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500 Kinder bilden ab Montag ihre eigene Stadt

Ab Montag bilden 500 Kinder wieder ihr eigenes "Mini-Schramberg". Für die Mitarbeiter des JUKS³ ist die Aktion mit viel Aufwand verbunden, der sich auszahlt: Für viele Kinder ist die kommende Woche ein einmaliges Erlebnis.

Schramberg. Im JUKS³ herrscht wenige Tage vor Beginn des achten "Mini-Schrambergs" Hochbetrieb. "Wir sind gerade dabei, alle Materialien für die Workshops zusammenzusuchen", erklärt Julia Merz. "Insgesamt gibt es 70 Mitmachbereiche, für die wir Verkleidungen, Werkzeuge und Baumaterial brauchen", erzählt die Sozialpädagogin, die in diesem Jahr zum ersten Mal mit der Projektleitung betraut ist.

"Für viele Kinder ist das ein einmaliges Erlebnis", weiß sie. Deswegen habe das Team bereits vor eineinhalb Jahren mit den Vorbereitungen für die Aktion, die nur alle vier Jahre stattfindet, begonnen. Ab dem heutigen Freitag gehen diese in die Endphase: In der Erhard-Junghans-Schule richtet das JUKS³ das "Einwohnermeldeamt" ein, in dem am Montagmorgen alle Einwohner von "Mini-Schramberg" ihre Ausweise erhalten. 500 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren sind angemeldet und werden gegen Mittag das Rathaus stürmen, um sich dort ihre Berufe auszusuchen.

"Am beliebtesten sind natürlich Jobs bei der Polizei oder der Feuerwehr", weiß Merz. "Im Laufe der Woche entwickeln die Kinder aber auch oft eigene Geschäftsideen", erzählt sie. "Durch das freie Spielen wird ihre Kreativität enorm angeregt."

In diesem Jahr sei deshalb erstmals eine Start-up-Börse geplant, bei der Kinder Ideen einreichen und einen Geschäftsplan erstellen können, um einen Kredit bei der Bank beantragen zu können. "Die Bank ist der Dreh- und Angelpunkt von Mini-Schramberg" erklärt Merz. Denn sie gibt die sogenannten "Schramel" aus, die die Kinder an ihren Arbeitsplätzen verdienen. Dabei lernen sie auch das Prinzip der Steuern kennen: Zwei Schramel gehen als Abgaben an die Stadt.

20 Kinder bewerben sich um den Job als Bürgermeister

Was mit den Steuereinnahmen passiert, entscheidet der Gemeinderat, der von den Bürgern "Mini-Schrambergs" am Montag gewählt wird. 20 Kinder haben sich auf den Posten des Oberbürgermeisters beworben, wer die meisten Stimmen erhält, gewinnt.

Über verbleibende Einkommen können die Kinder auf dem Rummel frei verfügen, und es zum Beispiel in Zuckerwatte, Popcorn, eine Fahrt mit der Seilbahn oder Kinokarten investieren.

"Das Geld soll in Umlauf kommen, wir möchten den Gedanken des Konsums fördern", erzählt Merz. Dadurch lernten die Kinder auch die Konsequenzen ihres Handelns kennen: "Wenn sie etwas kaufen möchten, müssen sie dafür arbeiten."

Geld verdienen können sie an den 70 Mitmachstationen, die von mehr als 200 Mitarbeitern betreut werden, darunter viele Ehrenamtliche und Jugendliche. "Es ist unglaublich, wie viele Leute im Hintergrund mitwirken, wir sind froh, dass die Stadt so aktiv ist", freuen sich die Mitarbeiter des JUKS³. In der kommenden Wochen tragen sie die Verantwortung für die vielen "Mini-Schramberger", die sich selbstständig in der Stadt bewegen und zu ihren Arbeitsplätzen gehen.

"Je mehr Verantwortung wir ihnen übertragen, desto mehr kriegt man auch zurück", berichtet Marcel Dreyer, der Leiter des JUKS³. "Das ist das Alleinstellungsmerkmal der Spielstadt in Schramberg", sagt er stolz. Denn in anderen Gemeinden seien diese oft mit Zäunen abgegrenzt oder fänden in geschlossenen Stadien oder Hallen statt.

"Wir wollen die Kinder aber bewusst die Stadt erleben lassen." Das schaffe Identifikation und führe dazu, dass die Kinder auch viel über sich selbst lernen würden. "Das kann lebenslang prägend sein: Viele Leute berichten noch im Erwachsenenalter von ihren Erlebnissen bei ›Mini-Schramberg‹."

Dass die Schramberger Aktion so gut funktioniert, liege neben den zahlreichen Sponsoren aber vor allem an den beteiligten Menschen: "Sie machen jedes ›Mini-Schramberg‹ etwas anders; es macht Spaß, so ein Projekt zu organisieren", freuen sich die Mitarbeiter des JUKS³.

Weitere Informationen: www.mini-schramberg.de