Ziegen, Damwild und freilaufende Hähne: Im Tiergehege Waldmössingen gibt es Natur und Landwirtschaft zu erleben. Foto: Schickle

Arbeiten am Tiergehege in Waldmössingen schreiten nur langsam voran. Betreiber-Familie Schmid braucht Geduld.

Schramberg-Waldmössingen - Eigentlich laufen die Bauarbeiten am Tiergehege Waldmössingen seit 17. März: Es soll zum Erlebnisbauernhof werden. Bis es soweit ist, benötigen die Betreiber, die Familie Schmid, viel Geduld. Pferde, Lamas, Schweine, Hühner, Ziegen, Hochlandrinder, Gänse, Esel, dazu Abenteuerspielplatz, See, jede Menge Grün und blauer Himmer: Wer sich dem Tiergehege Waldmössingen nähert, atmet Entspannung. Nur eines trübt die Idylle: Der Bau der neuen Ställe geht nicht recht voran. Die Schmids brauchen Geduld.

Die Landwirts-Familie hat das Tiergehege seit 1997 gepachtet. Entstanden war es in den 70er-Jahren durch bürgerschaftliches Engagement, der Heimatpflegeförderverein hatte es aufgebaut und betrieben, erzählt Ortsvorsteherin Claudia Schmid. Von der Stadt erhalten die Schmids einen Obolus fürs Tiergehege. "Die ersten zehn Jahre hat es nicht gereicht", erzählt Gerhard Schmid. "Aber wir haben uns durchgebissen."

Inzwischen läuft es gut: Weil die Familie rund ums Tiergehe einen Erlebnisbauernhof aufgebaut hat. Dort sind unter der Woche Schulklassen zu Besuch und erleben, wie Landwirtschaft funktioniert. Der Bauernhof als Lernort also. Die Klassen, sagt Schmid, seien inzwischen die Haupteinnahmequelle seines Betriebs. 3000 Übernachtungen kommen im Jahr zusammen. Sogar junge Besucher aus Saudi-Arabien, Ägypten und Japan waren schon da.

Die Viertklässler aus Waghäusel-Wiesental (Kreis Karlsruhe), die Anfang der Woche zu Besuch waren, haben in Waldmössingen viel erlebt: Boot fahren, Pizza backen, Angeln, Eierkunde und mehr standen auf dem Programm. Und die Kinder helfen, die Tiere zu versorgen. "Deshalb warten wir so sehnsüchtig auf die Ställe", erklärt der Bauer.

Auf dem Gelände des Tiergeheges baut die Stadt Pferde-, Kuh- und Schweinestall sowie WC-Anlagen. Die Tierunterkünfte sind auf Besucher ausgelegt: Sie haben Hygieneräume, Waschgelegenheiten, Fenster, die Einblicke verschaffen oder eine Empore für Zaungäste. "Sinn und Zweck des Projekts ist es, Einblicke zu geben in die Landwirtschaft." Bis es allerdings soweit ist, müssen sich die Schmids weiter gedulden. "Wir planen jetzt zehn Jahre", sagt der 58-Jährige. Der Frust darüber ist ihm anzuhören.

Ortsvorsteherin Claudia Schmid kann das nachvollziehen. Immer wieder wurde umgeplant, im ersten Anlauf scheiterte zudem der Antrag auf Leader-Förderung. Damit hat es dann doch noch geklappt: Inzwischen ist das Tiergehege ein Leader-Leitprojekt, und die Stadt Schramberg erhält Fördermittel für den Stallbau. Das Ganze firmiert unter dem Label "Erlebnisbauernhof Waldmössingen" – dem Konzept, das die Schmids in 17 Jahren mit ihrer Schülerarbeit aufgebaut haben. Die förderfähigen Kosten betragen maximal 600 000 Euro. 430 000 Euro davon sind Zuschüsse, den Rest übernimmt Schramberg. Die geplanten Ställe dürften teurer werden als 600 000 Euro. Die Kostenberechnungen sind nämlich ebenfalls Jahre alt.

Gerhard Schmid möchte zusätzlich ein Schullandheim an den bestehenden alten Hof anbauen. Geplant sind unter anderem zwei Schlafräume und Sanitäranlagen. Rund 400 000 Euro müssen die Schmids dafür ausgeben. Doch der 58-Jährige meint: "Ein Betrieb muss investieren" – auch wenn eine angedachte Leader-Förderung nicht geklappt hat, auch wenn die Stadt zunächst Unterstützung signalisiert, er dann aber nichts mehr in der Sache gehört habe.

Immerhin: Der Stallbau läuft laut Stadt seit 17. März. Flott allerdings geht auch er nicht voran. Auch, weil sich das Tiergehege in einem Grabungsschutzgebiet befindet. Rund um das Römerkastell gab es ein Lagerdorf, einen römischen Vicus. Das Besondere am Waldmössinger Vicus: Er ist noch beinahe unberührt. Damit das so bleibt, sind derzeit Grabungsleiter Thomas Schlipf und seine Kollegen vom Landesamt für Denkmalpflege vor Ort. Er wolle den Erlebnisbauernhof nicht verhindern, sagt Schlipf. Aber Bodeneingriffe dürften nicht erfolgen – und wenn, dann nur mit Zustimmung der Behörde. Deshalb kann nur an den Stellen gebaut worden, für die es ein Okay gibt.

Bevor es am Standort des Pferdestalls losgehen kann, tragen die Archäologen dort den Humus ab und nehmen auf, was darin zum Vorschein kommt. Bisher unter anderem eine römische Münze, Tonperlen und eine eiserne Glocke. Tiefer als zehn bis 30 Zentimeter geht es nicht. Was darunter liegt, bleibt unberührt. Mit einem Vlies wird das Gebiet später abgedeckt und aufgeschüttet, dann kann gebaut werden. "Wir sind im Zeitplan", betont Schlipf.

Dafür hapert es an anderer Stelle: Grabungspläne müssen überarbeitet und nachgenehmigt werden. Auch Entwässerungsplänen muss das Baurechtsamt noch zustimmen. Unter Umständen könnten Arbeiten deswegen teilweise ins Stocken geraten, sagt Andreas Krause, Fachbereichsleiter Umwelt und Technik. Dabei sollen die Ställe eigentlich bis Ende des Jahres stehen. Denn die Besucher sind schon da: laut Gerhard Schmid 30 000 bis 40 000 pro Jahr.