Im Kindergarten von Heiligenbronn haben sich laut Angaben der Eltern bizarre Vorfälle abgespielt. Foto: Wegner

"Kinder werden angebrüllt und nässen sich wieder ein": Schwere Vorwürfe der Eltern an die Leiterin und Träger.

Schramberg-Heiligenbronn - Vier Erzieherinnen haben selbst gekündigt, die Leiterin ist derzeit beurlaubt. Beim Kindergarten in Heiligenbronn wundern sich Eltern, warum es so weit kommen musste und der Träger, die katholische Seelsorgeeinheit, nicht schon viel früher reagiert hat.

"Missstände waren schon länger bekannt", sagt eine Gruppe von Eltern, darunter jetzige und ehemalige Mitglieder des Elternbeirats. Einige haben schon vor längerer Zeit Konsequenzen gezogen und ihre Kinder in einer anderen Einrichtung angemeldet, andere haben dies vor.

Die Freistellung der Leiterin und die Kündigung nahezu aller Fachkräfte auf Ende März 2019 hat in jüngster Zeit für Wirbel im beschaulichen Heiligenbronn geführt. Warum die Erzieherinnen gekündigt haben, konnte der Trägerverantwortliche, Pfarrer Christian Albrecht, nicht sagen.

Hinsichtlich der Freistellung der Leiterin sprach Albrecht von "einer Gefährdung des Kindeswohls", eine Anzeige habe es aber nicht gegeben. Auf eine solche sei verzichtet worden, weil man nicht wollte, dass das Kind durch dann erforderliche Aussagen bei der Polizei noch stärker belastet werde, heißt es von Elternseite. Geschlagen worden zu sein, habe das Kind allerdings gegenüber mehreren Personen ausgesagt, wird betont.

Ins Rollen gekommen war dann eine Untersuchung, bei dem auch das Landesjugendamt eingeschaltet wurde, nachdem der Großvater des Kindes die Leiterin direkt auf ihr angebliches Fehlverhalten angesprochen hatte.

Schlechte Kommunikation

Ganz abgesehen von einer schlechten Kommunikation seitens des Trägers gegenüber Elternbeirat und Eltern, was diese bemängeln, sehen die Eltern, die, um ihre Kinder zu schützen, nicht namentlich genannt werden wollen, schon länger große Defizite der Einrichtung im Umgang mit ihren Kindern und nennen dabei die Leiterin als Schuldige.

Ihr Ziel, wieso sie sich jetzt auch an die Öffentlichkeit wenden, sei in erster Linie das Wohlergehen der Kinder, aber auch eine Aufklärung des Geschehens sowie eine Reflexion über die Erziehungsmethoden. "Jetzt, nachdem mein Kind die Einrichtung gewechselt hat, blüht es auf", sagt eine Mutter. Sie hatte bei ihrem Sprössling nach einiger Zeit in Heiligenbronn Verhaltensauffälligkeiten festgestellt. So wollte das Kind nicht mehr alleine sein. Zunächst habe sie gedacht, das sei "so eine Phase", aber es sei immer mehr dazugekommen.

Wenn sie einen schärferen Ton angeschlagen habe, hätte ihr Kind Angst vor ihr bekommen, es habe begonnen, sich einzunässen und im Kindergarten einzukoten, wenn es bei der Leiterin in Obhut gewesen sei. Selbst ältere Kinder, so bestätigen weitere Eltern, hätten wieder begonnen, sich einzunässen. Mehrfach hätten sie gehört, dass Kindern von der Leiterin nicht erlaubt worden sei, außerhalb bestimmter Zeiten auf die Toilette zu dürfen. Kinder hätten ihren Eltern bestätigt, dass die Leiterin diese laut anbrülle, wenn sie sich beispielsweise zu langsam anziehen würden.

Kritisiert wird von den Müttern – und einem Vater – auch die Essenssituation. So hätten die Kinder erst den Raum verlassen dürfen, wenn ihr Teller leer gewesen sei – was und wie viel auf den Teller komme, hätten sie aber nicht entscheiden dürfen. Und beim morgendlichen Vesper hatten diejenigen, die nichts essen wollten, oder nicht das, was ihnen aufgetischt werde – Vesper mitzubringen sei untersagt – quasi an der Theke stehend auf die anderen warten müssen. Zudem herrsche teilweise beim Essen Sprechverbot.

Zudem ärgert es die Eltern auch, dass Versuche, mit dem Pfarrer ein Gespräch zu all den Problemen im Kindergarten zu bekommen, scheiterten oder erst nach mehreren Anläufen möglich wurden. Als es im November große Probleme gegeben habe, seien Mails und Anrufe auf dem Anrufbeantworter des Pfarrers zunächst unbeantwortet geblieben. Und darüber hinaus sei Eltern auch gedroht worden, falls falsche Vorwürfe an die Öffentlichkeit kommen sollten, werde die Kirchengemeinde dies rechtlich verfolgen. In den Elternbeiratssitzungen oder Informationsveranstaltungen gebe es auf entsprechende Fragen nur sehr zögerlich Antworten.

Eigentlich gehe man doch davon aus, dass man das Kind bei einem Kindergarten in eine professionelle Einrichtung gebe, wo es in guten Händen sei, sagt ein Vater. Doch was in Heiligenbronn "mit den Kindern seelisch angestellt wird, das wird komplett unter den Teppich gekehrt". Dies dürfe nicht sein.