Aufstellung der "Grupo Thälmann" aus deutschen Freiwilligen in Barcelona im August 1936 Foto: Brigada Internacional, Berlin 1974 Foto: Schwarzwälder-Bote

Internationale Brigaden: Heute 80. Todestag von Karl Katz / Einer der ersten Gefallenen aus Deutschland

Zu den etwa 4500 deutschen Spanienkämpfern gehörte auch der gebürtige Schramberger Karl Katz, der heute vor 80 Jahren gefallen ist.

Schramberg. In Spanien wird in diesem Jahr bei vielen Gedenkfeiern an den Beginn des Spanischen Bürgerkrieges und an die Bildung der Internationalen Brigaden vor 80 Jahren erinnert.

Am 24. Oktober 1936 fand bei Tardienta in Nordspanien heute vor 80 Jahren ein Gefecht der "Grupo Thälmann" und der "Centuria Thälmann" mit den Truppen des faschistischen Generals Francisco Franco (1892 – 1975) statt, der am 18. Juli 1936 gegen die rechtmäßig gewählte republikanische Regierung geputscht hatte.

In den beiden Einheiten "Grupo Thälmann" und "Centuria Thälmann" hatten sich wenige Wochen zuvor unter dem Namen des damals in Berlin inhaftierten KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann (1886 – 1944) die ersten Antifaschisten aus dem Deutschen Reich und aus einigen anderen Ländern zusammengefunden, um gegen den Faschismus zu kämpfen. Für die europäische Linke war der Spanische Bürgerkrieg ein wichtiges Symbol und wurde zu einem Mythos.

Im Herbst 1936 waren die Putschisten, vor allem marokkanische Kolonialtruppen, nach Norden vorgerückt und hatten bei Tardienta einen strategisch wichtigen Höhenzug besetzt, auf dem sich eine Kapelle befand (Eremitage de Santa Quiteria).

Der Berg wurde zwar erobert, musste aber schon bald wieder aufgegeben werden. Unter den insgesamt 19 Toten war der in Schramberg geborene Karl Katz, der aus einer Familie im heutigen Stadtteil Waldmössingen stammt, seit seinem Tod vor 80 Jahren aber in völlige Vergessenheit geraten ist.

Durch einen Zufall auf den Aktivisten gestoßen

In dem Buch "Brigade Internacional ist unser Ehrenname … Erlebnisse ehemaliger deutscher Spanienkämpfer", das die "Sektion der ehemaligen Spanienkämpfer" bei der "Zentralleitung des Komitees der Antifaschistischen Widerstandskämpfer der DDR" im Jahr 1974 herausgegeben hat, ist der Tod von Karl Katz am 24. Oktober 1936 bei Tardienta in einem Bericht seines Kameraden Hans Behrend aus Bochum erwähnt. 2015 wurde er deshalb auch in das neu erschienene Lexikon "›Sie werden nicht durchkommen.‹ Deutsche an der Seite der Spanischen Republik und der sozialen Revolution" aufgenommen.

Auf die Geschichte von Karl Katz wurde das Stadtarchiv Schramberg erst vor kurzem durch einen Zufall aufmerksam. Bei einer Recherche im Bundesarchiv ergab sich, dass in dessen Bestand "Reichssicherheitshauptamt" aus der NS-Zeit auch eine Karteikarte der "Geheimen Staatspolizei" (Gestapo) über einen Schlosser Karl Katz verwahrt wird, der am 24. September 1895 in Schramberg geboren wurde. Ein Blick in das Geburtenregister der Stadt Schramberg aus dem Jahr 1895 offenbarte, dass sich mit diesem Namen eine lange vergessene Geschichte verbindet, da dort zu seinem Tod vermerkt wurde: "Gefallen 24.10.1936 als Rotspanienkämpfer b[ei] Santa Quitera/Tardienta."

Die bisherigen Recherchen konnten die mit seiner offenbar recht bewegten Biographie verbundenen Fragen noch nicht vollständig klären. In groben Zügen zeichnet sich seine Lebensgeschichte aber bereits ab.

Die Mutter von Karl Katz, Maria Katz aus Waldmössingen, brachte ihren Sohn am 24. September 1895 in Schramberg unehelich zur Welt, wo sie damals vermutlich wie so viele andere junge Frauen in der örtlichen Uhrenindustrie gearbeitet haben dürfte. Sie lebte damals bei ihrer Schwester Magdalena Andergassen (1861 – 1915) in Schramberg, die sich 1888 mit dem Schuhmacher Georg Andergassen (1862 – 1931) aus der Steiermark in Österreich verheiratet hatte. Die fünf Kinder von Georg und Magdalena Andergassen, darunter die in Schramberg wohnhaften Töchter Johanna Hützschke (1889 – 1986) und Katharina Krebs (1891 – 1971), waren Cousinen von Karl Katz.

Mehrfach wegen Hochverrats angeklagt

Wie lange Karl Katz in Schramberg gelebt hat, liegt derzeit noch im Dunkeln. Früher oder später hat er jedoch offensichtlich seine Heimat im Schwarzwald verlassen. Im Ersten Weltkrieg dürfte er Soldat gewesen sein und könnte sich durch die Novemberrevolution weiter politisiert haben. In der Weimarer Republik war er jedenfalls eindeutig im "linken Lager" beheimatet. Insgesamt vier gegen ihn geführte Strafprozesse wegen Hochverrat vor dem Reichsgericht Leipzig vermitteln das Bild eines radikalen Kommunisten, der mehrfach Propagandamaterial in der Reichswehr verbreitete und auch zum Einsatz von Gewalt zur Durchsetzung seiner politischen Ziele bereit war.

Ob er in der NS-Zeit verhaftet wurde, liegt derzeit ebenfalls noch im Dunkeln. Die "Geheime Staatspolizei" war ihm auf jeden Fall auf der Spur.

Im Lexikon "Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime gegen das NS-Regime" aus dem Jahr 2012 wird er zwar erwähnt, genaue Angaben fehlen jedoch. Sein Kamerad Hans Behrend bezeichnet ihn zwar als "parteilos", es erscheint aber doch sehr wahrscheinlich, dass er wie viele andere Spanienkämpfer der KPD angehörte oder ihr nahe gestanden hat. Im Sommer 1936 befand er sich jedenfalls zusammen mit anderen Antifaschisten aus dem Deutschen Reich in Spanien und war bei der Bildung der Vorläufer der "Internationalen Brigaden" in Barcelona unter den Freiwilligen der ersten Stunde.

Das Stadtarchiv Schramberg wird die Erforschung seines Lebens fortsetzen und insbesondere auch nach seinem Grab in Spanien suchen.