Eine Talstadtumfahrung ist ein großes Thema in Schramberg. Foto: Fritsche

Umfrage: "Jeden Abend Chaos auf den Straßen". Wie denken die Schramberger über dieses Thema?

Schramberg - Seit Jahrzehnten träumen nicht nur die Schramberger von einer Umfahrung der Talstadt, auch sämtliche Verkehrsteilnehmer in der Region. Wie ist derzeit die Stimmung? Wir haben uns umgehört.

Jennifer und Nicolai Garcia, 29 und 27 Jahre, beides Maschinenbediener, Waldmössingen: "Die Talstadtumfahrung ist für Schramberg eine sehr gute Idee. Vor allem würde die Stadt vom Schwerlastverkehr befreit werden. Der Verkehrslärm in der Innenstadt würde deutlich sinken, vor allem in den Stoßzeiten. Schramberg- Tal würde für viele Menschen als Wohnort attraktiver werden. Mit Einbußen des Einzelhandels rechnen wir nicht. Direkte Parkmöglichkeiten hat man in Schramberg ohnehin kaum. Als Steuerzahler bezahlen wir am Ende das Vorhaben".

Annette Dold, 49 Jahre, Bäckereifachverkäuferin, Eschbronn: "Ich wohne zwar in Mariazell und arbeite in Sulgen, komme aber etwa zweimal in der Woche nach Schramberg, um hier einzukaufen. Durch die Umfahrung würde die Fußgängerzone wesentlich ruhiger werden. Außerdem sinken die Abgase. Das wäre eine deutliche Verbesserung und begrüßenswert. Die Kosten trägt unter dem Strich der Steuerzahler. Aber die Umfahrung ist die Kosten absolut wert – und das Projekt sollte endlich umgesetzt werden".

Klaus Hug, 57 Jahre, Einzelhändler, Schramberg: "Die Talstadtumfahrung wäre schön – aber ich fürchte, dass ich die nicht mehr erlebe. Das Warten auf einen Tunnel, den wir doch nicht bekommen, scheint hoffnungslos. Die erhebliche Steigung im Tunnel ist ein technisches Problem. Deswegen erhebt sich die Frage nach Alternativen. Könnte man die Oberndorfer Straße nicht dreispurig führen? Durch eine Kriechspur könnte man den Verkehr entspannen. Nur dazu müssten ein paar der alten Gebäude entlang der Straße geopfert werden. Schallschutzwände könnten Lösungen sein. Warum nicht Ideen bei den Schweizern abschauen? Wäre ein Halbtunnel vielleicht realisierbar? Und wäre so eine Variante nicht günstiger? Dass der Einzelhandel in der Innenstadt leidet, glaube ich nicht. Fatalere Auswirkungen hätte es, sollten die Schulen nach Sulgen ausgelagert werden".

Büsra Aita, 26 Jahre, Frisörin, Schramberg: "Dringend sollte die Umfahrung endlich umgesetzt werden. Der Vorteil ist klar: Weniger Verkehrsbelastung, vor allem durch Schwerlasttransporte. Zugeschneit und vereist ist die Oberndorfer Straße Richtung Sulgen im Winter oft eine Katastrophe. Ein Tunnel würde auch dieses Problem lösen. Ich habe meinen Friseursalon in der Oberndorfer Straße, aber wir haben unsere Stammkundschaft. Mit Einbußen würde ich nicht rechnen. Im Gegenteil, meine Kunden würden sich freuen, wenn sie schneller ankommen. Am Ende bezahlt der Steuerzahler die Umsetzung – das sind wir".

Helmut Neher, 55 Jahre, Handelsfachwirt, Schramberg: "Die Talstadtumfahrung ist dringend notwendig. Jeden Abend herrscht Chaos auf den Straßen. Wir bekämen sicher eine Aufwertung der ganzen Stadt. Die Innenstadt wäre mit Sicherheit attraktiver. Ich wohne direkt an der Hauptverkehrsstraße und bekomme die Belastung hautnah mit. Der Staat hat Geld genug. Endlich sollte man die Umfahrung umsetzen".

Bettina List, 32 Jahre, Einzelhandelskauffrau, Lackendorf: "Ich arbeite in Schramberg und bekomme die Belastung mit. Dunningen bekam erst eine Umfahrung. Für die Einzelhändler war das nicht vorteilhaft, für die Anwohner dagegen sehr. Definitiv würde in Schramberg dasselbe passieren. Die Durchfahrtsstraße in Dunningen soll jetzt noch eine Tempo-30er-Zone werden. Es ist eine schwierige Entscheidung. Pro und Kontra müssen gut abgewägt werden. Ich wollte auch an keiner Hauptverkehrsstraße wohnen".

Martina Hauer, 49 Jahre, Arbeiterin, Sulgen, und Markus Brand, 44 Jahre, Lagermitarbeiter, Dunningen: "Auf eine Art wäre es toll, wenn die Umfahrung endlich umgesetzt werden würde. Der Verkehr nimmt immer mehr zu, viel zu viel fließt durch die Stadt. Den Fahrern brächte es Zeitersparnis, der Umwelt würde es gut tun. Auch im Winter wäre der Tunnel vorteilhaft. Für die Menschen, die an der Straße wohnen, ist die Verkehrsbelastung abartig. Nachteile sind natürlich die erheblichen Kosten. In Dunningen litt der Einzelhandel, aber die Städte kann man nicht unbedingt vergleichen. Die Leute vom reinen Durchgangsverkehr kaufen ohnehin nicht mitten in der Stadt ein".

Thema im Gemeinderat

Allgemeine Informationen zur Talstadtumfahrung, das städtebauliche Konzept und eine Resolution des Gemeinderats stehen am Donnerstag, auf der Tagesordnung der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats. Diese beginnt um 18 Uhr im Rathaus.