Ist die getötete Kisha nur eine Sache? Im juristischen Sinne ist das leider so. Foto: Schröder

Tier schreit verzweifelt im Auto. Polizei: Schäferhunde zuvor nie negativ aufgefallen.

Schramberg-Sulgen - Nach dem tragischen Vorfall um die kleine Jack-Russell-Terrier-Hündin Kisha bleiben Fragen offen. Die wichtigste: Wie konnten die - übrigens nicht komplett reinrassigen  - Schäferhunde aus ihrem eingezäunten Gelände entkommen?

Martin Schneider, der bei der Polizei Schramberg den Fall bearbeitet, erklärt: "Das Gelände ist perfekt eingezäunt und die Hunde sind bislang nie negativ aufgefallen." Sie konnten sich auf dem Grundstück frei bewegen und es sei schleierhaft, warum sie auf einmal eine derartige Aggressivität an den Tag legten, als es an der Panoramastraße im Gebiet Schoren zur tödlichen Jagd auf Kisha kam.

Polizei: Restrisiko besteht immer

Möglicherweise hätten die Hunde einen schlechten Tag gehabt, mutmaßt Schneider. Eventuell könnte auch der Pelzmantel, den Kishas Besitzerin Angela Schröder an jenem Nachmittag trug, die Tiere aggressiv gemacht haben. Bei Hunden könne ein solches Verhalten nie komplett ausgeschlossen werden, ein Restrisiko bestehe immer, sagt der Polizeibeamte.

Auf den Besitzer der Schäferhunde kommt nun ein Verfahren der Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Körperverletzung - aufgrund der Verletzungen der Hundebesitzerin Angela Schröder - und Sachbeschädigung zu. Nicht anders wird der Tod von Kisha juristisch gewertet, da es sich bei Tieren im rechtlichen Sinne nach wie vor um "Sachen" handelt. Diese Bewertung dürfte bei Kishas Besitzerfamilie auf wenig Verständnis stoßen, war die zierliche Hündin doch deren ganzer Stolz. Angela Schröders Mann berichtet von der absoluten Ausnahmesituation nach der folgenschweren Attacke der Schäferhunde auf Kisha samt Frauchen.

Tier schreit verzweifelt im Auto

Auf dem Weg zur Tierklinik nach Freiburg sei die Familie mit dem Auto in einen Stau geraten. Die verzweifelten Schreie des Tiers seien durch Mark und Bein gegangen, war doch allen Beteiligten klar, dass es ums Leben der kleinen Hündin ging und jede Sekunde zählte. Er habe anschließend drei Tage am Stück nicht arbeiten können, was in seinem mehr als 30-jährigen Arbeitsleben noch nie vorgekommen sei, bekennt er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Was nun mit den Schäferhunden geschieht, ist Sache des Ordnungsamts der Stadt. Die Polizei habe sich mit der Hundestaffel der Kollegen aus Rottweil abgesprochen, erzählt der Schramberger Revierleiter Jürgen Leder. Martin Schneider sei zudem beim Thema Hunde ein sachkundiger Kollege. Er habe bestätigt, dass die Tiere ansonsten nie negativ aufgefallen und eigentlich friedlich seien. Zudem seien die Schäferhunde nur auf den Jack Russell-Terrier fixiert gewesen, nicht aber auf die Besitzerin. Diese habe ihre Verletzungen durch einen Sturz erlitten, für den aber die Hunde die Ursache waren. Das Ganze sei ein sehr bedauernswerter Fall, sagt Lederer.

Der Halter sei im Übrigen sehr einsichtig und komme für den Schaden auf. Die Besitzerfamilie der Schäferhunde habe rasch bemerkt, dass die Hunde geflüchtet seien und sich auf die Suche gemacht, informiert Martin Schneider. Möglicherweise sei vergessen worden, das Tor zu schließen und die Hunde hätten so entkommen können. Theoretisch denkbar sei auch der Fall, dass jemand Drittes das Tor mutwillig geöffnet habe, aber das sei Spekulation.

Was letztendlich den Ausschlag gegeben habe, dass die Schäferhunde in einen derartigen Blutrausch gerieten, sei kaum zu erklären. "Ich bin kein Tierpsychologe", sagt Martin Schneider.