Der Wald als Ort der Ruhe und Entspannung und als Therapiezentrum bei Herz-, Kreislauf- und Burnout-Erkrankungen: Gisela Steuber (links) aus Simmersfeld ist ausgebildete Kursleiterin der japanischen Heilkunst Shinrin Yoku. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

VHS-Kurs: Gisela Steuber bietet in Simmersfeld Unterweisungen in der japanischen Heilkunst Shinrin Yoku an

Der Blutdruck sinkt, das Immunsystem wird gestärkt und der Stress wird abgebaut, wenn man achtsam durch den Wald spaziert, verschiedene Übungen macht und die ätherischen Öle der Bäume einatmet. Sagt Gisela Steuber aus Simmersfeld. Sie ist ausgebildete Kursleiterin des japanischen Therapiekonzepts Shinrin Yoku.

Simmersfeld. Der Waldspaziergang begann im Ahornweg. Nach wenigen Schritten bog Gisela Steuber in einen schmalen Waldweg ein, erreichte eine kleine Lichtung und hielt inne. Sie begrüßte umstehende Bäume, strich mit den Händen über die Rinde, lehnte sich gegen den Stamm, breitete die Arme aus, atmete mehrmals tief ein und aus. Dann zog sie ihre Schuhe aus, ging barfuß über einen moosbedeckten Weg weiter, nahm die Natur mit allen Sinnen wahr, hörte auf das leise Rauschen von Blättern im Wind, den Lockruf eines Vogels. Nach zweieinhalb Stunden kehrte sie an den Ausgangsort und lud zu einem kühlen Getränk ins Haus ein. Dort zitierte ihr Mann Matthias die Heilige Hildegard von Bingen: "Geh einfach ins Grün des Waldes und du wirst Heilung erfahren, indem du dort bist und atmest".

Der Erziehungswissenschaftler hat sich ausgiebig mit dem Shinrin Yoku (übersetzt "Waldbaden", doch Steuber nennt es lieber "Waldatmen") befasst. Die von der Volkshochschule Oberes Nagoldtal im September angebotenen Kurse beginnen immer mit seinen Erklärungen über die japanische Heilkunst.

Zuerst räumt er mit einem Vorurteil auf: "Shinrin Yoku ist keine Spinnerei und kein esoterischer Humbug." In Japan sei die Methode ein Teil der öffentlichen Gesundheitsvorsorge und werde von den staatlichen Krankenversicherungen bezuschusst, weil man herausgefunden habe, dass sich ein längerer Aufenthalt im Wald positiv auf den Körper und die Psyche auswirkt. In Rothaus-Grafenhausen im Südschwarzwald sei im Juni 2018 der erste, offizielle Waldtherapieweg eröffnet worden.

Gisela Steuber erinnerte an den Bestseller von Peter Wohlleben "Das geheime Leben der Bäume". Der Förster habe geschrieben, wie die Bäume miteinander kommunizieren und sich so vor Schädlingen und Krankheiten schützen.

Die gelernte Reiseverkehrskauffrau ist hauptberuflich für das Staatsbad Bad Wildbad tätig. Sie blickt auf eine zweijährige Ausbildung als Feng Shui-Beraterin – Ziel ist die Harmonisierung des Menschen mit seiner Umgebung – zurück. Den Lehrgang Shinrin Yoku hat Gisela Steuber beim Naturheilverein in Baden-Baden absolviert und laut Urkunde "mit ausgezeichnetem Erfolg" abgeschlossen.

Woher ihr Interesse für das Waldbaden kommt? "Meine Eltern haben in Öhringen jedes freie Wochenende mit Spaziergängen im Wald verbracht. Und meine Mutter hat mich unterwegs immer wieder aufgefordert , tief ein- und auszuatmen, das sei wichtig für das Wohlbefinden. Das hat sich bei mir tief eingeprägt." Ihren Mann – er stammt aus Celle – hat sie beim Skifahren in Todtmoos kennengelernt "Wir lagen geistig auf der gleichen Linie." Vor sechs Jahren haben sie "wegen der guten Luft" im Simmersfelder Ahornweg ein Haus gekauft. "Wir leben im Einklang mit der Natur", versichern sie. Und sind gespannt, wer sich für die Volkshochschulkurse am Freitag, 28. September und Freitag, 12. Oktober anmeldet (Telefon 07452/93150) .

Gestartet wird jeweils um 17.30 Uhr. Das Waldatmen findet bei jeder Witterung statt. Nähere Auskunft erteilen Gisela und Matthias Steuber unter Telefon 07484/9 29 97 77.