Musik: "Arno Haas & Friends" zeigen ihr Können vor allem in langen Improvisationen

Schramberg. Gegen Ende der Saison 2018 hat der Kulturbesen noch einmal mit einem musikalischen Leckerbissen der besonderen Art gelockt: "Arno Haas & Friends" begeisterten das Publikum mit viel Können und einem anspruchsvollen Programm, welches Dank Special Guest Elliott stark von Funk und R’n’B geprägt war – selbstverständlich in ganz eigener Interpretation und durch exquisite Instrumental-Improvisationen ergänzt. Das Resultat war ein musikalisches Erlebnis der Extraklasse, Funk-Jazz mit vielen Querverweisen auf klassischen Soul, Blues und R’n’B.

Elliot, mit vollem Namen Keith Elliot Munnerlyn, begann seine Musikkarriere im zarten Alter von vier Jahren und stand bereits mit P. Diddy, The Weather Girls und Xavier Naidoo auf der Bühne. Mit einem enormen Stimmumfang gesegnet – stellenweise ist von mehr als sieben Oktaven die Sprache – beeindruckte der Sänger aus Ohio mit einer großartigen Soulstimme und viel Improvisationstalent. Sein Stil ist geprägt von moderner afroamerikanischer Musik, insbesondere dem rhythmusbetonten Funk.

Selbst der Jazzklassiker "Summertime" von Gershwin bekam ein rhythmisches Makeover und erklang als energiegeladener Funksong mit markanter Basslinie. Dabei zeigte Ellitot seine ganze Experimentierfreude und intonierte den Klassiker kurzerhand über fast vier Oktaven.

Vom Ergebnis war er selbst so überrascht, dass er das Publikum im Anschluss fragte, ob jemand das Ganze zufällig aufgenommen habe.

Neben Klassikern wie Bernard Wrights "Who do you Love", Quincy Jones’ "Betcha Wouldn’t Hurt Me" oder Rose Royces "Car Wash" setzte Elliot stimmgewaltig auch sehr moderne Akzente – beispielsweise mit Chaka Khans "Like Sugar", welches vor gerade mal einem halben Jahr veröffentlicht wurde.

Saxofonist Arno Haas brillierte in gewohnter Manier mit klarem, schnörkellosem Sound und großer Vielseitigkeit. Er verzauberte das Publikum mit zahlreichen Solopartien – egal ob mit rauem, heiseren Tenorsound in Chaka Khans "Tell Me Something Good", den warmen Klängen des Alt-Saxofons in seiner Eigenkomposition "Chick Flick" oder dem beinahe oboenhaften Sound, den Haas seinem Sopran-Saxofon während Rahsaan Pattersons Soulballade "Where you are" entlockte.

Auch der Schramberger Pianist und Keyboarder Sevan Gökoglu sowie Bassist Alvin Mills, die beide quasi zur Stammbesetzung der Band um Arno Haas gehören, waren mit von der Partie. Gökuoglu, der schon mit Xavier Naidoo und Max Mutzke auf der Bühne stand, sorgte für viele meisterhafte Soloimprovisationen und – nicht minder beeindruckend – für dezente, perfekt abgestimmte Begleitungen. Alvin Mills bewies eindrucksvoll, was man aus einem Bass herausholen kann. Neben einigen virtuosen Solopartien und prägnanten Basslinien – das wohl prägendste Merkmal des Funk ist der dem Gesang an Präsenz und Melodik ebenbürtige Bass – koordinierte Mills souverän die Rhythmusgruppe der Band, steuerte Übergänge und Tempowechsel.

Mit Ralf Gustke, dem Schlagzeuger der Söhne Mannheims, war auch an den Drums ein hochkarätiger Musiker vertreten, der nicht nur mit virtuosen Soloeinlagen brillierte.

Das ganze Können der Musiker zeigte sich vor allem in den langen Improvisationen, in denen sie sich oft sogar ganz vom zuvor begonnen Song lösten. So wurde beispielsweise aus Rose Royces "Car Wash" – dem letzten Stück des Abends – irgendwie Stevie Wonders "Superstition", ehe das Ganze dank Sevan Gökoglu mit den letzten Akkorden von "Auld Lang Syne" endete.

Der Abschied war es dann aber doch noch nicht ganz – ohne Zugabe ließ das Publikum die Musiker selbstverständlich nicht nach Hause.