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Warten dauert schon Jahrzehnte. Neue Trasse in Richtung Industriegebiet gefordert.

Schramberg-Waldmössingen - Es gärt und brodelt in Waldmössingen, was nicht zuletzt bei der Bürgerversammlung deutlich wurde. Ein Reizthema ist der Verkehr. Und: Waldmössingen kommt im Vergleich mit anderen Stadtteilen zu kurz, so die Meinung einer Gruppe von Bürgern.

Franz Maurer ist das Sprachrohr dieser Menschen. "Waldmössingen erbringt über das Gewerbegebiet jedes Jahr Millionen von Steuereinnahmen für Schramberg. Doch was macht die Stadt für uns?", fragt er anklagend.

Insbesondere das Thema Verkehr liegt ihm am Herzen. So wünschen sich viele Bürger eine separate Zufahrt aus Richtung Heiligenbronn zum Industriegebiet. Denn bislang führt der Weg durch die Ortsmitte, die gerade zu Stoßzeiten zum Nadelöhr wird, oder durch den Roten Weg, der nicht für Schwerlastverkehr ausgelegt ist.

"Den Bürgern wurde eine gesonderte Zufahrt zum Industriegebiet schon vor Jahrzehnten versprochen", weiß Maurer. Passiert sei bislang nichts. Im Gegenteil: Der Rote Weg ist eigentlich nur für Fahrzeuge mit höchstens 3,5 Tonnen ausgelegt. Im vergangenen Jahr wurden dort aber Windräder durchgeschleust, die 70 Tonnen schwer waren, weiß Maurer.

Vor Ort zeigt sich, dass immer wieder schwere Fahrzeuge durch den Roten Weg rumpeln und das Verkehrsaufkommen für eine Nebenstraße sehr hoch ist. "Das geht fast rund um die Uhr so, denn die Firmen arbeiten ja im Schichtbetrieb", so Maurer.

Gebühr steigt

In Schramberg würden Millionen Euro für den Schulcampus oder die Landesgartenschau, in Tennenbronn für die neue Halle und das Freibad ausgegeben. Wenn er sich dann noch anschaue, so Maurer weiter, wie niedrig der Kosten-Nutzen-Faktor der Talstadtumfahrung sei, dann wären 2,5 Millionen Euro für eine separate Zufahrt zum Industriegebiet geradezu ein Schnäppchen – mit einem hohen Nutzen. Diese Summe steht im Raum, ist aber aufgrund nicht vorhandener Detailplanungen nur eine grobe Hausnummer. Denkbar wäre auch eine Beteiligung durch die Gemeinde Dunningen und den Landkreis.

In der Bürgerversammlung hieß es von Seiten der Stadt: "Dafür haben wir kein Geld." Doch damit wollen sich einige Bürger nicht mehr abspeisen lassen. "Es wird in Waldmössingen nur in den Abenteuerspielplatz und ins Tiergehege investiert", klagt Maurer.

Auf der anderen Seite steige die Abwassergebühr kräftig, die Vereinszuschüsse würden gekürzt und die Anwohner der Bach- und Burgstraße sowie des Roten Wegs würden kräftig vom Verkehr belastet.

Standortwechsel: In der Ortsmitte herrscht im wahrsten Sinne des Wortes dicke Luft. Im Feierabendverkehr gibt es lange Rückstaus beim Abbiegen von der Burg- in die Seedorfer Straße. "Viele Autofahrer biegen zuvor schon in die Bachstraße ab und dann bekommen die Anwohner dort den ganzen Verkehr ab, was ihnen sauer aufstößt", erzählt Maurer aus seinen Gesprächen mit Waldmössinger Bürgern.

Der angedachte Zwei-Richtungs-Verkehr löse ein Problem, bringe aber gleich mehrere mit sich. So könnte der Verkehr zwar leichter fließen, allerdings müssten dann die Parkplätze entlang der Straße weichen. Darunter würden sowohl das "Rössle" als auch der Zahnarzt leiden, da diese auf die Parkplätze angewiesen seien, moniert Maurer. Auch der frühere "Schlecker" und die ehemalige Metzgerei würden sich so kaum noch vermieten lassen.

Profitieren würde von einer separaten Zufahrt laut Maurer auch das künftige Pflegeheim am ehemaligen "Kreuz", da dann nicht der ganze Verkehr dort vorbei müsste. Dort ließe sich auch ein Café einrichten, durch das Waldmössingen gewinnen würde.

Bessere Anbindung

Auch beim Busverkehr gebe es reichlich Luft nach oben. So müssten die Busse dann nicht mehr die desolate Straße zwischen Seedorf und Heiligenbronn nutzen. Es würde auch keine Busse mehr in der Heimbachstraße geben. Zudem, so Maurers Vision, könnte der Bus von Waldmössingen in Richtung Kreisverkehr in Seedorf fahren.

So könnten die Betriebe bedient werden und die Menschen aus Waldmössingen könnten in Seedorf einkaufen gehen. Anschließend würde am Kreisverkehr umgedreht und über die neue Straße in Richtung Heiligenbronn und Schramberg weiter gefahren werden. "Auch aus Seedorf hätten die Leute so eine bessere Busanbindung in Richtung Schramberg", sagt Maurer.