Auf- und Abfahrt müssen während der Bauzeit wechselweise geschlossen werden. Zudem muss das Untergeschoss mit Schwerlastträgern unterstützt werden, so dass auch dort Parkplätze wegfallen. Foto: Wegner

Ausschuss für Umwelt und Technik empfiehlt Gemeinderat klassische Variante. Drei Wochen Mehrbelastung für AOK-Mitarbeiter.

Schramberg - Soll der Betonbelag des Parkhauses klassisch oder modern saniert werden? Der Ausschuss für Umwelt und Technik empfahl dem Gemeinderat, der am Donnerstag tagt, die klassische und günstigere Variante – auch hinsichtlich der Folgekosten.

Stadtwerkechef Peter Kälble hatte eigentlich die moderne Variante mit einem so genannten kathodischen Korrosionsschutz vorgeschlagen, auch weil diese Art der Sanierung weniger Lärm für die Mitarbeiter der AOK in den Obergeschossen mit sich bringen würde.

Drei bis vier Wochen lang muss so nämlich der 2200 Quadratmeter Fläche umfassende Betonboden mit einem 3000-Bar-Höchstdrucksystem wassergestrahlt werden, so dass er "in kleinen Brocken davonfliegt", wie Ingenieur Wolfgang Jannarelli vom Büro Kirn dem Ausschuss für Umwelt und Technik erläuterte. Dabei bleibe die Bewehrung erhalten, die anschließend mit einem Rostschutz versehen und neu in Beton eingegossen werde.

Die von allen Ratsfraktionen eher verworfene Methode hätte lediglich ein Auffräsen des Betonbodens erforderlich gemacht: Dann wären Titanbänder als "Opferanode" verlegt worden, an die ein Gleichstrom von sechs bis acht Volt angelegt wird. Dadurch wird per chemische Reaktion erreicht, dass der Bewehrungsstahl nicht mehr oxidiert. In Ländern wie Norwegen oder den USA sei eine solche Vorgehensweise bei Anlagen, die im Salznebel stünden, schon lange Standard, ebenso bei Tanks, die mit dieser Methode rostfrei gehalten würden.

40 Jahre, so Jannarelli auf Nachfrage von OB Thomas Herzog, halte die Anode, die dann ausgetauscht werden soll. Rund 2000 bis 3000 Euro Stromkosten kämen jährlich zu den Sanierungskosten von 411.000 Euro hinzu. Dahingegen kostet die klassische Sanierung 341.000 Euro.

Hans-Jörg Fahrner (SPD) sah den Nachteil "Lärm" als endlich, "die Mehrkosten geben schon zu denken", meinte er. Zudem befürchtet er, dass es ohne Betonsanierung durch die Salze, die teilweise bis sechs Zentimeter in die Decke eingedrungen sind, osmotischen Druck im Beton, so dass es dennoch zu Abplatzungen komme. Da es diese Risiken gebe, mache die teurere Variante keinen Sinn, auch wenn man die Mitarbeiter der AOK im Auge habe.

Johannes Grimm (CDU), machte deutlich, er könne sich keiner Variante anschließen, die derart hohe Folgekosten mit sich bringe. Die Beeinträchtigung von drei bis vier Wochen könne man aushalten und auch die längere Schließdauer des Parkhauses werde vor dem Hintergrund des Einsparpotenzials von der Bevölkerung sicher akzeptiert. Sein Fraktionskollege Ulrich Bauknecht empfahl, die Arbeiten in die Urlaubsphase zu legen, wenn zudem der Einsatz der Mitarbeiter der AOK zwischen den Geschäftsstellen gut abgestimmt werde, sah er kein Problem.

"Hätte man nicht von Anfang an wissen müssen, dass der Beton gegen eindringendes Salz geschützt werden muss?", wollte Jürgen Kaupp (CDU) wissen. "Selbst bei 1990 gebauten Parkhäusern hat man die Wirkung von Salz unterschätzt", verwies Jannarelli auf Häuser, die erst deutlich später entstanden sind. Früher habe man zwei Zentimeter Beton über der Bewehrung verbaut, heute seien es 4,5. Zudem werde ein Abdichtungssystem aufgetragen, das nach 20 Jahren erneuert werden müsse. Rudolf Aberle (Freie Liste) fragte, ob der Betonboden des Parkhauses in all den Jahren gereinigt worden sei – und dachte dabei an einen Hochdruckreiniger. Dies sei ihm nicht bekannt, sagte Kälble, gefegt worden sei der Boden, mehr aber nicht.

Nachteil der einstimmig dem Gemeinderat empfohlenen Variante ist, dass aus statischen Gründen aufwendig durch Schwerlaststützen gesichert werden muss und die Bauzeit rund sechseinhalb Monate beträgt.

Geklärt werden muss mit der AOK als sechsprozentigen Miteigentümer, ob dieser der Baumaßnahmein der jetzt gewünschten Version zustimmt, da sich die Gesundheitskasse für das andere Vorgehen ausgesprochen hatte.

Für die Dauerparker soll mittels Ampelanlage eine Lösung gefunden werden, die Ein- und Abfahrt zu den Stellplätzen im Untergeschoss gleichzeitig wechselweise benutzen zu können.

Kommentar: Dickes Ende

Stephan Wegner

Wer im Schwabenland einen Keller mit Betonboden hat, den er aus Kostengründen nicht plätteln möchte, der besorgt sich eine haltbare Farbe und streicht ihn an. Dass Maßnahmen zum Schutz der Betonböden in Parkhäusern erst seit jüngster Zeit Baustandard sind, sorgt für Kopfschütteln. Aber wenn es schon von Bauseite her keine Abwehr gegen eindringendes Streusalz gibt, so hätte es nicht geschadet, das Schramberger Parkhaus zumindest einmal jährlich nach dem Winter mit einem Dampfstrahler zu reinigen. Aber da passiert nichts bei den Stadtwerken. Ein bisschen mehr kümmern um das Parkhaus auch in dieser Hinsicht hätte weder geschadet, noch so viel gekostet, dass dies neben dem üblichen Abmangel nicht hätte finanziert werden können. Jetzt allerdings schlagen die Sanierungskosten der Betondecke dafür um so unbarmherziger zu.