Foto: Wagner

Tier wird Anfang Mai mehrmals gesehen. Möglicherweise ist es verletzt und längst über alle Berge.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Die Tatsache, dass ein Wolf im Schwarzwald-Baar-Kreis gesichtet wurde, wertet Reinhold Mayer, Dezernent für den Ländlichen Raum klar als Beweis, dass das Naturschutzgroßprojekt Baar notwendig ist. Denn das Projekt soll grüne Korridore für Wildtiere schaffen.

Ein Radfahrer auf der Baar stutzt, hält inne: Ein "wolfsähnliches Tier" steht plötzlich in Nähe des Radweges. Der Mann greift zum Handy und filmt. Er meldet seine Beobachtung der Polizei. Die Forstliche Versuchsanstalt in Freiburg und das Landratsamt werden informiert. Am gleichen Tag sehen noch zwei Autofahrer ein solches Tier und fotografieren es. Es ist der 8. Mai.

"Es ist noch nicht klar, ob es sich um das gleiche Tier gehandelt hat", stellt Mayer fest. Jedenfalls wurden wolfsähnliche Tiere oder sogar ein und dasselbe Tier am 8. Mai im Bereich Bad Dürrheim, Donaueschingen und Hüfingen gesehen. Danach nicht mehr. Die Beobachtungen sind unterschiedlich. Einmal wirkte das Tier normal, einmal hatte es "einen staksigen Gang, der darauf schließen lässt, dass es verletzt sein könnte", sagt der Dezernent für den ländlichen Raum.

Die anderen beiden Wölfe, die in Baden-Württemberg im Vorjahr gefunden wurden, waren schon tot: überfahren auf der Autobahn. "Wir wissen nicht, ob Großraubtiere in unserem besiedelten Raum wirklich heimisch werden können", sagt der Dezernent für den ländlichen Raum. Das Naturschutzgroßprojekt Baar soll unter anderem Korridore für Wildtiere, wie zum Beispiel den Luchs oder den Wolf bieten.

Die vielen Straßen stellen eine Gefährdung dar. Dennoch meint er, dass mit weiteren Wölfen gerechnet werden müsse, weil die Wanderbewegung der Wölfe anhalten werde. 1847 wurde der letzte Wolf in Baden-Württemberg erlegt. 2014 gab es in Deutschland, der Schweiz und Österreich insgesamt 37 Wolfsrudel.

Wenn die jungen Wölfe vom Rudel ausgestoßen werden, müssen sie sich selbst einen neuen Lebensraum suchen. Deswegen ist es wahrscheinlich, dass es sich um ein jüngeres Tier handelte, das gesichtet wurde. Weiter unklar ist sein Geschlecht und, wiegesagt, ob es sich vielleicht sogar um verschiedene Tiere handelt. "Es gibt zwei Wanderbewegungen, eine vom Osten über Ostdeutschland und eine vom Süden über die Schweiz", erklärt der Dezernent.

Dass ein Wolf sich tagsüber blicken lässt, sei durchaus normal. Die Tiere wandern unter Umständen sehr weite Strecken am Tag. 30, 40 Kilometer sind keine Entfernung für einen Wolf. Deswegen könnte es sein, dass das wolfsähnliche Tier bereits in einer anderen Gegend ist und nicht mehr auf der Baar.

Für Menschen bestehe keine Gefahr, meint Mayer. Wenn man das Tier sehe, sollte man in die Hände klatschen und es verscheuchen. "Wölfe sind sehr scheu und vorsichtig".

Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um ein Jungtier "und ausgewachsene Jungtiere sind recht neugierig". Hundehalter sollten allerdings ihre Tiere zu sich rufen, nicht frei laufen lassen und anleinen, um Konflikte zwischen Hund und Wolf zu vermeiden."

Nutztierhalter seien frühzeitig informiert worden, meint Mayer. Die Tiere hätten einen sehr großen Radius. Schafherden müssten eingezäunt, tagsüber kontrolliert und nachts eingepfercht werden. Gut gemachter Schutz sei wichtig. Gehege müssten unter Umständen nachgerüstet werden. Wölfe könnten über größere Zäune springen. "Jetzt ist jeder sensibilisiert", meint Mayer.

Wer entsprechende Beobachtungen macht, sollte diese der Versuchanstalt in Freiburg, Telefon 0761/4018274 oder 0173/6041117 melden.