35 Kilometer entfernt von der Autobahn: Schloss Höchstädt – und das nächste Hinweisschild folgt wenige Meter entfernt. In Bayern an der A8 kein Problem. Foto: Wegner

Alter Wunsch der Stadt stößt auf wenig Gegenliebe. Argument: Schramberg zu weit weg von A 81. Mit Kommentar

Schramberg - Es ist ein alter Wunsch der Stadt Schramberg, nicht nur auf dem Ausfahrtschild der Autobahn zu stehen, sondern auch mit einem touristischen – braun/weißen – Hinweisschild an der Autobahn A81 auf Schramberg vertreten zu sein.

War es einst die Ruine Hohenschramberg, auf die die Schramberger die vorbeikommenden Autofahrer gerne hingewiesen hätten – schließlich gibt es auch ein Schild für den Tuttlinger Honberg –, so ist es heute die Auto- und Uhrenwelt, auf die man gerne Automobilisten aus nah und fern aufmerksam machen will.

Die jüngste Forderung, die Stadt müsse hier tätig werden, stammt von der Vorstandssitzung der CDU, aber erst wenige Tage zuvor hatte Oberbürgermeister Thomas Herzog wieder einmal von der ablehnenden Haltung des Regierungspräsidiums Freiburg in dieser Sache berichtet. Es sei nicht nur die Entfernung (nämlich eigentlich maximal zehn), sondern auch die Zahl der bereits vorhandenen Schilder zwischen den Ausfahrten, die eine weitere Aufstellung verhindere. Dies sollten nicht mehr als zwei sein – zwischen Oberndorf und Rottweil stünden allerdings bereits schon drei.

Ein Schild, das den Schrambergern besonders, da vergleichbar, ins Auge sticht, ist der Hinweis auf das Albert-Schweitzer-Haus im Nachbarkurort Königsfeld. Denn Königsfeld ist zumindest mit dem Auto weiter entfernt als die als üblich genannten zehn Kilometer. Ohne Unterstützung des Kur- und Bäderverbands hätte Königsfeld das Schild nie erhalten, ist der Schramberger Stadtverwaltung durchaus bewusst. "Wir werden jetzt zum Ministerium gehen", kündigte OB Thomas Herzog jüngst an, denn er sieht durchaus mit solch einem Hinweisschild Potenzial auf zusätzliche Gäste in den Museen der Stadt. Zwar kann er die Entfernung zur Autobahn nicht verkürzen, aber in Bayern beispielsweise spielt diese weniger eine Rolle. So steht vor der Ausfahrt Günzburg ein Hinweis auf das Schloss Höchstädt, das "via Dillingen" ganze 35 Kilometer entfernt liegt. Und nicht nur das, in Sichtweite dahinter steht sogar ein weiteres touristisches Hinweisschild. Dass der Hinweis auf Bayern etwas bringt, glaubt Herzog eher weniger, da es sich eben um ein anderes Bundesland handle. Aber in Feststellung, dass es nicht sein könne, dass diejenigen, die schon immer da waren, auch zukünftig immer bleiben dürfen, aber diejenigen, die später ein Highlight bieten, deswegen keine Berücksichtigung mehr finden, hofft er auf mehr Verständnis seitens der Genehmigungsbehörden.

Aktuell hat jetzt die CDU-Fraktion die Stadt aufgefordert, offenzulegen, wann, von wem und mit welchem Schreiben begonnen worden sei, die Autobahn-Beschilderung an der A81 zu bearbeiten. Zudem will die Fraktion wissen, was im Einzelnen unternommen worden sei, um die Beschilderung zu erreichen und sie wollen wissen, wie die bisherige Antwort der Behörden ausgesehen habe. Gleichzeitig kritisiert die Fraktion "die bürger- und kommunalfeindliche Haltung des Regierungspräsidiums." Es sei davon auszugehen, dass im Land mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen werde, da andernorts die "angeblichen Regeln" anders ausgelegt würden.

Kommentar: Von gestern

Von Stephan Wegner

Eine auf einem touristischen Schild an der Autobahn aufgeführte Stadt konnte sich einst geadelt fühlen. Nur Top-Sehenswürdigkeiten oder weithin sichtbare Landmarken erhielten dieses Privileg. Im Gegensatz zu Baden-Württemberg sind die Schilder in anderen Bundesländern und im Ausland fast inflationär geworden. Überall lauern Reiseziele, die besucht werden wollen. Aber biegt heute jemand von der A 81 ausgerechnet in Zimmern nach Königsfeld ab, weil dort das Albert-Schweitzer-Haus steht? Oder in Tuttlingen zum Weltzentrum der Medizintechnik? Zudem fahren viele Reisende nur noch nach Navigationsgerät, lassen sich dort »Orte von Interesse« (POIs) rechts und links der Autobahn anzeigen, die sie dann besuchen – oder auch nicht. Stationäre Schilder haben in solchen Fällen ausgedient. Likes und Erwähnungen im Internet zählen da viel mehr.