Die Schicksale einzelner Personen aus Tennenbronn stellt Carsten Kohlmann vor. Fotos: Ziechaus Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Tennenbronn in Zeiten des Dritten Reichs / Bunkerreste beim "Auerhahn"

Mit der Vortragsserie "Das Leben im Dritten Reich in Tennenbronn" habe die Projektgruppe Heimathaus versucht, einen "verdrängten Zeitabschnitt zu beleuchten", eröffnete Robert Hermann den abschließenden Teil mit Erinnerungen aus dem Dorf.

Schramberg-Tennenbronn. Als Kinder hatten Edwin Klausmann und Fritz Grießhaber die Auswirkungen des Kriegs auf dem elterlichen Hof und im Dorf Tennenbronn erlebt.

Als Dreijähriger habe er nicht verstanden, "warum Krieg ist", erinnerte sich Klausmann an die Gespräche der Erwachsenen am Tisch in der Bauernhofstube. Sichtbar waren später die riesigen Bombengeschwader, die sich mit drohendem Brummen ankündigten und Richtung Süden verschwanden. Aufgefallen sei ihm auch, dass ab 1940 "immer mehr fremde Arbeiter auf den Hof kamen, weil die eigenen Knechte in den Krieg mussten".

Polnische Arbeiter und französische Kriegsgefangene mussten auf dem Hof arbeiten und saßen mit am Tisch, übernachteten im "Entenhaus" in der Berneck. Mit einem Hütejungen habe er sich angefreundet und die Familie nach Öffnung der Grenzen besucht. Mit einigen Bildern konnte Klausmann die Helfer auf dem Hof vorstellen. Einmal musste er einen Gesuchten vom benachbarten Kalkhof im Schleifenloch vor der Verhaftung warnen. Der floh nach Rohrbach und konnte sich dort auf einem Hof bis zum Kriegsende verstecken.

Solche gegenseitige Warnungen der Nachbarn vor Kontrollen waren lange üblich, weil die Versorgung mit Nahrungsmitteln immer schwieriger wurde. Schinken, Wurst und Kartoffeln wurden versteckt und dienten als Tauschmittel für Kleidung und Schuhe. Im März 1944 wurde ein amerikanischer Bomber von einem Jagdflugzeug abgeschossen; Teile wurden am Tischneck und an der Steinreute in Hardt gefunden und Brauchbares mitgenommen. Damals wurden die Bauern auf ihrem Pferdefuhrwerk von einem englischen Flugzeug aus beschossen und konnten sich mit den ausbrechenden Pferden nur im Wald verstecken.

Eine in Freiburg ausgebombte Mutter mit sechs Kindern wurde auf dem Hof untergebracht und blieb bis zum Herbst 1946. Französische Besatzungstruppen konfiszierten nicht nur Hühner und Schweine, sie schenkten dem Bauern einen Kanister Benzin, nachdem sie von den Gefangenen gehört hatten, dass sie auf dem Hof gut behandelt worden waren.

Mit der Währungsreform im Juni 1948 gab es eine neue Währung, aber auch neue Preise und Waren – für die, die genug Geld hatten.

Was es heute noch aus dem Dritten Reich zu sehen gibt, hatte Fritz Grießhaber aufgespürt. An schwarz-weiß-roten Fahnenstangen hingen bei Vereinsfesten noch lange Jahre neue Fahnen und auf "die kommt es ja eigentlich an". Der Stoff der alten war zu Bekleidung umgearbeitet worden und später vom Lumpensammler abgeholt worden. Fest gemauert in der Höhe zwischen Feriendorf und "Auerhahn" seien noch die Reste von drei Bunkern zu finden, die zwischen 1938 und 1941 zur Luftverteidigung gebaut worden waren. Sie seien später als Vorratskeller genutzt worden.

Mauerreste von Flak-Stellungen auf der Reute und Beobachtungsposten am Purpen seien in Hecken versteckt. Am Mittelberg und im Wintermoos seien im Wald noch einige Bombenkrater zu erkennen. Auf dem heutigen THW-Platz am "Auerhahn" stand eine große Fahrzeughalle, die 1946 abgebaut worden war. Der geschotterte Höhenweg über die Benzebene zum Falken und die Straße zum "Auerhahn" wurden damals angelegt, wie auch die Siedlung an der Höhenstraße.

Mit diesen Berichten hätten wenige Zeitzeugen die Tür in die Vergangenheit "einen Spalt weit geöffnet", so Robert Hermann. Er kündigte an, das erarbeitete Material zu einer Dokumentation zusammenzuführen.