Margot Facon-Lickl ist zu Gast bei Carsten Kohlmann im Schloss Foto: Hartmann Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Reihe "Im Gespräch mit…" startet mit einer der ersten Uhrmacherinnen

Schramberg. Mit einer der ersten Junghans-Uhrmacherinnen, Margot Facon-Lickl, ist die Reihe "Im Gespräch mit…" im Foyer des Stadtmuseums gestartet. Die gebürtige Schrambergerin erzählte in einem von Stadtarchivar und Museumsleiter Carsten Kohlmann moderierten Gespräch aus ihrem bewegten Leben und ließ das Schramberg vor und während des Zweiten Weltkrieges wieder aufleben.

Geboren 1933 wuchs Facon-Lickl in der Zeppelinstraße auf und verbrachte nahezu ihre gesamte Kindheit während der Zeit des Nationalsozialismus. Mit ihrer lebhaften Erzählweise schilderte sie ihre Streifzüge durch Schramberg und seine Geschäfte, aber auch den Alltag während des Kriegs. Auch wenn Schramberg vom Kriegsgeschehen weitgehend verschont blieb, war dieses dennoch immer präsent und zeigte sich in den knappen Lebensmittelrationen, in den Schicksalen der Nachbarn, wie beispielsweise der jungen Frau, deren Mann nach Stalingrad als verschollen galt – und vor allem in der Abwesenheit des eigenen Vaters. Dieser wurde als gelernter Uhrmacher im Auftrag von Junghans zum Bau von Zeitzündern zunächst in die Schweiz und dann nach Böhmen geschickt, von wo er vor den vorrückenden russischen Truppen 1945 fliehen musste.

Seine Weg zurück nach Schramberg führte ihn durch Dresden, wo er während der großen Luftangriffe am Faschingsdienstag 1945 all seinen Besitz zurücklassen musste – unter anderem seine geliebte Zitter, die noch Jahre später vor allem an Weihnachten schmerzlich vermisst wurde und die so zum Symbol für die Verluste während der Kriegsjahre wurde.

Ausgangssperre

Den Einmarsch der Franzosen, den Facon-Lickl im Bunker der H.A.U. in alle Kleider, die sie besaß, gehüllt, hautnah miterlebte und die anschließende Besatzungszeit schilderte sie nicht minder lebhaft. Eindrucksvoll berichtete sie von der Unsicherheit der Schramberger, den nächtlichen Ausgangssperren, den Verständigungsproblemen mit den Besatzern und der Lebensmittelknappheit der Nachkriegszeit.

Die Besatzung durch die Franzosen erwies sich in mehr als einer Hinsicht als schicksalhaft für die junge Schrambergerin – 1953 lernte sie während einer Zugfahrt einen jungen Soldaten aus Dünkirchen kennen, den sie fünf Jahre später aller Widerstände zum Trotz heiratete.

Auch beruflich ging Margot Facon-Lickl ungewöhnliche Wege. Bereits mit 15 entschloss sie sich, in die Fußstapfen des Vaters zu treten und begann eine Berufsausbildung zur Uhrmacherin in der Uhrengroßhandlung Schweizer, die sie 1952 bei Junghans als einzige Frau abschloss. Der Berufseinstieg war für die Schrambergerin alles andere als einfach und Facon-Lickl schilderte eindrücklich, was es bedeutete, damals als Frau in einer Männerdomäne zu arbeiten.

Ihre ersten Anstellungen führten sie nach Landau, Stuttgart und an den Bodensee, ehe sie 1955 nach New York aufbrach. Sie schilderte, welchen Eindruck die Weltstadt New York und der Wohlstand der Amerikaner auf die junge Schrambergerin machte – allein zum Frühstück während eines Skiausflugs gab es beispielsweise mehr Eier als sie "während des ganzen Kriegs zusammen je gesehen hatte". 1963 kehrte Margot Facon-Lickl mit ihrer Familie nach Europa zurück und lebt seither in Zürich. Der alten Heimat ist sie nach wie vor verbunden – durch viele Erinnerungen und nicht zuletzt als eifrige Heimatforscherin und "D’Kräz"-Leserin.