Anne und Thomas Herzog werden beim WM-Finale nicht neutral sein – so viel ist jetzt schon sicher. Foto: Dold Foto: Schwarzwälder Bote

WM-Finale: Anne Herzog fiebert mit dem Team ihres Geburtslandes / Auch der OB setzt auf Frankreich

Die Spannung wächst, das WM-Finale steht vor der Tür. Im Hause Herzog auf dem Tischneck steigt die Fieberkurve deutlich höher als anderswo, ist Anne Herzog doch Französin.

Schramberg. "Ich fiebere schon seit dem ersten Spiel mit der französischen Mannschaft", sagt sie: "Das ganze Team spielt sehr gut. Insbesondere die Schnelligkeit von Kylian Mbappé beeindruckt mich." Während und nach den Spielen tauscht sie sich rege per Handy mit Familienangehörigen und Freunden in der früheren Heimat aus.

Als Anne Herzog in Frankreich lebte, stand Fußball noch nicht ganz oben auf der Agenda. Erstmals fieberte sie 1998 so richtig mit, als die WM in Frankreich – also im eigenen Land – ausgetragen wurde.

Seit sie in Deutschland lebt, ist der Stellenwert von Fußball enorm gestiegen. "Fußballregeln waren das erste, was ich gelernt habe", sagt Anne Herzog. Einen Anteil daran hatte sicherlich auch ihr Mann Thomas als früherer Fußballer beim FC Hardt. Anne Herzog erinnert sich noch an das EM-Finale 2000 zwischen Italien und Frankreich, das damals mit Freunden in einer WG am Studienort in Bayreuth angeschaut wurde. "Alle waren für Italien, ich habe mich kaum getraut zu jubeln", sagt sie.

Ansonsten drückt Anne Herzog ihrem Heimatverein Les Herbiers (südlich der Bretagne) aus der dritten französischen Liga die Daumen, der dieses Jahr sensationell ins Finale des französischen Pokals kam und dort der Startruppe von Paris St. Germain unterlag. Im Hause Herzog sind alle Fans des FC Bayern München und so blieb ihr nichts anderes übrig, als auch für den Rekordmeister zu fiebern.

Besonders spannend wird es bei Spielen von Deutschland gegen Frankreich. "Auf ein solches Spiel habe ich auch bei dieser WM gehofft", sagt Anne Herzog. 2014 wurde diese Partie gemeinsam bei Nachbarn geschaut. Die Kinder waren damals im Gesicht halb französisch und halb deutsch geschminkt. "Wir gewinnen immer", sagen sie, schlägt ihr Herz doch für beide Nationen. Sohn Etienne (11) war im ersten Moment sogar enttäuscht, als Frankreich nach einem 0:1 ausschied. Bei der EM 2106 wurde der Spieß umgedreht, als Frankreich Deutschland ausschaltete.

Tochter Elise (13) drückt ebenfalls beiden Teams die Daumen. Camille (7) und Chloé (6) freuen sich hingegen vor allem darüber, dass sie später ins Bett dürfen, schmunzelt Thomas Herzog.

Die Familie ist zwei Mal pro Jahr in der früheren Heimat von Anne Herzog nahe der Atlantikküste. Da die Kinder nun etwas größer sind, sollen künftig vermehrt Zwischenstopps – beispielsweise bei den Schlössern im Loiretal – eingelegt werden, damit sie mehr über das Nachbarland erfahren.

Am Sonntag wird die Familie zunächst beim Hardter Dorffest den Festakt zur Partnerschaft mit Vandoncourt besuchen. Anne Herzog leitet die Französisch-AG an der Hardter Grundschule und hat so den direkten Bezug. Anschließend steigt das Kribbeln und die Finalstimmung dürfte aufkommen.

"Die Kinder haben eine kroatische Freundin im Orchester", erzählt Anne Herzog. Vor dem Halbfinale wollten alle die Partie Frankreich gegen Kroatien im Endspiel. "Ich denke, sie werden auch danach weiterhin befreundet sein", lächelt sie.

Thomas Herzog gibt sich als Oberbürgermeister und Vertreter der Stadt neutral. "Meinen beiden Kollegen in den Partnerstädten Hirson und Cakovec habe ich geschrieben und viel Glück für das Finale gewünscht", sagt er. Privat schlägt sein Herz aufgrund von seiner Frau natürlich für Frankreich.

Anne Herzog tippt auf ein 3:0 für Frankreich. "Wie 1998 gegen Brasilien", glaubt sie. Ihr Mann prognostiziert ein 2:1 für die Franzosen.

"Wir schauen das Spiel zuhause", sagt Anne Herzog – und möglicherweise ist dann irgendwann am Sonntagabend ein Torjubel auf dem Tischneck zu hören.