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Einblicke in den Tourismusbericht

Schramberg. "Ehrenhalber", so Oberbürgermeister Thomas Herzog, müsse die zum Jahresende scheidende Tourismuschefin der Stadt, Ingrid Rebmann, ihren Jahresbericht im nächsten Jahr halten – ehrenhalber auch deswegen, weil der Tourismus auch in Schramberg vom ehrenamtlichen Engagement profitiere. Dem konnte Rebmann zwar nichts entgegensetzen, hatte aber auch schon in diesem Jahr einige Punkte, die nachdenklich stimmten.

Wie auch schon zuvor im Ortschaftsrat Tennenbronn hatte Rebmann einige markante Punkte aus dem Tourismusbericht 2017 herausgenommen, über die es Wert sei, darüber nachzudenken. Hier nannte sie neben einigermaßen erfreulichen Werten im Geschäftsübernachtungsbereich für Sulgen ein Minus bei den Übernachtungen in Tennenbronn von 10,2 Prozent, was sie als "höchst bedenkliche Zahl bezeichnete". Vor allem habe es einen Einbruch bei niederländischen Gästen (das bereitet ihr "erhebliche Bauchschmerzen"), die mehr Qualität forderten, gegeben; zudem auch einen Rückgang bei den Gästen aus Israel, dort sei der Höhepunkt überschritten.

Trend nicht umkehrbar

Das Marktsegment Ferien auf dem Bauernhof habe in den vergangenen Jahren ausgebaut werden können, jetzt sei aber eine Auslastung erreicht, sodass keine Steigerung mehr möglich sei. Auch die als familienfreundlich zertifizierten sonstigen Betriebe hätten keinen Rückgang erfahren, berichtete Rebmann, obwohl es insgesamt einen äußerst starken Rückgang bei Familien gegeben habe. Dieses Marktsegment, sagte sie, sei "äußerst gefährdet", es seien zwingend Verbesserungen bei Anbietern und im Angebot vorzunehmen.

Im Vergleich mit dem Gesamtschwarzwald zeige Schramberg noch gute Werte, "aber der Trend ist meines Erachtens nicht mehr umkehrbar", meinte sie hinsichtlich immer kürzerer Übernachtungsdauer.

Wichtig sei es, erworbene Prädikate zu verteidigen und zu verbessern. Auch hinsichtlich der Digitalisierung müsse viel passieren. "Allzu viele gehen heute nicht mehr mit einer Wanderkarte auf Tour", wies sie den weiteren Weg.

Grundlagen

21 Millionen Euro Umsatz bringe der Tourismus indirekt, 9,9 Millionen direkt. Dies bedeute 420 Arbeitsplätze direkt und 1700 indirekt. Wichtig sei es, die Kunden ständig zu animieren "uns gut zu bewerten", denn die Gäste übernähmen immer mehr die Kommunikation, so Rebmann. Zudem müssten Grundlagen geschaffen werden, wie beispielsweise "Selfieorte" für Postings in Netzwerken. In wenigen Jahren schon würden die Menschen mehr automatisiert kommunizieren als mit Menschen, die entsprechenden "Chatbots" müssten aber auch produziert werden.

Mirko Witkowski (SPD/Buntspecht) erinnerte daran, dass Gästekarten mit kostenlosen Eintritten nicht nur in Urlaubsorten das Gefühl mit sich brächten, "man fühlt sich willkommen", wie er bei seinem Urlaub selbst in Südtirol gespürt habe. Anstelle mit ein paar Prozent Nachlass sollte man überlegen, in Kooperation mit anderen kostenlose Eintritte anzubieten. Manches Geschäft bestehe in Tennenbronn vielleicht nur, weil es dort Tourismus gebe.

Gastgeber finanzieren mit

Rebmann gab zu, dass eine solc he Karte heute ein Marketingvorteil sei, vor allem weil dies in der Region teilweise so praktiziert werde. Die Verwaltung, so kündigte sie an, werde mit einem Vorschlag kommen. Dabei müsse man aber wissen, dass die jeweiligen Einrichtungen dann auch Einnahmeverluste haben – auch im Hochschwarzwald beteiligten sich nicht alle Gastgeber an der Karte, weil diese fünf Euro pro Tag und Person zuzahlen müssten. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir so etwas umsetzen können, aber dass wir etwas tun müssen ist im Tourismusbeirat so empfohlen", sagte Rebmann. Und Bernd Richter (ÖDP) erinnerte dran, man "dürfe nicht vergessen, dass wir nicht Hochschwarzwald, sondern Randlage sind. Die Gäste kommen nach Südtirol nicht wegen der Gästekarte, sondern weil dies eine Marke ist".

Auf Witkowskis zweite Frage, ob es die Chance gebe, für Wohnmobile geeignete Plätze so zu gestalten, dass diese auch attraktiv seien, kündigte Herzog an, dass dies sicher ein Thema in den nächsten Haushaltsplanberatungen sein werde. Eine "große" Lösung "Wohnmobilhafen", die er bevorzuge, "wäre eine private Investition". Dass die "Notplätze" nicht attraktiv seien, sei klar.

Weltweite Konkurrenz

Udo Neudeck (Freie Liste), der wie alle anderen Rebmann für ihre Arbeit dankte und meinte "wir haben lange Jahre miteinander gerungen und gearbeitet", meinte zur Urlaubwahl, man "konkurrieren mit USA, Thailand und mein Schiff, dein Schiff". Mit dem Angebot im Schwarzwald könne man sich "in vielen Bereichen nicht mit der großen, weiten Welt messen".

Die langfristigen Übernachtungen werde es nicht geben, "außer es gibt Investoren für einen Luxustempel". Was beeinflusst werden könne, seien kurze Eventübernachtungen. Durch ein pfiffiges Konzept sei etwas machbar – und zu Südtirol merkte er an, dass es "auch in Südtirol los geht, auch Südtirol kämpft mit fallenden Übernachtungszahlen". Und die Zeiten, in denen Holländer busweise in den Schwarzwald fuhren, weil es dort Berge hat, seien vorbei.

Fehlendes Highlight

Edgar Reutter (SPD/Buntspecht) sah Nachholbedarf, "vielleicht auch weil es Schramberg an einem touristischen Highlight außer Landschaft und Premiumwanderpfade fehle".

Die Stadt habe "schon einiges getan", sagte Rebmann, und bewusst das Thema Natur und Technik besetzt. "Wenn wir in überregionalen Medien erscheinen, dann mit der Auto- und Uhrenwelt, es war die richtige Entscheidung sich darauf zu konzentrieren", sagte sie. Natürlich wäre es toll, könnte man ein zweites Highlight schaffen, zum Beispiel bei Naturerlebnis. Aber immer stehen da auch die Fragen: Was kann die Kommune leisten und wo gibt es einen Investor?

Personalmangel

Bernd Richter merkte an, dass er höre, dass es in der Talstadt an der Gastronomie hapere – schränkte aber gleich ein, dass er wisse, dass es sich hier um Privatwirtschaft handle. Die Stadt, versicherte Rebmann, könne nur Rahmenbedingungen schaffen, die Umsätze generieren müssen schon die Privaten. Aber kleine Betriebe fänden kein Personal und keinen Nachfolger. Die Arbeitszeitverordnung sorge dafür dass Ruhetage ausgeweitet würden. "Wir sind immer im Gespräch", versicherte die Tourismusbeauftragte der Stadt. "Die Betriebe müssen es aber personell stemmen können und auch vom Umsatz her müsse es passen." Oft, so räumte sie jedoch ein, "fehlt aber auch der Atem".

Und "nach Berlin und Brüssel gerichtet", beklagte Neudeck: "Wir überlasten die Leute mit Vorschriften, die Privatinitiative behindern. Das geht so irgendwann nicht mehr weiter."