Die Fans der Wild Wings, hier am Dienstag in Ravensburg, dürfen in der kommenden Runde wohl neue Städte bereisen. Foto: Eich Foto: Schwarzwälder-Bote

Zweitliga-Geschäftsführer über Förderlizenzen, Freundschaftsspiele und mögliche Oberliga-Aufsteiger

Alexander Jäger hat derzeit viel zu tun. Klar, dass der Geschäftsführer der für die 2. Bundesliga zuständigen Eishockey-Spielbetriebsgesellschaft (ESBG) alle Play-off-Standorte besuchte, so auch am Dienstagabend die vierte Halbfinal-Partie zwischen Ravensburg und Schwenningen unter die Lupe nahm (siehe Hauptsport). Doch noch mehr beschäftigt den früheren Sportchef der Ravensburger Towerstars die Zukunft der zweithöchsten deutschen Klasse. Es gibt klare Tendenzen, dass sich die 2. Bundesliga und die Deutschen Eishockey-Liga (DEL) weiter annähern. Ganz anders sieht es bei der Zusammenarbeit mit dem Deutschen Eishockey-Bund (DEB) aus.

Herr Jäger, jüngst wurde bekannt, dass es wohl in der kommenden Runde eine neue Förderlizenzregelung mit der DEL geben wird.

Keine Frage, dafür spricht derzeit vieles – ein richtiger Schritt in die richtige Richtung! Dennoch war es unglücklich, dass diese Nachricht schon vorher, lanciert durch einen Gesellschafter und ein Berliner Hockey Portal, an die Öffentlichkeit gesickert ist. Fakt ist aber, dass es dazu zeitnah eine gemeinsame Erklärung von uns und der Deutschen Eishockey-Liga geben wird. Noch geht es um einige Details in der Abwicklung und im organisatorisch-administrativen Bereich. Grundsätzlich ist aber auch die Förderlizenzregelung nur ein Teil der angestrebten Zusammenarbeit mit der DEL.

Mit Vertretern der DEL gab es am Montag ein weiteres Treffen.

Sie sind gut informiert! Das waren gute und konstruktive Gespräche. Wir haben aber vereinbart, dass wir uns zu Inhalten erst äußern werden, wenn Beschlüsse feststehen.

Wobei schon klar ist, dass es vor der kommenden Runde wieder Freundschaftsspiele zwischen Erst- und Zweitligisten geben kann.

Ja, das ist perfekt. Ich freue mich sehr, dass diese interessanten Vergleiche wieder stattfinden können.

Es scheint, als würden sich DEL und ESBG also weiter annähern.

Mit Sicherheit – wobei wir immer mehr feststellen, dass wir gar nicht so weit entfernt waren. Bisher haben uns, nennen wir es einmal so, künstliche Barrieren getrennt. Die jetzt vollzogene Annäherung an die DEL ist für die Bundesliga essenziell. Wir brauchen die Unterstützung der DEL, wobei insgesamt für das deutsche Eishockey Strukturreformen notwendig sind. So konnte es nicht weiter gehen. Wir als ESBG haben dies erkannt. Die Probleme müssen jetzt angepackt werden. Dies wird nicht einfach, aber was ist schon einfach im Leben.

Also könnte es schon in der kommenden Runde eine DEL 2 geben?

Im Moment ist nichts auszuschließen. Geben Sie uns einfach noch ein wenig Zeit und Vertrauen. Wir hoffen, bald eine gemeinsame Erklärung mit der DEL abgeben zu können, die hoffentlich alle positiv überrascht.

Bei der Zusammenarbeit zwischen DEL und ESBG geht es also voran. Ganz anders sieht es bei der Zusammenarbeit mit dem DEB aus. Dieser will wohl keinen Oberligisten, für die er zuständig ist, aufsteigen lassen.

Das ist ein komplexes Thema. Unser Kooperationsvertrag mit dem DEB und den Landeseissportverbänden endet ja am 30. April. Man muss abwarten, was zukünftige Gespräche mit dem Verband bringen. Wir stehen eher für leise Töne, am Ende findet nicht immer der Gehör, der am lautesten auf die Pauke haut. Entscheidend ist für uns aber, dass es Aufsteiger in die 2. Liga geben wird. Davon gehe ich fest aus. Alle vier Oberliga-Halbfinalisten haben sich für das Lizenzierungsverfahren beworben. Dies zeigt, dass die 2. Liga eine attraktive Klasse ist. Unser Ziel ist es, dass wir mit 14 Teams in die neue Saison gehen. Aber natürlich muss man zunächst das Lizenzierungsverfahren abwarten.

Zu einem anderen Thema: In einigen Eishallen, auch in Schwenningen, waren zuletzt Sprechchöre mit "diskriminierenden Inhalten" nicht zu überhören.

Wenn dies der Fall war, ist das nicht gut. Wir werden dies genau beobachten. Fangesänge gehören zum Eishockey. Dass diese auch mal – bei all den Emotionen – etwas "schmuddeliger" ausfallen können, ist in Ordnung. Es gilt ja immer noch, dass Eishockey-Fans faire Fans sind. Zum Glück gibt es in unserer Sportart nicht Ausschreitungen wie teilweise beim Fußball. Aber es darf nicht sein, dass sich Zuschauer in einer Eishalle diskriminiert fühlen. Wir als ESBG distanzieren uns ganz klar von solchen Vorfällen. Sollten sich solche wiederholen, dann werden wir uns sicher etwas einfallen lassen, wie wir dagegen vorgehen. Beim Fußball, der damit meiner Meinung nach mehr Probleme hat, gibt es ja viele Aktionen, die auf die Bedeutung der Toleranz aufmerksam machen.

u  Die Fragen stellte Gunter Wiedemann