Der erste Pavillon des Verschönerungsvereins aus dem Jahr 1882 auf dem Schlossberg auf einer Postkarte aus dem Jahr 1906. Der zweite Pavillon des Schwarzwaldvereins aus dem Jahr 1927 auf dem Schlossberg auf einem Foto aus dem Jahr 2014. Fotos: Sammlung Carsten Kohlmann/ Dieter Kohlmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Kleindenkmale in Schramberg und ihre Geschichte: Das Aussichtshäusle des Schwarzwaldvereins am Schlossberg

Von Dieter Kohlmann

Schramberg. Von 2012 bis 2013 wurde in allen Städten und Gemeinden des Landkreises Rottweil eine Dokumentation der so genannten Kleindenkmale für das Landesamt für Denkmalpflege angelegt. In einer Serie stellen wir in der nächsten Zeit einige Kleindenkmale in Schramberg vor.

Zu dem Begriff "Kleindenkmal" gibt es keine einheitlich festgelegte Definition. Der Schwäbische Heimatbund, der im Jahr 2000 den Anstoß zur landesweiten Erfassung der Kleindenkmale gegeben hat, beschreibt sie so: "Im allgemeinen werden darunter ortsfeste, freistehende, kleine, von Menschenhand geschaffene Gebilde aus Stein, Metall oder Holz verstanden, die einem bestimmten Zweck dienten (dienen), an eine Begebenheit oder an Personen erinnern. Sie sind oftmals Zeugnisse vom Wirtschaften und Schaffen unserer Vorfahren und sollten eine handwerkliche Bearbeitung aufweisen."

Mit einem aufmerksamen Auge kann man auch in Schramberg eine ganze Menge solcher Kleindenkmale entdecken, deren Entstehungsgeschichte oft nicht mehr bekannt ist und dem Forscher deshalb einiges an Energie und Glück abverlangen, um zum Teil nach sehr langer Zeit noch etwas darüber in Erfahrung bringen zu können.

Bei dieser Spurensuche in der archivischen Überlieferung oder bei der Befragung älterer Einwohner geben sich immer wieder überraschende Entdeckungen. Zu diesen Kleindenkmalen gehört auch das so genannte "Aussichtshäusle" auf dem Schlossberg, von dem aus sich ein sehr schöner Blick auf die Stadt Schramberg bietet. Der achteckige Pavillon aus Holz befindet sich an der Südostflanke des Schramberger Hausberges auf einer Höhe von 505 Metern über Normalnull. Die Besucher des Schlossberges können von hier aus die Aussicht genießen und bei ihrem Auf- oder Abstieg auf einer Bank eine Rast einlegen.

Zu verdanken ist der Pavillon einem Verschönerungsverein, der 1881 von einigen Bürgern nach dem Beispiel anderer Städte ins Leben gerufen wurde, um die Sehenswürdigkeiten der örtlichen Landschaft für die einheimische Bevölkerung und die auswärtigen Gäste besser zugänglich zu machen. Den ersten Vorstand bildeten Sanitätsrat Eugen Vaihinger (1851 bis 1915) und Kommerzienrat Erhard Junghans (1849 bis 1923).

Der Schramberger Werner Dold erinnert sich daran, dass sein Großvater, der Zimmermannsmeister Anton Dold (1831 bis 1897) von der Purbenhalde im heutigen Stadtteil Tennenbronn am Bau des "Aussichtshäusles" im Jahr 1882 beteiligt war. 1890 wurde aus dem Verschönerungsverein eine Ortsgruppe des württembergischen Schwarzwaldvereins, die 2015 ihr 125-jähriges Bestehen feiern wird. Der Schwarzwaldverein übernahm seitdem die Verantwortung für den Pavillon, der im Lauf der Zeit baufällig wurde und 1927 erneuert werden musste.

Nach dem Bau des Gedächtnishauses auf dem Fohrenbühl, das 1924 eingeweiht wurde, war der Bau eines neuen "Aussichtshäusles" das nächste größere Projekt des Schwarzwaldvereins in dieser Zeit. Mit Zustimmung des Grundstücksbesitzers, des Uhrmachers Alfred Rapp (1878 bis 1966), sowie mit Unterstützung der Stadtverwaltung, des Grafen Cajetan von Bissingen und Nippenburg (1870 bis 1956) und der Uhrenfabrik Gebrüder Junghans konnten die Mitglieder des Schwarzwaldvereins einen seinem Vorgänger entsprechenden Nachfolger errichten.

Die Lokalpresse lobte damals, wie mit vereinter Kraft ein schöner Aussichtspunkt wieder instand gesetzt wurde: "Das Alte ist vergänglich, neues Leben sprießt aus den Ruinen. Bald wird das alte Wahrzeichen, das Aussichtshaus auf dem Schlossberg, in neuer Gestalt sich erheben, ein Markstein in der Geschichte des hiesigen Schwarzwaldvereins. Ein rührendes Bild mitanzusehen, wie jeder gestern, ob jung oder alt, zum Hilfsdienst bereit war, um das Bauholz den Berg hinan zutragen und verdient jeder einzelne auch an dieser Stelle öffentlichen Dank. Dem Schwarzwaldverein aber zollen wir volle Anerkennung, der immer wieder aus dem Quell seiner Schöpfung dazu beiträgt, das Landschaftsbild zu verherrlichen zu Nutz und Frommen aller Bürger hiesiger Stadt."

Zum 125. Gründungsjubiläum des Schwarzwaldvereins sollte vielleicht eine kleine Tafel auf die Entstehungsgeschichte des "Aussichtshäusles" hinweisen. Für die damals von einigen Bürgern ergriffene Initiative, einen besonders schönen Punkt des Schlossberges mit einem Pavillon zu zieren, kann man in Schramberg bis heute dankbar sein und sich an der Liebe dieser Bürger zu ihrer Heimatstadt in der heutigen Zeit wieder ein Beispiel nehmen.