Foto: Schwarzwälder Bote

Zahlreiche Besucher beim Vortrag zum Thema Wasser

Wer heute duschen oder ein Glas Wasser trinken will, braucht nur den Wasserhahn aufzudrehen. Das war füher ganz anders, als es in Tennenbronn noch keine Wasserversorgung wie heute gab.

Schramberg-Tennenbronn. Die Heimathaus-Gruppe hatte zu einem Vortrag "Das Wasser – die Bedeutung für Menschen und Tiere im Bereich Tennenbronn" in den katholischen Pfarrsaal eingeladen.

Den Anfang machte Edwin Klausmann, der den Wasserkreislauf bildlich darstellte. Je tiefer die Quelle sei, desto ergiebiger die Schüttung und besser die Qualität. Deshalb sei früher für einen Bauernhof nach einer sicheren Quelle gesucht worden, die auch bei langer Trockenheit noch Wasser gespeist habe.

Im 19. Jahrhundert hätten die Bauern mit viel Mühe Tiefbrunnen und Stollen ausgegraben. Damals habe es bei fast jedem Hof einen Brunnenstollen gegeben, beispielsweise beim Josenhof, Kornelishof und Gündelehof. Die ältesten Nachweise von Brunnen im Bereich Mittelberg reichten ins Jahr 1784. Manche davon seien zugefallen, eine ungenutzte Quelle gebe es noch im Wald beim Hubjogelshof, schilderte Klausmann.

Mit einem Rutengänger sei versucht worden, eine größere Menge Wasser zu finden. Eine Wasserbohrung hätte genehmigt und amtlich nachgewiesen werden müssen.

Die Wasserversorgung im Dörflein Tennenbronn war der Part von Fritz Wöhrle. Schon immer sei bei einer Ansiedlung das Wasser existenziell für Mensch und Tier gewesen. Daraus folge die Erkenntnis, warum die frühe Besiedelung Tennenbronns um 1100 nahe am Zusammenfluss von Eichbach und Schiltach stattgefunden habe. Erst mit der Zunahme der Bevölkerung seien Quellen gefasst und Wasserleitungen gegraben worden. Der erste Dorfbrunnen beim "Löwen" sei wohl aus einer Quellfassung am Dobel im Mittelberg erfolgt.

Für die Wassernutzung seien Vereinbarungen getroffen worden, weshalb die Brunnen in Privatbesitz gewesen seien. Möglicherweise habe Tennenbronn durch die "Brunnen unter den Tannen" seinen Namen erhalten. Hinsichtlich der Teilung der Unterhaltskosten der Brunnen habe es oftmals Streit um das kostbare Nass gegeben.

1834 habe der Gastwirt Mathias Weißer auf dem Grundstück des Löwenwirts Andreas Langenbacher eine Quelle gekauft und eine Leitung bis zum "Alten Adler" verlegen lassen. Es sei anzunehmen, dass dieser Dorfbrunnen durch den Dorfbrand 1901 den Umzug des "Adlers" an den heutigen Platz mitgemacht habe. 94 Jahre lang, bis 1928, habe der "Adler"-Brunnen das untere Dorf mit Wasser versorgt. Weitere Brunnen habe es noch beim evangelischen Pfarrhaus und beim Rathaus im "oberen Dorf" gegeben. 1913 sei eine neue Wasserversorgung geplant, aber aufgrund des Ersten Weltkriegs erst 1928 mit dem Bau des Hochbehälters am Mittelberg umgesetzt worden, berichtete Wöhrle.

Nach Auskunft des früheren Ortsvorstehers Klaus Köser sei infolge der Bevölkerungszunahme und der Erschließung von Baugebieten eine neue Wasserversorgung erforderlich geworden. Sie habe in der Zeit von 1971 bis 1975 umgerechnet drei Millionen Euro verschlungen und sei vom Land mit einer Million Euro gefördert worden. An einem Schaubild zeigte Köser auf, wie die einzelnen Bereiche im Ort mit Wasser versorgt werden. Es seien aber noch nicht alle Höfe im Außenbereich ans örtliche Wassernetz angeschlossen, sagte Köser.

Stadtwerke-Chef Peter Kälble spannte den Bogen weiter nach Schramberg und erinnerte an die Gründung der privaten Wasserversorgung "Hirschbrunnengesellschaft" im Jahre 1830. Die erste öffentliche Trinkwasserversorgung in der Talstadt sei 1892 gebaut worden. 1960 sei der Wasserturm in Sulgen und fünf Jahre später das Wasserwerk im Gewann Brambach entstanden. 1975 sei die Wasserversorgung Kleine Kinzig gegründet worden, die praktisch das zweite Standbein der Wasserversorgung der Stadt darstelle.