Norbert Runkel soll einen Rechtsanwalt mit der Wahrnehmung seiner Interessen beauftragt haben. Foto: tashatuvango – stock.adobe.com

Erneut Sondersitzung des Klinikum-Aufsichtsrates. Fristlose Trennung soll vom Tisch sein.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Die Personalie Runkel beschäftigt das Schwarzwald-Baar-Klinikum weiter. Am Dienstagabend kam der Aufsichtsrat erneut zu einer Sondersitzung zusammen. Dabei soll es zu einer überraschenden Wendung gekommen sein: Die fristlose Kündigung des renommierten Professors soll vom Tisch sein.

An einer einvernehmlichen Lösung sei hinter den Kulissen bereits gearbeitet worden. Der Chefarzt und Professor Norbert Runkel war durch einen Aufsichtsratsbeschluss vom 13. November fristlos gekündigt worden. Seither brodelte die Gerüchteküche. Einerseits war von finanziellen Ungereimtheiten im Zusammenhang mit Operationen die Rede und von Umschlägen mit Geld, die für den Mediziner abgegeben worden sein sollen. Andererseits aber sprach man von "Drittmittelkonten", wie sie in den Kliniken landauf und landab, wie im Laufe der Recherche von vielen Seiten zu hören war, gängige Praxis sein sollen. Und auch Formfehler in der Abrechnung medizinischer Leistungen kamen für manche in Betracht.

Der renommierte Chirurg selbst nahm dazu bislang keine Stellung. Auch vom Klinik-Aufsichtsrat konnte Runkel zu diesen Vorwürfen nicht gehört werden – weil er nach einem Motorradunfall Ende September schwer verletzt war und sich noch immer im Krankenstand befand, war in seiner Abwesenheit über die Trennung entschieden worden. Ein Vorgang, der viel Kritik und Unverständnis hervorgerufen hat, gilt Runkel doch als medizinische Koryphäe, der sich – und dem Schwarzwald-Baar-Klinikum – nicht nur in der endoskopischen Bauchchirurgie überregional einen hervorragenden Ruf erarbeitet hatte. Nach Informationen unserer Zeitung soll ein Münchner Rechtsanwalt damit beauftragt worden sein, die Interessen von Norbert Runkel zu vertreten.

Dieses Bemühen mündete nun offenbar in eine neuerliche Sondersitzung des 23-köpfigen Aufsichtsrates am Dienstagabend.

Schon Tage zuvor zeichnete sich nach Informationen unserer Zeitung der Weg ab, den man nun offenbar gehen möchte. In einem engen Zirkel sei demnach zunächst beraten worden, wie eine mögliche Einigung aussehen könnte. Nach Informationen unserer Zeitung sei es nicht gelungen, die Unklarheiten über die Abrechnungsmodalitäten komplett auszuräumen – man soll jedoch ins Auge gefasst haben, das Dienstverhältnis von Runkel erst zum 30. Juni des kommenden Jahres zu beenden. Über die Höhe einer möglichen Ablösesumme konnte nichts in Erfahrung gebracht werden.

Dieses Ergebnis der Beratung lag schließlich der Aufsichtsratssitzung des Gremiums unter dem Vorsitz der Aufsichtsratsvorsitzenden Landrat Sven Hinterseh und Oberbürgermeister Rupert Kubon zugrunde. Am Mittwoch wollten weder der Klinik-Geschäftsführer Matthias Geiser noch die Aufsichtsratsvorsitzenden Stellung dazu nehmen. An einer gemeinsamen Sprachregelung wurde offenbar noch gefeilt – so beriefen sich Kubon und Hinterseh beide auf die Stellungnahme, welche das Schwarzwald-Baar-Klinikum noch vor Weihnachten veröffentlichen möchte.