Die Internetplattform "flinc" wird einerseits die ÖPNV-Angebote im Kreis darstellen, andererseits auch kurzfristig Möglichkeiten bieten, mit Smartphone schnell Mitfahrgelegenheiten bei privaten Fahrzeugen zu finden. Foto: Alexander V Evstafyev / Shutterstock

Kreis wird Musterregion für Verknüpfung von öffentlichen und privaten Verkehrsangeboten.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Künftig soll es vor allen für jüngere Einwohner des Kreises einfacher werden, in der ländlichen Struktur von einem Ort zum anderen zu gelangen. Der Landkreis wird Musterregion für eine Verknüpfung von öffentlichen und privaten Verkehrsangeboten.

Die Internetplattform "flinc" wird einerseits die ÖPNV-Angebote im Kreis darstellen, andererseits auch kurzfristig Möglichkeiten bieten, mit Smartphone schnell Mitfahrgelegenheiten bei privaten Fahrzeugen zu finden. Michael Rieger, Bürgermeister in St. Georgen, in dessen Stadt "flinc" bereits Pilotprojekt ist, erklärte gestern im Ausschuss, dass sich zum Beispiel bereits eine Fahrgemeinschaft von Mitarbeitern ein und derselben Firma in Alpirsbach gebildet habe, die täglich von St. Georgen dorthin pendeln. Auch das soziale Miteinander werde gestärkt. "Mobilität ist für Jugendliche das Mega-Thema, das haben wir bei der Veranstaltung mit Jungwählern vor der Kommunalwahl gesehen", erklärte Landrat Sven Hinterseh zu den Ausgaben von jeweils 44 000 Euro in den Jahren 2015 und 2016 sowie einer außerplanmäßig gen Ausgabe in Höhe von 43 0000 Euro noch in diesem Jahr, die einstimmig beschlossen wurden Das Pilotprojekt "flinc" soll in Kooperation mit der Südbadenbus GmbH drei Jahre lang erprobt werden. "Wir meinen, das ist gut angelegtes Geld", so Hinterseh.

Lars Frehse von der Südbaden-Bus GmbH erläuterte den Kreisräten anschaulich und kurzweilig, wie das funktionieren könnte. Zum Beispiel mit einem Zeichentrickfilm über Familie Fischer, deren Oma "flinc" im Tante Emma-Laden buchen kann, um ihre Freundin im Nachbarort zu besuchen, während Frau Fischer als Altenpflegerin auf dem Weg zur Arbeit Mitfahrer aufnehmen kann. Dieses sind über die Haftpflichtversicherung des Fahrers abgesichert. Außerdem zeigte Frehse einen Tagesschau-Beitrag von 2011 über "flinc", demnach erhält der Autofahrer kurzfristig über sein Navigationsgerät Anfragen von Mitfahrern.

Die Höhe des Preises bestimmt er selbst, zumindest die Verschleißkosten für das Fahrzeug wären drin. "Wir wollen keine tarifliche Integration, nur zusätzliche Mobilität", erklärte Frehse. Nach drei Jahren solle das neue Angebot evaluiert werden, sagte Landrat Sven Hinterseh. Bekanntlich gehen die Schülerzahlen und der Schülerverkehr zurück. Diese Kundengruppe, so erläuterte Simone Stahl von der SBG, solle über die Apps erreicht werden. "Flinc ist erst der Anfang, es gibt noch Anderes", sagte sie.

Von einer "Win-Win-Situation" sprach Thorsten Frei, der Mobilität als "Achillesferse im ländlichen Raum bezeichnete, trotz eines sehr guten ÖPNV-Angebotes im Kreis. Als "Pferdefuß" bezeichnete Frei, "dass wir Geld vervespern, was wir noch nicht auf dem Konto haben, und das zum zweiten Mal in diesem Jahr". Wolfgang Berweck (FW) wollte den Unterschied zwischen "Uber-Taxi" und "flinc" wissen. Dieser bestehe, so Frehse, darin, keine "Gewinnmacherei" angestrebt sei. Michael Rieger (FW) sprach von einem "sehr sinnvollen Projekt". "Flinc" arbeite mittlerweile unter anderem mit großen Firmen zusammen. "Mobilität der jungen Leute im Kreis ist ein Thema", erklärte Edgar Schurr (SPD). Adolf Baumann (FDP) war der gleichen Meinung, wollte aber noch wissen, ob man mit "flinc" auch über den Landkreis hinaus gelangen könne. Letzteres ist möglich.

Andreas Braun (CDU) hatte festgestellt, dass nur 20 Personen aus Unterkirnach bei "flinc" registriert seien und meinte, das müssten mehr werden. Außerdem hatte er Bürgermeister Rieger auf der Plattform nicht gefunden. "Sie müssen halt Rieger richtig schreiben", meinte der Angesprochene. Die beschlossenen Ausgaben sollen vor allem für Werbung und Marketing ausgegeben werden.