Von Tennenbronn nach Bulgarien: Die KSV-Reisegruppe nahm viele Eindrücke mit. Foto: Moosmann Foto: Schwarzwälder Bote

Ringen: Abordnung des KSV Tennenbronn bei Dimitar Kumchev und Miroslav Geshev in Bulgarien / Besuch in der Sportschule

Dass sich der KSV Tennenbronn in der zweithöchsten Liga behaupten kann, ist auch seinen Gastringern Dimitar Kumchev und Miroslav Geshev zu verdanken.

Schramberg-Tennenbronn. Die bulgarischen Könner haben nicht nur sportlich viel zu bieten, sondern sind auch zu prima Mannschaftskameraden und Publikumslieblingen geworden. Einer Einladung in ihre Heimat am Fuß des Rodopi-Gebirges, etwa 140 Kilometer südöstlich von Sofia, sind die "einheimischen Tennenbronner" nun gefolgt und durften überwältigende Gastfreundschaft, großartige Landschaften und historische Stätten erleben.

Von Memmingen aus erreichte die elfköpfige Gruppe um Trainer Matthias Brenn nach zwei Stunden Flug die bulgarische Hauptstadt Sofia, wo ein weiterer Aktiver des KSV im Rahmen einer Balkanreise vor Ort war und das Dutzend vollmachte.

Mit dessen Auto und einem Miet-Minibus fuhren die Ringer erwartungsvoll nach Asenovgrad, der Heimatstadt von Dimitar Kumchew. Kaum in der Unterkunft inmitten der Fußgängerzone der 50 000-Einwohner-Stadt gelandet, kam dieser freudestrahlend anmarschiert, liegt doch sein Haus nur wenige Gehminuten entfernt.

Überwältigende Gastfreundschaft

Ein Abendessen bei einem befreundeten Gastwirt – inzwischen auch mit dem zweiten Gastringer Miroslav Geshev aus dem zehn Kilometer entfernten Plovdiv – war der Beginn einer überwältigenden Gastfreundschaft, die die Tennenbronner Abordnung in den fünf Tagen erfahren durfte. Gesellige Stunden in den Familien, Treffen mit anderen Spitzenringern und Sportidolen wurden den Schwarzwäldern vorgestellt – zum Beispiel der 1,55 Meter große Gewichtheber Stefan Todorow, Weltmeister 1983 und erster Mensch, der das Dreifache seines Körpergewichts (60 Kilogramm) zur Hochstrecke brachte, oder Sevdalin Marinov, kaum größer als der Erstgenannte, aber Olympiasieger und mehrfacher Weltmeister.

Das populäre Volksringen, das von Mai bis September die Dorfbewohner zusammenströmen lässt und Sponsoren zu erheblichen Siegprämien animiert, hat die Gruppe aus dem Schwarzwald sachkundig im kleinen Weiler Starosel, 50 Kilometer von Plovdiv, mitverfolgen können. Ohne Sportbekleidung, manche barfuß, kämpfen die Akteure auf einer Wiese bis zum Schultersieg, angefeuert von Alt und Jung rund um die mindestens 50 Meter große Kampffläche; rundherum herrschte jahrmarktähnlicher Umtrieb. Mit Stolz erklärten Kumchev und Geshev ihre Heimat.

Batschkowo-Kloster mit Wandmalereien

Die Burgruine bei Asenovgrad, Wahrzeichen der Stadt, wurde erstiegen. Jahrhunderte kontrollierte sie den Eingang des Tschaja-Tals, das zu den wenigen Übergängen über das mehr als 2000 Meter hohe Rodopen-Gebirge nach Griechenland führt. Zehn Kilometer talaufwärts wurde das Batschkowo-Kloster besucht, das zweitgrößte in Bulgarien mit wertvollsten Baulichkeiten und Wandmalereien der orthodoxen Kirche.

Weiter oben "im Wald", wie Dimitar Kumchev sagte, leben moslemische Minderheiten aus der 500 Jahre andauernden türkischen Besatzungszeit Bulgariens. Das erklärte auch die gelegentlich türkisch klingenden Namen bulgarischer Ringer.

Eine zweistündige Führung durch die Altstadt von Plovdiv ermöglichte den Zugang zu den bedeutsamsten Zeugnissen der Stadtgeschichte. Plovdiv ist mit 5000 Jahren ununterbrochener Besiedlung eine der ältesten Städte Europas. Stadion und Theater aus römischer Zeit und original erhaltene "Bosporushäuser" aus der Mitte des 19. Jahrhunderts beweisen den Wohlstand bulgarischer Kaufleute unter osmanischer Herrschaft mit Handelsbeziehungen bis nach Stockholm und Lissabon.

Nicht fehlen durfte ein Besuch der Sportschule Plovdiv, der größten Bulgariens, wo der Kontrast zwischen modernen Sportstätten und maroden Unterkünften auffällig ist. Alle olympischen Sportarten werden hier gelehrt. Die Ehrengalerie im Eingangsbereich zeigt die Porträts unzähliger Olympiasieger sowie Welt- und Europameister. Der zweite und dritte Platz bei den Junioren-Europameisterschaften der "Tennenbronner" Ringer Miroslav Geshev (2004) und Dimitar Kumchev (2000), erkämpft für die Sportschule Plovdiv, sind höchstens Fußnoten dieser Elite-Institution.

So viele große und noch mehr kleine Eindrücke nahmen die Gäste vom KSV Tennenbronn mit nach Hause, verbunden mit der Freude auf baldiges Wiedersehen in der Regionalliga-Saison. Die Einladung an Kumchevs Frau Elena und Sohn Angel, mit nach Deutschland zu kommen, könnte angenommen werden. Geshevs Frau ist Lehrerin und beide Töchter sind schulpflichtig, daher ist eine Reise in der fraglichen Zeit nicht möglich.