Nichts geht mehr: Zwischen Hardt und Schramberg stürzte ein Baum auf die Straße und blockierte diese komplett. Foto: Dold

Orkanböen halten Einsatzkräfte im ganzen Land in Atem. Züge entgleist. Mit Videos

Region - Wegen des Tiefs "Burglind" sind am Mittwoch orkanartige Böen über viele Teile Deutschlands gepeitscht. Am Morgen erreichte der Sturm auch Baden-Württemberg. Vor allem umgestürzte Bäume sorgten für Chaos im Land.

Mit heftigen Böen von bis zu 159 Stundenkilometern ist das Sturmtief "Burglind" am Mittwoch über Deutschlands Südwesten gefegt. Umgestürzte Bäume, abgerissene Äste und Starkregen samt Hagel behinderten den Verkehr auf der Straße, der Schiene und in der Luft. Stromleitungen wurden niedergerissen, Bauzäune umgeweht und Dachziegeln durch die Luft gewirbelt. Forstminister Peter Hauk (CDU) warnte angesichts der jüngsten Sturmböen vor Waldspaziergängen im Südwesten – auch dann, wenn das Wetter wieder besser ist.

Ganz besonders fegte es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Mittwochmorgen auf den Höhen des Nordschwarzwaldes: Auf der 1163 Meter hohen Hornisgrinde wurden Windgeschwindigkeiten von 159 Stundenkilometern gemessen. Damit könne man dort von einem "extremen Orkan" sprechen, hieß es beim DWD. Wegen Aufräumarbeiten waren im Nordschwarzwald zahlreiche Straßen teilweise in beiden Richtungen gesperrt. Eine Frau prallte mit ihrem Auto in Bad Herrenalb (Kreis Calw) gegen einen umgefallenen Baum, der auf der Straße lag. Sie erlitt einen Schock. In Neuhengstett im Kreis Calw haben Sturmböen das Dach der Festhalle abgedeckt. Verletzt wurde dabei niemand. Auf der B 296 bei Calmbach fielen mehrere Bäume um.

Verkehrsbehinderungen gab es auch im Schwarzwald-Baar-Kreis: Auf der B 33 zwischen St. Georgen und Nußbach blockierte am Mittwochmorgen ein umgestürzter Baum die Fahrbahn. Weitere umgestürzte Bäume blockierten auch Bahnstrecken im Kreis, weshalb es zu Zugausfällen kam. In Marbach bei Villingen-Schwenningen kam es auf den Gleisen zu einem spektakulären Zwischenfall. Dort war ein Zug der Deutschen Bahn entgleist. Der Hilfszug war auf einer Strecke zwischen Villingen und Schwenningen unterwegs, als er in einem Waldstück auf einen umgestürzten Baum prallte. Der Zusammenprall blieb nicht ohne Folgen: Der Zug sprang anschließend aus den Schienen und entgleiste.

Fichte zerstört Hausdach und zertrümmert Eingangsbereich

Erheblichen Schaden hat in Villingen-Schwenningen eine umgestürzte Fichte verursacht. Sie war am Mittwochmorgen auf ein Wohnhaus gestürzt. Dabei zerstörte der rund 20 Meter hohe Baum nicht nur Teile des Daches, sondern zertrümmerte zudem den Eingangsbereich des Gebäudes. Die Bewohner waren zu der Zeit nicht im Haus.

Zwischen Titisee-Neustadt (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) und Seebrugg stellte die Bahn den Zugverkehr sogar zwischenzeitlich ein. Die Schwarzwaldbahn zwischen Immendingen (Kreis Tuttlingen) und Hausach (Ortenaukreis) war komplett gesperrt.

Im Kreis Freudenstadt kam es ebenfalls zu Behinderungen im Zugverkehr. Zwischen Schopfloch und Eutingen im Gäu blockiert ein Baum die Schienen. Ein Ersatzverkehr wurde eingerichtet. Im Nationalpark Schwarzwald wurden aufgrund des Sturms die Loipen gesperrt.

In Schramberg (Kreis Rottweil) musste die Zufahrtsstraße zur Villa Junghans sowie alle Fußwege durch den Park der Zeiten gesperrt werden. Mit Nachlassen des Sturms sollte die Sperrung wieder aufgehoben werden. Mehrere umgestürzte Bäume haben verschiedene Straßen im Kreis blockiert. Aus Sicherheitsgründen konnten die Bäume erst mit nachlassendem Sturm weggeräumt werden.

Auch im Kreis Lörrach sorgte "Burglind" für viele Einsatzstunden bei Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften. Großes Glück hatte ein Motorradfahrer bei Malsburg Marzell, der mit einem umgestürzten Baum zusammenstieß. Laut Polizeibericht verletzte er sich nur leicht. Auch in Todtnau kam es zu einem Unfall, als ein Autofahrer mit einem Baum kollidierte. Meldungen über herunterfallende Dachziegel erreichte die Polizei aus Schopfheim und Weil am Rhein. Zudem sorgte das Sturmtief für Stromausfälle. Besonders betroffen war das östliche Netzgebiet mit dem Hochschwarzwald, Kleines Wiesental, Hotzenwald, Gurtweil und Todtnau gewesen. Auch am Hochrhein sorgten unter anderem umgestürzte Bäume für Stromausfälle.

In Eislingen (Kreis Göppingen) traf ein umherfliegendes Trampolin ein parkendes Auto, in Stuttgart beschädigten Trümmer eines Hausdachs die Oberleitung einer Stadtbahn. In Mannheim schloss der Luisenpark.

Am Flughafen Stuttgart mussten zwei Flüge nach München und Hamburg am Morgen gestrichen werden. Eine Maschine aus Hamburg, die zum Höhepunkt des Sturms gegen 9 Uhr landen sollte, wurde kurzfristig nach München umgeleitet, wie eine Sprecherin sagte. "Burglind" weckte Erinnerungen an den Januar-Orkan "Kyrill" vor elf Jahren. Tote gab es aber diesmal bisher nicht.

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