Altpapier ade: Die Kolpingfamilie dankte nach ihrer letzten Sammlung dem nimmermüden Organisator Lothar Seybold. Foto: Gebert

In Schrambergs Talstadt endet eine Ära. Dank und Abschied vom großen Organisator Lothar Seybold.

Schramberg - Nach 30 Jahren beendet die Kolpingfamilie Schramberg eine traditionsreiche Aktion. Am vergangenen Samstag wurde die letzte von insgesamt 62 Altpapiersammlungen in der Schramberger Talstadt abgewickelt.

Die seit Jahren rückläufige Papiermenge und die damit einhergehenden deutlich geschmälerten Erlöse rechtfertigen den immensen personellen und materiellen Aufwand nicht länger. Was im Mai 1985 als eine Aktion der damaligen Kolpingjugend unter der Leitung von Andreas Gebert zur Finanzierung des Umbaus des Kolpingheims begann, entwickelte sich im Lauf der Jahre zu einer generationenübergreifenden Gemeinschaftsveranstaltung mit dem Ziel, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Beabsichtigt war, die ältere Bevölkerung bei der Entsorgung des Altpapiers zu unterstützen und gleichzeitig Spendengelder für Hilfsprojekte zu sammeln.

Fast 2000 Tonnen Zeitungs- und Buntpapier sowie Kartonagen wurden in den vergangenen drei Jahrzehnten der Wiederverwertung zugeführt. An drei verschiedenen Standorten wurden in diesem Zeitraum die Sammlungen koordiniert: In der Anfangsphase wurde teilweise mit Unterstützung von Kohleförderbändern auf dem damaligen Fischerparkplatz (hinter dem Majolika-Firmenpark) das Papier in die Container befördert. Später, beim damaligen "Bettenland" (heute Autosammlung Steim), konnte kräftesparend die leichte Neigung des Geländes genutzt werden, um das Papier von oben in die Container zu werfen. Als dieser Platz zwecks anderweitiger Nutzung nicht mehr zur Verfügung stand, wurde auf dem Junghansparkplatz eine neue Heimat gefunden.

Ab 1992 übernahm Lothar Seybold die Verantwortung für die zwei mal jährlich stattfindenden Sammlungen. Mit hohem Pflichtbewusstsein, äußerster Zuverlässigkeit und höchstem persönlichem Engagement stand Seybold fortan dieser Aktion vor.

Am vergangenen Samstag wurde er vom Helferkreis für seine Verdienste gewürdigt und mit dem Titel "Mister Altpapier" geehrt. Mit Freude nahm er auch zahlreiche Geschenke rund um das Thema Altpapier in Empfang (von Papiertaschentüchern, Buchstabensuppe bis zu "äußerst trockenen Getränken"). Der Applaus der Mannschaft zeugte von höchstem Respekt für sein jahrzehntelanges verantwortungsvolles Wirken.

Mit Spendengeldern von über 50 000 konnten in dem Zeitraum von 1985 bis 2015 zahlreiche Projekte in Schramberg und auch für die Mission unterstützt werden. War es in den Anfängen noch die Mission von Pater Cyrill, so flossen die Spenden ab 2010 auch nach Ghana in ein Hilfsprojekt von Schwester Ursula Maier. Es wurden aber auch Waisenhäuser in Rumänien, die Hospizbewegung, der Orgelbauförderkreis, der Kinderfonds der Stadt Schramberg, der Förderverein der Peter-Meyer-Schule, die Jugendarbeit der Gemeinden und viele andere Aktionen mehr bezuschusst.

Mit dem Motto "Wir haben schon viel Müll gemacht, aber noch viel mehr haben wir Gutes aus Müll gemacht", können die Verantwortlichen der Kolpingfamilie diese Aktionen immer in bester Erinnerung behalten. Die Einführung der blauen Papiertonne markierte sicherlich den Wendepunkt in der Entwicklung der erreichten Papiermenge. Zu leicht war es fortan für die Bevölkerung das ausgelesene Material zu entsorgen, anstatt es alternativ zu trennen, zu bündeln und geschnürt der Kolpingfamilie zur Verfügung zu stellen. Dennoch gab es in all den Jahren eine Vielzahl treuer Sammler in allen Wohngebieten der Talstadt, die ihre Halbjahreserzeugnisse pünktlich am Straßenrand bereit stellten. Oft wurden die Helfer auch noch zusätzlich mit Naturalien versorgt.

Dafür gebührte all diesen Menschen ein besonderer Dank. Ebenso den vielen Firmen, die ihre Fahrzeuge kostenfrei zur Verfügung stellten. Lothar Seybold freute sich am vergangenen Samstag auch bei der letzten Aktion eine stattliche Anzahl von 30 Jugendlichen und Erwachsenen begrüßen zu dürfen, die mit sieben Fahrzeugen unterwegs waren. Vor allem freute er sich, wieder zahlreiche Firmlinge unter den Helfern zu finden, die sich durch ihre Mithilfe bei einem sozialen Projekt auf die Firmung vorbereiten.

Besonders angetan waren alle in der Pause vom Eintreffen Roland Rudolphys, der seit vielen Jahren den "Mobilen Fleischküchle-Express" organisiert und somit für die kulinarische Betreuung sorgt. In diesen Pausen besteht die Möglichkeit, die Erlebnisse mit anderen auszutauschen.

Da wird berichtet von Menschen, die ihr Altpapier nach Datum sortiert bereitstellen und ebenso von Menschen, die ihren Restmüll in Kartons verstecken. So verlief auch die letzte Sammlung störungsfrei und routiniert.

Der parallel auf dem Rathausplatz veranstaltete Bücherflohmarkt erfreute sich bei kühlem aber trockenem Wetter ebenfalls großer Beliebtheit. Während die einen in verblichenen Büchern kramten, nutzten andere das Angebot frisch zubereiteter "Crèpes". Der Bücherflohmarkt soll weiterhin angeboten werden, gaben die Verantwortlichen bekannt.

Als am frühen Samstag- nachmittag der letzte Altpapier-Container geschlossen wurde, lag sicherlich eine gehörige Portion Wehmut in der Luft. Gleichwohl sieht die Kolpingfamilie Schramberg im Ende auch immer wieder einen Anfang.

Das Motto des diesjährigen Kolpingtages in Köln lautete: Mut tut gut! Mit neuem Mut gilt es nun, nach neuen Aktivitäten zu suchen, die auch weiterhin ein generationsübergreifendes Wirken zum Wohle der Allgemeinheit ermöglichen.