Zeigt in die Richtung, aus der sie das Geheul gehört hat: Ursula Golias. Foto: Müller

Urlauberin hört im Wald seltsames Geräusch. Experten bezweifeln Vermutung. Bürgermeister hofft auf Hund.

Seewald-Morgental - Die Bewohnerin eines Ferienhauses im Morgental hat nachts etwas gehört, das wie Wolfsgeheul klang. Doch Experten bezweifeln, dass es sich um einen Wolf gehandelt haben könnte.

Nacht über Morgental, Vollmond. Ursula Golias sitzt eine halbe Stunde vor Mitternacht vor ihrem Ferienhaus nahe dem Omersbach und genießt die Kühle. Auf einmal hört sie Geheul. "Ich dachte erst, es muss ein Hund sein. Aber so ein Geheul habe ich nie davor gehört. Außerdem war sonst niemand da", sagt die Rentnerin aus Bitzingen bei Leonberg. Ihre Schlussfolgerung: Es könnte ein Wolf sein, der dort für etwa eine halbe Stunde geheult hat.

Nein, sie habe keine Angst vor Wölfen, aber um diese Zeit allein in den Wald, um nachzuschauen ob es nicht doch ein Hund ist, das traute sie sich dann doch nicht, erzählt sie. Und Tiere hört sie in dieser abgeschiedenen Gegend häufig.

Doch das ist meist das Röhren von Hirschen. Ihr Ferienhaus steht in einer abgelegenen Gegend, es ist nur über Waldwege zu erreichen, andere Bewohner des Morgentals waren ihres Wissens zu dieser Zeit nicht da.

Doch kann es wirklich sein, dass sich ein Wolf in diesem Gebiet aufhält? Nachfrage beim Förster. "Die Wahrscheinlichkeit, dass es wirklich ein Wolf ist, halte ich für sehr, sehr gering", sagt Revierleiter Thomas Pröschl.

Aber angesichts des Wolfs, der vor kurzem bei Lahr an der Autobahn 5 gefunden wurde, will er es nicht kategorisch ausschließen. Möglich wäre es, dass ein Wolf herumgestreunt ist, und mit seinem Heulen nach anderen Wölfen gesucht hat, meint Pröschl. Aber viel wahrscheinlicher habe es sich um ein anderes Tier gehandelt.

Nach dem Wolfsfund in Lahr könne man durchaus davon ausgehen, dass es möglicherweise noch weitere einzelne Wölfe im Schwarzwald gebe, sagt Ralf Bürglin, Pressesprecher der Stiftung für Bären, die in Bad Rippoldsau-Schapbach den Wolf- und Bärenpark betreibt. Wölfe würden das Heulen nutzen, um mit Artgenossen in Kontakt zu treten.

Allerdings glaubt auch er, dass es sich eher um einen Hund handeln könnte. Denn das Geheul der Tiere sei selbst für Experten schwer zu unterscheiden. Außerdem sei die Bevölkerung nach dem Fund bei Lahr und der Sichtung eines wolfähnlichen Tieres bei Rosenfeld-Brittheim sehr sensibilisiert.

Michael Herdtfelder ist bei der Forstwirtschaftlichen Versuchsanstalt in Freiburg unter anderem auch für Wölfe zuständig. Er hält es für sehr unwahrscheinlich, dass es sich um einen Wolf gehandelt haben könnte. Denn Wölfe heulten vor allem, wenn sie in Rudeln unterwegs seien, im Schwarzwald seien sie aber, wenn überhaupt, einzeln unterwegs.

Er ist sich sicher, dass es sich um einen Hund handelt. Bisher sei es immer so gewesen, dass sich solche vermeintlichen Wölfe später als Hunde herausgestellt hätten. Aber dem Fall will er nachgehen. Seewalds Bürgermeister Gerhard Müller sind keine Fälle bekannt, dass Bürger ein Heulen gehört haben. "Ich bin auch nicht gerade scharf darauf", sagt Müller ganz ehrlich. Es seien Wildtiere, und der Umgang mit ihnen können sich sehr problematisch gestalten. Er hoffe doch sehr, dass es sich um einen Hund gehandelt habe.