Kultur: Heiner Costabél und Zorana Memelovic bereiten im Schlossfoyer ein Konzert der Spitzenklasse

Dieses einmalige Konzert der Spitzenklasse wird allen Besuchern noch lange in Erinnerung bleiben: Das Duo Heiner Costabél, Klavier, und Zorana Memelovic, Violine, schenkte den Zuhörern im Schlossfoyer zum Jahresbeginn ein unvergessliches Hörerlebnis.

Schramberg. Das Programm, das Werke von der Renaissance bis zur Neuzeit enthielt, war so geschickt ausgewählt, dass viele Stücke in den Zuhörern sofort die inneren Saiten anrührten und die Melodien noch lange in ihnen nachklingen werden.

Wie gewohnt, übernahm der gebürtige Rötenberger Pianist unter dem Titel "Piano parlando" die Doppelaufgabe des Klavierpartners im Duo und des informativen Moderators, der die Zuhörer diesmal nicht an den russischen Zarenhof mit seinen Bällen und Festivitäten entführte, sondern sein großes Wissen über berühmte Komponisten, verpackt in interessante Episoden, vor den Zuhörern ausbreitete. Man hätte seinem informativen Plaudern und noch mehr dem feurigen gemeinsamen Musizieren noch lange zuhören können.

Zum ersten Mal erlebte das Schramberger Publikum den bekannten Pianisten im Zusammenspiel mit der serbischen Geigenvirtuosin Zorana Memelovic, die schon seit ihrem Studium des Solospiels Violine und der Kammermusik in Stuttgart lebt und seit Jahren mit Costabél konzertiert.

Virtuose Doppelgriffe

Das Duo eröffnete sein Programm mit einem Werk von Arcangelo Corelli. Bei diesem Stück unter dem Titel "La follia" steigerte sich der Ausdruck immer mehr von der gezierten gravitätischen Einstimmung bis zur furiosen leidenschaftlichen Bewegung mit rasanten Sechzehnteln, virtuosen Doppelgriffen und atemlosen Läufen. Mit der Sonatine D-Dur op.137 warf das Duo ein Schlaglicht auf das Schaffen des romantischen Komponisten Franz Schubert. Mit straffem Duktus erklang der erste Satz. Das Klavier begleitete in raschen Arpeggien, die Violine gefiel mit lockenden Figuren, die sich bis zum Jubel steigerten. Nach einem Abstecher zu Moll entfesselten die Instrumente erneut ein bewegtes Geschehen. Im langsamen ausdrucksvollen zweiten Satz entfaltete die Violine in einem gesanglichen Thema ihren ganzen Liebreiz und Schmelz. Aufschluchzende Figuren stiegen nach oben. Das straffe Klavierthema wurde umspielt von der weichen Violinstimme.

Zu den Großen der Musik zählte Costabél auch Fritz Kreisler, der schon mit sieben Jahren ins Wiener Konservatorium aufgenommen wurde. Seine Zugaben als Konzertgeiger, von ihm als Werke alter Meister ausgegeben, entstammten, wie die Zuhörer erfuhren, aus seiner eigenen Feder. Die ganze Bandbreite der Gefühle lotete das Duo aus bei den gegensätzlichen Sätzen "Liebesfreud und Liebesleid". Beim fröhlichen Satz hüpfte der Bogen der Violinsolistin in ausgelassenen Sprüngen über die Saiten und auch der Pianist ließ seine Hände über die Tasten springen. Unverkennbar lag in den ausgelassenen Takten etwas von Johann Strauß, Heurigen und Wiener Schmeh.

Beim Gegenstück "Liebesleid" dominierten bei der singenden Geige und dem expressiven Klavier die Moll-Passagen mit schmerzvollen Abstiegen und einem ersterbenden Schluss. Mit einer Sonate von G. F. Händel stellte das Künstler-Duo einen Hauptvertreter des Hochbarock vor. Die Zuhörer erfuhren, dass sein Werk wesentlich geprägt wurde durch seinen Aufenthalt in Italien. Das Werk begann in lieblicher Stimmung mit weichen, in der Höhe leuchtenden Schleifen. Stürmisch und draufgängerisch erschien der zweite Satz mit Läufen, die dank der virtuosen Perfektion der Interpreten wie von selbst vom Stapel zu laufen schienen.

Zwei Zugaben

Sehr sensibel war auch das Zusammenspiel des Streichinstruments mit dem Tasteninstrument beim "Liebesgruß" von Edward Elgar.

Ein unvergessliches Highlight war der Czardas, von dem der Pianist sagte, keine Zigeunerin beherrsche das "Hereinschleichen" in die Töne von unten besser als seine Partnerin.

Mit zwei Zugaben verabschiedete sich das gefeierte Duo. Bei der "Méditation" von Jules Mazenet taten sich nach strahlenden Höhen voller Liebesglut auch tiefe Abgründe auf.

Wild und furios, mit rasantem Klavier und virtuosem Geigenspiel, erklang der "Ungarische Tanz" von J. Brahms in einem Wechsel zwischen forschem Duktus und lyrischem Ausdruck. In seinem Abschiedswort betonte Heiner Costabél seine Absicht bei diesen Konzerten, die großartige Musik und Kultur Europas den Menschen nahezubringen.

Leider fehlten im Publikum die jüngeren Jahrgänge, sodass zu befürchten ist, dass die reiche Klangwelt der klassischen Musik ein Stück weit verloren geht.