Die Demonstration "Junghans darf nicht sterben!" in Schramberg am 10. November 1981. In der ersten Reihe von links: Hans Uhse (IG Metall), Manfred Dierolf (IG Metall), Herbert Laufer (Betriebsratsvorsitzender), Oberbürgermeister Roland Geitmann, Matthias Manz (DGB Baden-Württemberg), Klaus Kirschner (SPD MdB) und Robert Abt (Betriebsrat). Foto: Roland Löffler Foto: Schwarzwälder-Bote

Ehemaliger Betriebsratsvorsitzender Herbert Laufer im Alter von 85 Jahren gestorben

Von Carsten Kohlmann

Schramberg. Eine große Trauerfeier zum Abschied von Herbert Laufer fand in Dunningen statt. Der Verstorbene war als langjähriger Betriebsratsvorsitzender der Uhrenfabrik Junghans einer der bedeutendsten Gewerkschafter der Industriestadt Schramberg.

In seiner insgesamt 45-jährigen Berufstätigkeit erlebte Laufer wie viele der Beschäftigten seiner Generation einen großen Wandel, der vom Aufstieg zur größten Uhrenfabrik Europas in den 1950er-Jahren bis zum Kampf um die Arbeitsplätze unter dem Motto "Junghans darf nicht sterben!" in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren reichte.

Sein lebenslanges gewerkschaftliches Engagement wurzelte in seinen frühen Erfahrungen in den Kriegs- und Nachkriegsjahren, die ihn zu der Entscheidung führten, sich mit aller Kraft für eine soziale Demokratie in einer sozialen Marktwirtschaft einzusetzen.

Er begann 1943 mit einer Berufsausbildung zum Mechaniker in der Uhrenfabrik Junghans. Es war eine harte Zeit, in der er jeden Morgen um vier Uhr aufstehen musste, um von Dunningen mit dem Fahrrad nach Schramberg zu fahren. Nach der Arbeit hatte er noch oft in der Landwirtschaft mitzuhelfen.

Aufgrund einer kriegsbedingten Verzögerung konnte Herbert Laufer erst 1947 seine Berufsausbildung abschließen und wurde danach als Facharbeiter übernommen. 1948 trat er in der "Gewerkschafterstadt" – so wurde Schramberg damals bezeichnet – in die IG Metall ein. 1957 bildete er sich auf eigene Initiative zum Techniker für Maschinenbau weiter, arbeitete danach in der Konstruktion und im Bau von Sondermaschinen zur betrieblichen Rationalisierung und war zuletzt Leiter der Rationalisierungswerkstatt.

1972 wurde er über die Angestelltenliste zum ersten Mal in den Betriebsrat und 1978 als Nachfolger von Otto Wilhelm (1912 bis 1980) zum Vorsitzenden gewählt. In Verbindung mit diesem Amt ergaben sich noch mehrere andere Funktionen wie der stellvertretende Vorsitz im Gesamtbetriebsrat der Diehl-Gruppe, zu der die Uhrenfabrik Junghans seit 1956 gehörte, die Tätigkeit als zweiter (ehrenamtlicher) Bevollmächtigter der IG Metall-Verwaltungsstelle Schramberg und die Mitarbeit in der Großen Tarifkommission der IG Metall für Südwürttemberg-Hohenzollern.

Als Anfang der 1980er-Jahre die Krise der deutschen Uhrenindustrie auch Junghans erreichte, kämpfte Herbert Laufer mit dem Betriebsrat und der IG Metall um den Erhalt der Arbeitsplätze. An einem Schweigemarsch durch die Innenstadt mit anschließender Kundgebung auf dem Rathausplatz beteiligte sich am 10. November 1981 fast die gesamte Belegschaft, zu der auch Gruppen aus anderen Betrieben stießen, die sich solidarisch erklärten.

In Anbetracht von 460 zu erwartenden Entlassungen sprach Herbert Laufer von einer "menschlichen Katastrophe" und forderte die Geschäftsführung auf, "die Bereiche im Vertrieb, Service und Kundendienst zu stärken und nicht durch Entlassungen abzubauen und damit die ehemalige Weltfirma Junghans weiter kaputt zu machen." Die weitere Entwicklung sah der Oberbürgermeister Roland Geitmann jedoch bereits voraus: "Junghans wird nicht sterben – aber kleiner werden."

Zum 150-jährigen Firmenjubiläum blickte Herbert Laufer mit dem damaligen IG Metall-Bevollmächtigten Hans Uhse und seinem späteren Amtsnachfolger Robert Abt bei einem Kolloquium des Museums- und Geschichtsvereins Schramberg im Jahr 2011 nochmals auf 1981 zurück. Mit seinem herausragenden Engagement hat sich Herbert Laufer in der Industriestadt Schramberg um die soziale Demokratie in einer sozialen Marktwirtschaft verdient gemacht.