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Mitarbeiter des Bauhofs sorgen für sichere Straßen

Mit Fingerspitzengefühl, unermüdlichem Einsatz und viel Geduld sorgen sie für Sicherheit auf den Straßen: Lange bevor die Stadt erwacht, sind die Mitarbeiter des Bauhofs bereits unterwegs.

Schramberg. Routiniert fliegen die Finger über die vielen Hebel, Lämpchen und Knöpfe auf dem Armaturenbrett. Es ist angenehm warm im Fahrzeug, Markus Wehrle ist hoch konzentriert. Das Quietschen der Scheibenwischer mischt sich in das monotone Rattern der Schneeketten, die sich in das unberührte Weiß graben. Beständig arbeitet sich das große Räumfahrzeug des städtischen Bauhofs den Schlossberg hinauf. Unermüdlich bahnt sich der Pflug seinen Weg durch die pulvrige Schneedecke.

Technik der Fahrzeuge wird moderner – und komplexer

Die Scheinwerfer leuchten Spuren von Wildwechsel auf der Fahrbahn aus. Was für die Tiere ein Leichtes ist, wäre für den orangefarbenen "Unimog" (Universal-Motor-Gerät) fatal: Käme das 13-Tonnen-Gefährt vom Asphalt ab, würde es sofort in den aufgeweichten Waldboden einsinken.

Mit viel Fingerspitzengefühl und Geduld manövriert der Bauhofmitarbeiter das schwere Räum- und Streufahrzeug die schmalen Wege entlang. "Das Fahrzeug und die Technik muss man beherrschen", sagt Wehrle, "mir macht das Spaß". Seine Augen leuchten, wenn er von den unzähligen Einsatzmöglichkeiten des "Unimogs" spricht. Die Fahrzeuge des städtischen Winterdiensts werden stetig moderner, verlangen ihren Führern aber auch einiges ab: Ständig korrigiert Wehrle den Winkel des drei Meter langen Pflugs, justiert die ausgestreute Menge Salz pro befahrenem Quadratmeter nach und behält die vielen Spiegel im Blick.

Er kennt seine Strecken genau, weiß wo er in wie vielen Zügen umkehren kann und wie er den Schnee wegzuschieben hat, damit Gehwege und Ausfahrten nicht unter den weißen Massen begraben werden. Es geht von einem Ende der Stadt ans andere. "Wenn wir jetzt durch Schramberg fahren, fahren wir wild durcheinander", sagt der 43-Jährige schmunzelnd, "meint man zumindest". Tatsächlich begegnen ihm unterwegs immer wieder andere Fahrzeuge des Winterdiensts.

An diesem Donnerstagmorgen sind in der Talstadt und in Sulgen jeweils drei große Räum- und Streufahrzeuge unterwegs. Dazu sind kleinere "Ladogs" im Einsatz. Mit Schneeschaufeln bewaffnete Mitarbeiter befreien Fußgängerüberwege vom Eis. Es herrscht Vollalarm, um 3.30 Uhr wurden alle Bereitschaftskräfte in den Bauhof bestellt. Vor ihnen liegt ein langer Arbeitstag. Schneit es weiter, so wird bis mindestens 20 Uhr immer wieder geräumt – je nach Ermessen des Einsatzleiters auch länger. Jeden zweiten Tag warten Wehrle und seine Kollegen im Wechsel auf den nächtlichen Anruf, der einen arbeitsreichen Tag ankündigt.

Die vermeintlich willkürliche Streckenführung folgt einem ausgeklügelten Plan. "Die Abläufe greifen wie Zahnräder ineinander", erklärt Wehrle. "So können wir fast gleichzeitig mit der ganzen Stadt fertig sein." Davon ist er noch etwas entfernt. Wehrle rangiert an den steilen Kurven und Kreuzungen am Sonnenberg, später am oberen Burgweg und an der Sattelecke. Dabei sind starke Nerven gefragt: Oft liegt nur eine Handbreit zwischen parkenden Autos und Schneepflug. Manche haben ihre Fahrzeuge mit einigem Abstand zum Gehweg, in Kurven oder sogar im mobilen Halteverbot abgestellt. Einigen fehle wohl die Einsicht, dass der Räumdienst schon frühmorgens durchkommen müsse, bedauert Wehle.

Das kostet Zeit. Der "Unimog" setzt einige Zentimeter vor, dann wieder zurück. Die Schneeketten knirschen, das Führerhaus ruckelt. Immer und immer wieder. Bis auch die Wendeplatten und Straßen in Hanglage geräumt sind. Wehrle erklärt, er habe kein Problem damit, schwere Maschinen am Berg zu fahren. Schließlich komme er aus der Landwirtschaft.

Höhenunterschiede fordern den Winterdienst immer wieder heraus

Dennoch fordert die außergewöhnliche topografische Lage Schrambergs den Winterdienst immer wieder aufs Neue heraus. "Man kann nicht einfach nach dem Wetterbericht gehen und bestimmen: Morgen müssen vier Fahrzeuge fahren", sagt Bauhofleiter Steffen Auber. Denn die Straßenverhältnisse verändern sich mit jedem Höhenmeter. Verschiedener Luftdruck, andere Strömungen und Temperaturunterschiede von bis zu fünf Grad erschwerten die Einsatzplanung. 500 Höhenmeter Unterschied liegen in dem Bereich, den der städtische Bauhof betreut. Die etwa 180 Straßenkilometer erstrecken sich auf Sulgen und Schramberg. In Tennenbronn versieht ein eigenes Team des unterstellten Bauhofs den Räumdienst, in Waldmössingen läuft das autark ab. Für Schönbronn und Heiligenbronn sind zwei Subunternehmen zuständig. Auf Bundes- und Kreisstraßen räumt die Straßenmeisterei.

Damit Autofahrer in allen Höhenlagen möglichst freie Fahrt haben, ist Bauhofleiter Auber noch vor den Räumfahrzeugen im Stadtgebiet unterwegs. Er verschafft sich einen Überblick über die Straßenverhältnisse. Das ist Aufgabe des jeweiligen Einsatzleiters. Dieser entscheidet dann, in welchem Umfang welche Straßen geräumt werden müssen. "Im Prinzip legen wir hier um 4 Uhr fest, was um 7 auf den Straßen los ist", sagt Auber.

Manchmal stoßen da auch die erfahrenen Mitarbeiter im Winterdienst an ihre Grenzen. So auch am Mittwoch, als ein Schneesturm binnen Minuten die Straßen mit Eis überzog. Und das zur Hauptverkehrszeit. Da war dann auch für den Räumdienst zunächst kein Durchkommen mehr. Vorsorgliches Streuen hätte bei dem Regen nicht viel gebracht, erklärt der Bauhofleiter.

Am Donnerstag sieht die Lage aber wieder besser aus. Als allmählich der Berufsverkehr einsetzt und sich die bewaldeten Hänge von der Dämmerung abheben, sind die Straßen bereits frei. Wehrle hebt den Pflug an und macht sich auf in Richtung Sulgen. Statt Schneeflocken prasselt inzwischen Regen auf die Windschutzscheibe.

Der Bauhof hat in Schramberg und Sulgen vier "Unimogs" und zwei Lastwagen im Einsatz. Zusätzlich sind vier kleinere "Ladogs" und ein Schmalspur-Traktor unterwegs. Dazu kommen die Fahrzeuge der Subunternehmen.