Bei der Feuerwehrübung am 30. September 2009 offenbarten sich Brandschutzmängel am Gymnasium, die jetzt behoben werden sollen. Abhängig ist die bauliche Komponente in Teilen auch davon, wie viele Drehleitern es vor Ort gibt: Mit einer Leiter können rechnerisch 15 Personen gerettet werden. Foto: Wegner

Gutachter: Gymnasiumsbau hat noch nie der Landesbauordnung entsprochen. Teure Nachrüstung.

Schramberg - Der Neubau des Gymnasiums, das 1973 in Betrieb ging, entsprach vom Brandschutz her noch nie der Landesbauordnung. Mit dieser Nachricht überraschte Gutachter Manfred Mattern die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt und Technik.

Bei der jetzigen Sanierung des Schulgebäudes, so machte Mattern von "5plus", einer Ingenieurgesellschaft für Brandschutz mit Sitz in Balingen, deutlich, gehe es jetzt nur darum, das Gebäude so zu ertüchtigen, dass die Richtlinien, die schon damals beim Bau gegolten hätten, jetzt erreicht werden. In vielen Bereichen sei nämlich nur eine Feuerfestigkeit von 30 Minuten gegeben, erforderlich seien bei einem Bau dieser Art 90 Minuten. Hinzu komme, dass bei einem Brand der Rauch in alle Richtungen durch die Schule ziehe. Das "ist und war schon immer unzulässig", so Mattern. Bei der Errichtung des Gebäudes sei die Landesbauordnung nicht komplett umgesetzt worden, damals sei beispielsweise die Brandabschottung "schlicht vergessen" worden. Außerdem sei man heute schlauer und der Brandschutz werde auch ernst genommen. Die Stadt müsse, "ohne schuldhaftes Verzögern" den Mangel abstellen.

Deutlich widersprach er Ratsmitglied Ulrich Bauknecht, der sich in der Abstimmung zum zweiten Bauabschnitt enthalten hatte, dass es sich um eine neue Vorschrift halte. Bauknecht hatte zuvor ausgeführt, dass immer mehr Vorschriften die öffentliche Hand lähmten und somit beispielsweise auch kein Geld mehr für ein Hallenbad da sei.

In den Sommerferien, so sagte der Leiter des Fachbereichs Umwelt und Technik der Stadt, Andreas Krause, soll mit dem ersten Abschnitt der Brandschutzmaßnahmen am Gymnasium begonnen werden. Dazu zählen beispielsweise neue Not-Außentreppen, damit in jedem Segmentbereich der Schule eine Rettung möglich wird. Diese rund 730 000 Euro teure Maßnahme wurde vom Gemeinderat der Stadt Schramberg bereits genehmigt. Bei der Abstimmung über den ersten Abschnitt hatte allerdings die CDU-Fraktion gebeten, nochmals über die Notwendigkeit weiterer Schritte informiert zu werden.

Der zweite Abschnitt, so informierte Krause, beinhaltet den Einbau einer Brandmeldeanlage, einer elektroakustischische Anlage, der Sicherheitsbeleuchtung, einer Brandfallsteuerung des Aufzugs und Fluchtwegpiktogrammen. Dies könne auch "nicht einfach weggelassen werden", so Mattern, denn die Schule werde auch zu Zeiten benutzt, in denen es dunkel sei.

Dringende Umsetzung des Konzepts

Die "gravierenden Mängel" hinsichtlich des Brandschutzes, die bei einer Brandschutzübung mit der Feuerwehr aufgefallen seien, könnten "nicht gesundgebetet" werden, verwies Mattern auf die dringende Umsetzung des Konzepts. Mit dem, dass im zweiten Bauabschnitt eine Brandmeldeanlage installiert werde, lasse man aber schon bei der Wahl der Materialien eine Abweichung zu. Ansonsten müsse die Schule geschlossen und zwei Jahre umgebaut werden, da allein im Betonbereich die Sicherheit nicht ausreiche. Nur durch zusätzliche Maßnahmen könne eine vertretbare Sicherheit gewährleistet werden. Sollte die Umsetzung des zweiten Abschnitts, dessen Umsetzung der Ausschuss jetzt für 2013 beschloss, geschoben werden, müsse die Stadt im Brandfall auch die Verantwortung tragen.

Er tue sich noch immer schwer, dass der zweite Abschnitt 550 000 Euro koste, meinte Clemens Maurer, doch Mattern versicherte, dass 20 Euro pro Quadratmeter Geschossbaufläche ein üblicher Preis seien. Die Gesamtsumme sei indes von der Größenordnung des Hauses bedingt, in dem beispielsweise Installationsleitungen ohne jegliche Trennung in offenen Schächten vom ersten zum fünften Stock führten. Das sei vom Baurecht aber noch nie zugelassen worden. Man finde diese Abweichungen aber landauf, landab, schränkte der Sachverständige ein. Und stellte gleichzeitig fest, dass es "hier noch besser ist, als an anderen Schulen", bei denen sein Büro derzeit ein Konzept erarbeite.