Fotos: Veranstalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Das Leben im Dritten Reich in Tennenbronn

"Heil Hitler – auch in Tennenbronn?" So war der Vortrag der Heimathausgruppe Tennenbronn am vergangenen Mittwoch überschrieben. Und um es gleich vorne weg zu nehmen: Der Abend war ein voller Erfolg.

Schramberg-Tennenbronn. Der katholische Pfarrsaal war voll besetzt, die Referenten motiviert und die Zuhörer erfuhren viel Interessantes und Neues, heißt es in einer Mitteilung.

Das Thema Drittes Reich wurde in Tennenbronn bisher nicht bearbeitet und dokumentiert. Zu viel Leid hing damit wohl zusammen. Nachdem die Heimathausgruppe im vergangenen Jahr den Einstieg in diese schwierige Thematik mit der Darstellung von drei Einzelschicksalen gemacht hatte, wurden im aktuellen Vortrag das schwierige Leben in den Schicksalsjahren von etwa 1930 bis zum Kriegsende 1945 beleuchtet.

Den Einstieg machte Günter Buchholz, der als Lokalhistoriker und profunder Kenner der Thematik, hochinteressant und kurzweilig den Weg Tennenbronns in das Dritte Reich beleuchtete. Ausgehend von den Gemeinderatswahlen, wo ab 1926 eine Einheitsliste nach einem Proporzsystem zusammengestellt wurde, ging er auf die zunehmende Fremdbestimmung des Gemeinderates durch die örtliche NSDAP und deren Ortsgruppenleiter Freiberg ein.

Nach den Wahlen beleuchtete der Referent die Gründung der NS-Organisationen in Tennenbronn. Beachtenswert dabei war, dass zu keiner Zeit in Tennenbronn die Begeisterung so groß war, wie in manchen der angrenzenden Gemeinden. So wurde die Ortsgruppe 1933 zwar von 51 Mitgliedern gegründet, schrumpfte aber auf rund die Hälfte, bevor erst 1937 ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen war. Auch die Gründung einer NS-Frauenschaft war im Dorf sehr schwierig. Genauso gibt es deutliche Hinweise, dass sich in Tennenbronn der Zulauf zu den Jugendorganisationen wie HJ oder BDM, so lange die Teilnahme nicht verpflichtend war, sehr in Grenzen hielt.

Der zweite Referent des Abends, Robert Hermann, berichtete in seinem Vortragsteil zunächst von der Not und der großer Arbeitslosigkeit Anfang der 1930er-Jahre in Tennenbronn.

Mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, wie dem Bau des Altenburger Weges oder des Tennenbronner Feibads sowie mit dem Aufbau der Rüstungsindustrie in Schramberg und St. Georgen konnte innerhalb von nur drei Jahren in Tennenbronn die Arbeitslosigkeit vollständig beseitigt werden. Gleichzeitig kam durch die NS-Bewegung "Kraft durch Freude" neues Leben in das Schwarzwalddorf.

Eine wichtige Unterstützung für die Bedürftigen der Gemeinde brachte auch das NS-Winterhilfswerk. Hermann zeigte an persönlichen Beispielen auf, wie massiv von einzelnen NSDAP-Mitgliedern hierfür Spenden eingefordert wurden. Wie die Recherchen in Vereinsprotokollen überdeutlich machten, fand in diesen Jahren eine unglaubliche Vielzahl an nationalen Feier- und Gedenktagen statt.

Fackelzug durchs Dorf

Dabei wurde deutlich, wie geschickt diese Feiern regelrecht inszeniert wurden. So berichtete der Referent beispielsweise von einem Fackelzug, bei dem die Dorfbeleuchtung völlig gelöscht war und nur das Führerbild auf dem Dorfplatz in hellem Licht erstrahlte. Der Referent machte in seinem Beitrag immer wieder deutlich, wie schwer es damals wohl war, sich der raffinierten Emotionalisierung des Geschehens zu entziehen. Viel Interessantes wurde auch über Mutterkreuzverleihungen, den Schulbetrieb, die Beeinflussung der Presse bis zu ganz persönlichen Schicksalen berichtet. Zum letzten Teil des Vortrags, der die Geschehnisse der Kapitulation und das Kriegsende in Tennenbronn umfasste, hat Niklas Moosmann intensiv recherchiert. Gekonnt vorgetragen wurden diese Erkenntnisse vom jüngsten Mitglied der Heimathausgruppe, Robin Wussler. In detaillierten Darstellungen rief er diese Tage der Angst und des Schreckens in Erinnerung. Dabei wurde auch deutlich, dass die Übernahme von Tennenbronn durch die französische Besatzungsmacht im April 1945, durch das besonnene Verhalten des Bürgermeisters und des Ortsgruppenleiters verhältnismäßig "geordnet" verlief.

Mit dem Dank des stellvertretenden Vorsitzenden der Projektgruppe Tennenbronner Heimathaus, Dieter Moosmann, endete ein atmosphärisch besonderer Vortragsabend. Dass die Aufarbeitung dieses Geschichtsabschnittes erforderlich ist, zeigte sich an der großen Aufmerksamkeit der annähernd 100 Gäste, die trotz widriger Witterungsverhältnisse zum Vortrag gekommen waren. Besonders erfreulich war festzustellen, dass auch viele jüngere Gäste Interesse an diesem geschichtsträchtigen Thema zeigten.