In dieser Berghütte spielte sich das schreckliche Geschehen ab. Foto: Liebau

52-jähriger Mann gesteht brutalen Überfall auf junges Paar. Gericht verhängt siebeneinhalb Jahre Haft.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Eine schöne Silvesterfeier zu zweit in der Einsamkeit einer tief verschneiten Berghütte sollte es für eine 25-jährige Frau und ihren 32-jährigen Freund werden.

Was das Paar tatsächlich in der Nacht auf den 1. Januar 2015 in dem alten Holzhaus bei Linach erlebte, war ein Alptraum, wie aus einem Krimi, den man vielleicht für ein paar ruhige Winterabende auf einer Hütte mitnimmt. Gestern hat das Landgericht Konstanz einen 52-jährigen, aus Thüringen stammenden und vorbestraften Lkw-Fahrer unter anderem wegen eines brutalen nächtlichen Raubüberfalls auf das Paar zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt.

Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft hatte acht Jahre gefordert. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Nach einer nächtlichen Schlittenfahrt ins Neue Jahr begaben sich die jungen Leute aus Münster, Nordrhein-Westfalen, gegen zwei Uhr morgens zu Bett. Wenig später schreckte der 32-Jährige auf.

Plötzlich stand dunkle Gestalt in der Tür

Es habe geknackt im Haus, was ihn allerdings zunächst nicht sonderlich beunruhigt hätte, berichtete er vor Gericht. Erst nach einem zweiten verdächtigen Geräusch, und als er Schritte auf der Treppe zum Schlafraum hörte, habe er Herzklopfen bekommen. Was dann geschah, kennt man nur aus gruseligen Filmen. In dem Haus ohne Strom und ohne fließendes Wasser stand plötzlich eine dunkle Gestalt in der Tür, die in der einen Hand eine Pistole hielt, und in der anderen eine Taschenlampe, mit der sie dem erschrockenen 32-Jährigen voll ins Gesicht blendete. Nun wurde auch seine Freundin wach. Eine Stimme rief: "Auf den Bauch legen und Hände auf den Rücken!" Als die zu Tode erschreckten Opfer versuchten, das Gesicht des Mannes zu erkennen, herrschte er sie an, sie sollten die Köpfe zur Seite drehen, "sonst passiert was!"

Er fesselte beide an Händen und Füßen, verband ihnen die Augen und fragte, wo sie Geldbörsen, Handys und Autoschlüssel hätten. Dabei tat er so, als hätte er im Haus unten noch einen Komplizen. Mehrmals sei er auf und ab gelaufen, bis er die Sachen gefunden habe, schilderte die 25-jährige Frau vor Gericht sehr gefasst das schlimme Erlebnis. Sie kennt die Hütte, die ihrem Vater gehört, bereits seit der Kindheit und hätte nie gedacht, dass ihr an dem vertrauten Ort jemals etwas so Furchtbares passieren würde. Bevor der Mann den Raum endgültig verlassen habe, habe er sich die PIN-Nummern für die Bankkarten der beiden Opfer aufgeschrieben und ihnen noch etwas zu trinken gegeben. Dann seien ihre Füße an einer Querstange des Betts festgebunden worden. Schließlich gab er noch einen Warnschuss aus der mitgeführten Schreckschusspistole ab. Die Tatopfer konnten wegen der Augenbinden nicht sehen, ob es eine echte oder eine Scheinwaffe war und erschraken noch einmal zu Tode. Sie wussten nicht, dass der Täter der Mann war, der ihnen am Tag zuvor in Furtwangen geholfen hatte, die Schneeketten aufzuziehen, und dem sie von ihrer Silvesterfeier in der Hütte erzählt hatten.

Nach dem Überfall dauerte es noch lange, bis das Pärchen sich einigermaßen sicher war, dass der Räuber das Haus verlassen hatte. Erst gegen acht Uhr morgens flohen sie zu einem Bauernhof, um Hilfe zu bekommen. Beide leiden noch unter den Folgen des alptraumhaften Erlebnisses, auch wenn sie sich vor Gericht sehr tapfer gaben. Der Angeklagte tat sich schwer mit Reue und Einsicht.

Der verroht wirkende Mann hat bereits in der ehemaligen DDR wegen Republikflucht und später in Prag wegen angeblicher Waffenspionage viele Jahre im Gefängnis verbracht. Erst drei Monate vor dem Überfall auf das Pärchen war er wegen einer anderen Verurteilung, ebenfalls nach mehrjähriger Haft aus einem Gefängnis in Sachsen-Anhalt entlassen worden. Seitdem war er ohne festen Wohnsitz unterwegs. Aus der Art, wie er sich zur Tat einließ, schlussfolgerte das Gericht, dass es ihm irgendwie ganz recht war, als er im Februar in Thüringen festgenommen wurde. "Es war mir klar, dass ich irgendwann geschnappt werde", meinte er. Aber er habe ohnehin nach der letzten Haftentlassung ohne gültige Papiere und ohne jede Hilfe keine Perspektive gehabt und nicht gewusst, wo er hin sollte, meinte er.