familie im Altensteiger Stadtteil Überberg sesshaft geworden ist. Durch seine deutschlandweiten Auftritte – zuletzt in Kassel – kam er in Kontakt mit Unterhaltungskünstlern, die sich für ein Gastspiel in Simmersfeld begeistern ließen. Zum ersten Mal gab es im Festspielhaus zwei Vorstellungen – eine am Freitagabend, die andere am Samstagnachmittag. Beide waren ausverkauft.

Bert Rex unterhält sein Publikum mit Zaubereien und verblüffenden Tricks und ist ein Entertainer par exzellence. Er sprüht vor Witz und Charme, ist schlagfertig, hat überraschende Einfälle, verursacht (gewollte) Pannen und freut sich diebisch über viele "Ahs" und "Ohs" im Saal. Der gebürtige Thüringer baut Zuschauer liebend gern in seine Show ein. Wer sich ziert, wie am Freitagabend Marcella aus Wildberg, wird mit einem zugeworfenen Seil von ihrem Sitzplatz quasi auf die Bühne gezogen. Und die neunjährige Emma animierte er mit einem gelben Filzball, der Töne von sich gibt, zum Mitmachen.

Rex’ Zaubertricks haben es in sich. Wie er einen Spazierstock in zwei blaue Bänder verwandelt, aus einem Stapel Skatkarten auf Zuruf nach vorherigem Durchmischen die gewünschte Kreuz-Dame hervorzieht oder eine "Bumerang-Spielkarte" wegzaubert und sie zurückholt erstaunt. Und er verrät Tricks, die schief gehen, wenn unter dem Tuch eine Saitenwurst auftaucht und ein Bild mit einem Schwein statt mit einer Kuh darauf. Amüsiert haben sich die Zuschauer auch bei einer Zauberei in Zeitlupe.

Michael ist der Partner von Frau Bonse. Bis zu fünf Tischtennisbälle hat er vom vollen Mund auf eine Tafel mit unterschiedlichen Tönen torpediert, ein Stück von Mozart und Beethoven intoniert und mit seiner Frau Bonse mit langen, bunten Kunststoffröhren harmonische Klänge erzeugt. Eine ganz starke Nummer war der rasante Bändertanz von Stefanie Bonse und dem als Gaucho verkleideten Michael Korthaus.

Dann wurde es mucksmäuschenstill im Festspielhaus. Roxana schwang sich auf ein Trapez, reckte und streckte sich in großer Höhe auf dem Trapez, vollführte abenteuerliche Bewegungen und wurde für ihre artistische Nummer gefeiert. Später jonglierte sie mit Händen und Füßen. Benny M. aus Hannover wirbelte zuerst mit einem und zum Schluss mit drei Doppelkegeln in immer schneller werdenden Rhythmus an Seilen über die Bühne, sprang auf einen Kasten, ohne dass die Diabolos herunterfielen und verabschiedete sich mit einem halsbrecherischen Überschlag.

Zum Finale erschienen alle Künstler auf der in Rauch gehüllten Rampe und ließen sich ausgiebig applaudieren. Auf die angekündigten 100 Luftballone, die es laut Rex vom Himmel regnen sollte, warteten die Zuschauer vergeblich. Dafür wurde ein Beutel auf die Bühne geworfen, die Artisten, Akrobaten und Musiker verteilten sie im Saal und überließen es dem Publikum, die Luftgebilde aufzublasen und auf Wanderschaft zu schicken.