Die Umrüstung eines Gokarts von Benzinantrieb auf Elektrobatterie mit Leiterplatten von Schweizer Electronic ist ein Projekt der Auszubildenden. Von links: Renate Zährl, Kubilay Celik, David Antunes Miranda, Eduard Dewiwje, Dorine Burghard und Nicolas-Fabian Schweizer. Foto: Schweizer Foto: Schwarzwälder-Bote

IHK will Jugendliche mit ausländischen Wurzeln stärker in berufliche Ausbildung bringen

Schramberg. Jugendliche mit Migrationshintergrund sind unterdurchschnittlich in der dualen Ausbildung vertreten. Laut dem aktuellen Berufsbildungsbericht beteiligen sie sich nur halb so oft an der dualen Ausbildung wie Jugendliche ohne. Gleichzeitig haben immer mehr Unternehmen angesichts des demografischen Wandels Probleme, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen.

Die IHK, die rund 7000 Ausbildungsverhältnisse betreut und jährlich fast 6000 Zwischen- und Abschlussprüfungen abnimmt, hat deshalb die Jugendlichen mit Migrationshintergrund verstärkt im Blick. Sie hat den Kontakt zu verschiedenen Glaubens- und Kulturvereinen aufgenommen, um regelmäßig über die Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung zu informieren.

Am 30. November folgt in der Feintechnikschule in VS-Schwenningen eine ausführliche Informationsveranstaltung speziell für türkische Eltern, Elternvertreter und deren Kinder unter dem Titel "Mein Leben, mein Beruf, meine Karriere". Veranstalter sind die Stadt Villingen-Schwenningen, die IHK, die Handwerkskammer Konstanz und die Agentur für Arbeit.

Die Schweizer Electronic AG in Schramberg bildet derzeit 30 Auszubildende aus, davon 14 mit sogenanntem Migrationshintergrund. Laut Vorstand und Personalchef Nicolas-Fabian Schweizer hat sich das Unternehmen noch nie Gedanken gemacht über die Herkunft ihrer Azubis. "Als international aufgestellte Firma ist die Mitarbeiterschaft auch international besetzt."

Derzeit stammen die Mitarbeiter aus 14 Nationen und sind laut Schweizer "ein Spiegelbild unserer Gesellschaft". Die Gleichbehandlung aller Mitarbeiter, egal welcher Herkunft, welchen Alters und Geschlechts ist seit Generationen eine Selbstverständlichkeit bei Schweizer. Allein in der Gruppe der Auszubildenden ist dieser Anteil mit rund 50 Prozent deutlich über dem allgemeinen Durchschnitt. "Bei der Auswahl von zukünftigen Mitarbeitern steht der Mensch und seine Fähigkeiten im Vordergrund", sagt Nicolas-Fabian Schweizer. Das Unternehmen tut aber auch einiges, um Nachwuchs zu bekommen und an sich zu binden. "Als Familienunternehmen mit langer Tradition wird vor allem auch auf die Entwicklung der Sozialkompetenz geachtet", sagt Ausbildungsleiterin Dorine Burghard. Das zahlt sich aus: Die Qualität der Bewerbungen ist insgesamt sehr gut.

Schweizer bietet aber auch einiges, um für Bewerber attraktiv zu sein. Das Unternehmen ist unter anderem präsent auf Facebook, auf Messen und veranstaltet Berufsinformationstage in Schulen.

Das hat auch die Auszubildenden David Antunes Miranda, Kubilay Celik und Eduard Dewiwje, die im Beruf des Mechatronikers ausgebildet werden, angesprochen. Sie haben ihre Wurzeln in Portugal, in der Türkei und in Kasachstan. Sie bringen das mit, was das Unternehmen braucht: Motivation, technisches Verständnis und gute Umgangsformen. Nur ihr Name erinnert noch an ihre Herkunft. Nicolas-Fabian Schweizer: "Was ist eigentlich ein Migrationshintergrund. Oder: Wer hat eigentlich keinen Migrationshintergrund? Unser Ziel muss es sein, möglichst alle Menschen mit sogenannten Migrationshintergrund oder besser mit einem uns fremden Namen zu erreichen."