Michael Ilg (von links), Ulrich Schwarz und Thomas Albiez bei der Unterzeichnung der Vereinbarung Foto: Schück Foto: Schwarzwälder-Bote

Schulungen zu Cyberkriminalität und Ladendiebstahl speziell für Unternehmen. Auftakt im Herbst.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Eine ungewöhnliche Kombination, doch die blauweißen Uniformen passen perfekt zum IHK-Logo: Mit einer symbolischen Untschrift vereinbarten IHK und Polizeipräsidium Tuttlingen eine Sicherheitspartnerschaft.

Ihr Ziel: Verhinderung von Straftaten zum Nachteil von Unternehmen und zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Konkret bedeutet das eine Reihe von gemeinsamen Schulungen. Auftakt soll diesen Herbst sein.

In Zeiten, in denen jeden Tag eine neue Terrormeldung schreckt, sei Sicherheit zum Standortfaktor für Unternehmen geworden, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez, der von einer "außerordentlich guten Zusammenarbeit" sprach, die schon lange währe. Inzwischen habe die Bedeutung von Sicherheit das Thema Fachkräftemangel bereits überholt. Mindestens 12 000 Euro Schaden entstehen im Durchschnitt pro Unternehmen und Jahr.

"Wir bereiten uns auf die Themen Terror und Islamismus vor"

Neben Ladendiebstahl, der zunehmend organisierter werde, habe auch die Cyberkriminalität den Mittelstand erreicht. "Die Polizei ist ein entscheidender Partner, IHK und Polizei wollen die Unternehmen schützen", betonte der Hauptgeschäftsführer. Das Thema Sicherheit, so Polizeipräsident Ulrich Schwarz, habe angesichts der Anschläge von München, Paris und Brüssel an Bedeutung gewonnen. "Auch bei uns bereiten wir uns vor auf die Themen Terrorismus und Islamismus." Vor allem Betrugsdelikte, Diebstahl und Einbrüche führen neben Internetkriminalität jedes Jahr zu Milliardenschäden. Über das Netz können sich, wie Jan Unverhau, IHK-Geschäftsbereichsleiter Recht und Steuern verdeutlichte, Kriminelle Zugang zu sensiblen Firmendaten verschaffen. Die IHK sei in der Lage, beispielsweise über ihren Verteiler Außenwirtschaft, in Sekunden 5000 Adressen zu erreichen und kurzfristig Informationen beispielsweise über Betrugsmaschen, zu streuen. "Die Zusammenarbeit bringt beiden Parteien Vorteile", so Unverhau, der die Stichworte "Information und Sensibilisierung" nannte. Beispielsweise tappten Unternehmen immer wieder in die Falle Adressbuchschwindel. Ein wichtiger Punkt sei auch die Internetkriminalität im Zusammenhang mit Industrie 4.0.

Thomas Albiez machte auf die steigende Nachfrage bei Unternehmen nach IT-Sicherheit und Datenschutz aufmerksam. "Vor zehn Jahren war das noch ein Exotenthema", erinnerte er sich und nannte die Stichworte "Phishing" und "live hacking". Jetzt, so Jan Unverhau, werden pro Jahr 4000 bis 5000 Beratungsgespräche zu diesem Thema geführt.

Als einen Schwerpunkt der Kriminalitätsbekämpfung in diesem Jahr nannte Polizeipräsident Ulrich Schwarz die Bekämpfung von "bandenmäßig organisierten Einbrüchen in Firmen im großen Stil", nachdem Wohnungseinbrüche erfolgreich bekämpft und nun auf dem Rückzug seien.

Als weiteren Schwerpunkt zählte Schwarz das Thema Cyberkriminalität auf.

Das Polizeipräsidium Tuttlingen setzt auf Prävention und Beratung. "Jeder verhinderte Einbruch beschert uns weniger Arbeit", erklärte Schwarz. Gemessen am Gesamtpersonal habe das Polizeipräsidium in Tuttlingen mit 32 Beamten das stärkste Präventionsreferat in Baden-Württemberg. Dessen Stärke sieht Schwarz in dezentraler Beratung, die in jedem Landkreis stattfindet. Michael Ilg, stellvertretender Referatsleiter, betonte, dass die Polizei kostenlos und produktneutral vor Ort berate.

Kern der Vereinbarung, die jetzt unterzeichnet wurde, sind gemeinsame Informationsveranstaltungen, zum Beispiel über typische Gefahrenquellen und Präventionsmaßnahmen. Aufgeklärt werden soll über die Kriminalitäts- und Verkehrsunfalllage der Region. Themenbezogen sind erweiterte Kooperationen vorgesehen, zum Beispiel zu Internetkriminalität.