Zahnlücken, wie die Popikone Madonna eine hat, sind Kult. Der Kieferorthopädie zum Trotz stehen viele Promis zu ihrem rotzigen Grundschul-Look. Foto: dpa

Stuttgart -Für jeden Kieferorthopäden sind sie ein Graus, doch die Franzosen nennen sie liebevoll "Glückszahn" - nicht erst seit Brigitte Bardot gelten Zahnlücken als sexy. Auch andere Stars haben ihre kleinen Schönheitsmakel zum Markenzeichen gemacht. Was wäre Barbra Steisand ohne ihren leichten Silberblick? Wir haben uns die Stars mit ihren klitzekleinen, unheimlich charmanten Schönheitsfehlern einmal genauer angeschaut.

Wolfgang List (Bild rechts) kennt die Promis nicht nur von ihrer Schokoladenseite. Der Ludwigsburger Event- und Pressefotograf hatte unter anderem schon den spanischen König Juan Carlos vor der Linse. Er hat mit uns über Makel gesprochen und darüber, dass wahre Schönheit vor allem eine Frage des Blickwinkels ist.

Der Silberblick von Barbara Streisand oder die Zahnlücke von Madonna - wie schaffen es Promis, aus etwas ein Markenzeichen zu machen, das eigentlich als Makel gilt?

Wolfgang List: Viele Promis wurden als Kinder mit ihrem Makel gehänselt. Das hat bei vielen dazu beigetragen, dass sie aus ihren kleinen "Fehlern" ihre Stärke und sogar ein Markenzeichen machten. Wie bei Sunzi (ein chinesischer Militärstratege, um 500 v. Chr. - Anmerkung der Redaktion): Nicht des Gegners Schwächen zu seinen Stärken machen, sondern die eigenen Schwächen zu seinen Stärken machen. Oft hilft auch, den Makel mit Humor zu nehmen.
 
Ist Perfektion heute out?

Im Gegenteil: Perfektion ist heute mehr denn je wichtig und angesagt. Beruflich wie privat steht man zunehmend unter Beobachtung. Bei uns ist das zwar noch nicht so extrem wie in den USA, aber ich sehe das kommen. Man sagt, die Akzeptanz für das Anderssein sei größer geworden, daran zweifle ich allerdings ab und zu ein wenig.
 
Welche kleinen Schönheitsfehler finden Sie besonders charmant?

1. Cindy Crawfords Leberfleck oberhalb der Lippe  - 2. Cindy Crawford und 3. Cindy Crawford

Wenn jemand einen kleinen Makel hat, wie bekommen Sie als Fotograf es hin, dass derjenige trotzdem super aussieht?

Das ist ja die eigentliche Kunst, Menschen so in Szene zu setzen, dass sie sich selbst gefallen. Dabei ist es wichtig, viel über die Person zu wissen und sie zu kennen, mit allen Stärken und Schwächen. Gut zuhören und beobachten, dann merkt man meist, wie sich die Leute am besten gefallen. Bryan Adams zum Beispiel lässt sich grundsätzlich nur von einer Seite fotografieren.

Die Bilder der Promis stürzen Normalfrauen oft in Verzweiflung. Aus Ihrer Erfahrung: Was ist daran echt und was Retusche?


Also hier muss ich wirklich sagen, dass in immer mehr Magazinen an Fotos sehr viel bearbeitet wird. Liebe Frauen, keine Angst und keine Sorge, das hat mit unserem täglichen Aussehen manchmal nicht mehr viel zu tun. Hier wird so manches Mal das gesamte Programm der Bildbearbeitung abgegrast: Falten weg, Hüften und Gesicht schmaler, Brust größer und alles, was einem sonst noch so einfällt. Ich habe in manch einem Magazin Fotos von Promis gesehen, die ich persönlich kenne und kaum wiedererkannt habe.

Ich selbst mag Bildbearbeitung eigentlich gar nicht. Mir gefällt Natürlichkeit. Fotografen sollten versuchen, mit dem richtigen Blick und der richtigen Position das Beste aus einem Menschen herauszuholen.