Stefan Schindler präsentiert eine modern gestaltete Urne aus dem Sortiment. Foto: Merk

Abschied von verstorbenen tierischen Freunden. Erinnerung bleibt bestehen. 

Schramberg-Sulgen - Ob Katze, Hund oder Vogel – viele Haustierbesitzer wollen ihr lieb gewonnenes Familienmitglied angemessen bestatten lassen. Eine Möglichkeit hierzu bietet das Tierkrematorium Schwarzwald in Sulgen. Dort werden die verstorbenen Lieblinge kremiert.

Besuch beim Tierkrematorium im Industriegebiet in Sulgen. Hier können Besitzer verstorbener Haustiere ihre tierischen Familienmitglieder verbrennen lassen und sich ein Produkt für die Asche aussuchen. Von der Urne bis zum Diamant. Als "Seelentröster" ist ein Border-Colli unterwegs, der Inhaber Stefan Schindler gehört.

Los geht es mit dem Ankommen im Empfangsraum. "Hier füllen die Kunden ein Protokoll aus und entscheiden sich für ein Gefäß", erläutert Thomas Schindler, der Bruder des Inhabers, der das Krematorium mit ihm aufgebaut hat. Ein Kontaktformular wird ausgefüllt, das Tier wird registriert und bis zur Verbrennung im Kühlraum aufbewahrt. Mehr als 300 Tiere liegen derzeit im Kühlhaus. Insgesamt 7500 Tiere habe er dieses Jahr kremiert, so Stefan Schindler.

An den weißen Wänden hängen Hundebilder, in den Regalen stehen Urnen und Gefäße, so weit das Auge reicht. Es gibt handbemalte Urnen, Stoffsäckchen, Holzkistchen, Tafeln mit Gravur, geschreinerte Bilderrahmen. Die Auswahl ist groß, ebenso die Spannweite der Preise. Von 20 bis zu mehreren tausend Euro reicht sie. "Die normale Urne ist Standard. Es gibt aber auch Mikrournen als Schmuckstück an Halsketten", so Thomas Schindler. Wenn ein Produkt gewählt wurde, steht der Verbrennung im Ofen nichts mehr im Wege.

Die Geschäftsidee ist Inhaber Stefan Schindler durch eine persönliche Erfahrung gekommen. Als sein Hund gestorben sei, habe er mehr als 600 Kilometer nach Bad-Bergen fahren müssen, um ein Tierkrematorium zu finden, erzählt sein Bruder. Überfüllte Krematorien, lange Wartezeiten und Wege hätten ihn dazu inspiriert, im Schwarzwald als Quereinsteiger ein Tierkrematorium aufzubauen.

Eine Ausbildung zum Bedienen der Ofenanlage ist nicht notwendig

Eine spezielle Ausbildung ist dafür nicht nötig. Eine Schulung des Ofenherstellers reicht aus. 550 000 Euro habe der Ofen, den Stefan Schindler auswählte, gekostet. Was er außerdem noch brauchte, war Kapital (mehr als eine Million Euro) und ein Grundstück. Zunächst wollte er in Waldmössingen bauen, da hatte aber ein Bürger etwas dagegen. Er bekam dann das Angebot für einen Platz im Industriegebiet in Sulgen. Wichtig war es den Brüdern, trotz traurigem Anlass keine Trauerhalle zu errichten.

Und so kommt, wer Bello oder Rocky nicht beim Tierarzt lassen oder auf dem eigenen Grundstück vergraben möchte, zu Schindlers Tierkrematorium. "Die Nachfrage ist sehr hoch", betont Thomas Schindler. An manchen Tagen werden mehr als 20 Tiere verbrannt, so Schindler. 245 Euro zahlen die Kunden dafür, je nach Gewicht kann es auch teurer werden.

Nach der Auswahl einer Urne müssen sich die Kunden entscheiden, ob sie bei der Verbrennung dabei sein wollen. Diese Möglichkeit bieten die Abschiedsräume. Hier steht ein Tisch mit Kerzen. Ein kleines Fenster gibt den Blick frei in den sogenannten Einfahrtsbereich. Auf einer Edelstahlbahre schickt der Kremierer das tote Tier auf seine letzte Reise in den Feuerofen. Dort wird das Tier bei mehr als 800 Grad verbrannt. "Dieser Prozess dauert bei Kleintieren etwa 45 Minuten, bei Größeren doppelt so lange", erläutert Thomas Schindler. Die Asche wird danach entweder in eine Plastiktüte abgefüllt oder direkt in den ausgewählten Behälter.

Dabei gehe es oft emotional zu. Kinder fragen, ob das Tier wieder nach Hause komme. Auch erwachsene Tränen werden für die treuen Seelen vergossen. "Es ist wie die Beerdigung des besten Freunds", sagt Thomas Schindler. Manche kriegen schon am Telefon fast kein Wort raus, erzählt er. Ganz schlimm seien überfahrene, vergiftete oder getötete Tiere. So wie Kisha, die von zwei Schäferhunden zerfleischt wurde (wir berichteten) und im Schwarzwald-Krematorium verbrannt wurde. "Solche Fälle bewegen einen auch selbst", sagt Thomas Schindler. Ebenfalls eindrücklich sei die Kremierung eines Polizeihunds gewesen, von dem die ganze Hundestaffel Abschied genommen habe.

Über die Tierasche dürfen die Besitzer frei verfügen

Manche Urnen landen auf dem Tierfriedhof, andere im Wohnzimmer. Über die Asche des Haustiers dürfen die Besitzer frei verfügen. Um die Entsorgung in der Verwertungsanlage zu verhindern, sei eine Hundebesitzerin, deren Vierbeiner vom Tierarzt in die Verwertungslage geschickt wurde, dorthin gefahren und habe den Hund noch rechtzeitig gefunden. Danach habe sie ihn zum Krematorium gebracht, um ihn würdevoll zu verabschieden.