Allein der Schutz der Katzen ist das Ziel der neuen Verordnung, die in Schramberg kommen soll und dem Gemeinderat vom Ausschuss für Umwelt und Technik empfohlen wurde. Foto: Wegner Foto: Schwarzwälder Bote

Umweltausschuss: Aber nur freilaufende Tiere betroffen / Zucht weiterhin möglich / Verordnung empfohlen

Freilebende Katzen auf dem gesamten Gebiet der Stadt Schramberg sollen künftig kastriert, gechipt und registriert werden. Dies sieht eine Katzenschutzverordnung vor, die bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung dem Gemeinderat empfohlen wurde.

Schramberg. Gemeinderat Oskar Rapp (Freie Liste), der schon im Tennenbronner Ortschaftsrat gegen die Verordnung gestimmt hatte, wollte vor einer Entscheidung eigentlich mehr Informationen von Verwaltung und Tierschutzverein hinsichtlich der Notwendigkeit einer solchen Verordnung, musste nach längerer Diskussion aber einsehen, dass sein Antrag hierauf im Umwelt- und Technikausschuss keine Mehrheit gefunden hätte und zog diesen daraufhin zurück.

Die Verordnung, über die jetzt der Gemeinderat noch beschließen muss, sieht vor, dass freilaufende Katzen gefangen, kastriert oder sterilisiert und dann am Auffindeort wieder freigelassen werden. Ein solches Vorgehen werde vom Städtetag, der Landestierärztekammer und Tierschutzvereinen befürwortet, um Katzenleid erfolgreich zu minimieren, sagte Cornelia Penning von der Abteilung Öffentliche Ordnung der Stadt Schramberg. An Kosten rechnet die Stadt mit rund 5000 Euro jährlich, pro Tier koste diese Maßnahme rund 100 Euro.

Rapp hatte zudem nachgefragt, ob es möglich sei, einzelne Bereiche von der Verordnung auszusparen, vor allem ländliche Bereiche, wo die Katzen erforderlich seien, um die Zahl der Nagetiere im Griff zu halten. Auch habe er nirgends einen Nachweis gefunden, dass es eine zu große Population an Katzen gebe, so dass die Maßnahme zu begründen sei.

Auf gesamtem Stadtgebiet

Eine Begrenzung auf bestimmte Bereiche sei nicht möglich, betonte Linda Niebel vom städtischen Fachbereich Recht und Sicherheit. Ausschlaggebend für das Regelwerk sei ausschließlich der Tierschutz, deswegen gelte es flächendeckend. Eine Einschränkung würde dem Zweck dem Grunde nach wiedersprechen. Dort wo eine Katze lebe, müsse sie geschützt werden. Ausnahmen würden allerdings beispielsweise für wertvolle Zuchtkatzen gelten.

Claudio di Simio vom Tierschutzverein Schramberg verwies auf eine ausführliche Stellungnahme, die abgegeben worden sei. 50 Tiere seien im Jahr 2017 beispielsweise eingefangen worden. Die Zahl sehe er aber nicht als das Entscheidende an, sondern dass die Katzen aufgrund von Krankheiten Schmerzen erlitten hätten.

"Alle waren in verschiedenem Ausmaß krank", sagte er. Dabei rede er nicht von Tieren, um die sich gekümmert werde. Die Katzenschutzverordnung treffe nur wenige Personen, die sich verantwortungslos gegenüber den Tieren zeigten, so habe der Tierschutzverein eine bessere rechtliche Handhabe.

Edgar Reutter (SPD/Buntspecht) meinte, die Verwaltung müssten keine weiteren Nachweise erbringen, das Problem sei existent. "Ich kenne das Problem aus unserem Wohngebiet, nachdem sich der vermeintliche Eigentümer und Halter nicht um die Tiere gekümmert hat." Mit der Verordnung könne man einen gewissen Fortschritt erzielen, deswegen käme man nicht herum, dieser zuzustimmen.

Bestrafung nicht das Ziel

Di Simio erinnerte daran, dass die Fälle von Nachbarn an den Verein herangetragen würden. "Wir sollten nicht die Leute vergessen, wie die Anwohner, die tätig werden müssen, weil andere nichts tun." Dabei sei nicht die Bestrafung das Ziel. Bisher dürften Fundtier ein halbes Jahr nicht kastriert werden, obwohl dies dringend geboten sei.

Bei den Kosten für den Tierschutz machten Katzen mehr als die Hälfte aus, befürwortete Uli Bauknecht die Verordnung. Und auch kastrierte Tiere würden Mäuse fangen, meinte er.

"Ich habe den Eindruck, dass wir weitestgehend über die Katzen reden, von denen der Eigentümer sagt, ›das ist nicht meine Katze‹", meinte Jürgen Reuter (Aktive Bürger). Künftig könne man da sagen "wir kastrieren und du musst es zahlen".

Er wohne in altem Bauernhaus, berichtete Volker Liebermann (ÖDP), und habe schon lange seine vier eigenen Katzen kastrieren lassen. Dann seien zwei fremde Katzen gekommen, im nächsten Jahr seien es fast 20 geworden. Er habe dann alle kastrieren lassen, "das wäre sonst so weiter gegangen". Und der unkastrierte Kater aus dem Nachbarhaus markiere in anderen Häusern. Mit der Verordnung könne man die Population begrenzen, war seine Ansicht.

Man könnte die Meinung haben, dass derjenige, der seine Katzen Junge machen ließe, ein Verbrecher sei, meinte Rapp aufgrund der Diskussion. So wie diese laufe, würde man "an den Rand der Gesellschaft gestellt".

Die Verordnung habe nicht den Sinn, dass Katzen aussterben sollten, sondern es solle vermieden werden, dass zugelassen werde, dass Bruder, Schwester, Mutter, Kind sich untereinander vermehrten, bei ordentlicher Zucht bleibe die Verordnung unberührt. "Eine Zuchtkatze wird man sicherlich nicht draußen frei laufen lassen, ich denke so weit sind wir nicht voneinander entfernt", sagte Penning.

Und Reutter fügte hinzu, dass nicht der einzelne Halter in ein schlechtes Licht gerückt werden soll. Die Verordnung wende sich nicht gegen Katzenhalter, der seine Tiere ordentlich halte und betreue.

Wer künftig eine oder mehrere Katzen frei auf seinem Anwesen umherstreunen lässt, soll verpflichtet werden, der Stadt oder einem Beauftragten zu erlauben, diese einzufangen und kastrieren zu lassen. Mit der geplanten Katzenschutzverordnung greift die Kommune damit deutlich in das Eigentumsrecht ihrer Bürger ein. Da kann man sich durchaus fragen, warum der Gemeinderat und die Stadtverwaltung mit solch schwerem Geschütz auffahren wollen und dies lediglich mit dem Katzenwohl begründen. Und während es zwar Mäuseplagen gibt, wurde nie von Katzenplagen berichtet. Solche wurden früher teilweise durch grausame Methoden wie das Ertränken oder Erschlagen unerwünschter Jungtiere verhindert. So etwas darf es heute nicht mehr geben. Deswegen muss rechtzeitig der Nachwuchs begrenzt werden, das Eigentumsrecht hintenan stehen.