Günter Ebert ist in großer Sorge um die heimischen Schmetterlinge. Foto: Fritsche Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Günter Ebert: Tiere leiden unter Umweltbedingungen

Auch in und um Tennenbronn und Schramberg werden immer weniger Falter gesichtet. Der Insektenforscher Günter Ebert hat einen offenen Brief an die Landesregierung Baden-Württemberg zum Thema "Aussterben heimischer Schmetterlinge" verfasst.

Schramberg-Tennenbronn. Seit vielen Jahren beobachtet Günter Ebert auf Exkursionen das Vorkommen der Schmetterlinge auf der Schwäbischen Alb, der Oberrheinebene, im Neckar-Tauberland, in Oberschwaben und vor allem auch im Schwarzwald – er pendelt zwischen Stutensee und Tennenbronn, wo er im Eigentum wohnt. Vor dem Ruhestand war er 40 Jahre lang Kurator für Schmetterlinge am Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe gewesen.

Befund ist niederschmetternd

Nun hat Ebert seinen offenen Protestbrief an die Landesregierung Baden-Württemberg gesandt. Mit ihm will Ebert auch das "Volksbegehren Artenschutz – Rettet die Bienen" in Baden-Württemberg" (www.volksbegehren-artenschutz.de) unterstützen.

Als Anlage zum Schreiben an die Landesregierung hat er den eigens dafür von ihm im Selbstverlag produzierten Band "Tiere und Pflanzen unserer Heimat" über Tagfalter beigelegt, der die Pracht dieser Insekten dokumentiert. Eberts Befund ist niederschmetternd: "Darin werden Arten gezeigt, die es einmal bei uns gab, von denen jedoch viele in den letzten zehn bis 20 Jahre verschwunden sind – nicht einfach ausgestorben, wohlgemerkt, sondern durch menschlichen Unverstand ausgerottet". Die Landesregierung habe es trotz guter Vorsätze und Taten, wie zum Beispiel die Einrichtung von Naturschutzgebieten, nicht verhindern können.

Bereits vor 28 (!) Jahren habe die Landesregierung Baden-Württemberg verlauten lassen, dass noch 20 oder 30 Jahre früher Schmetterlinge zum vertrauten Bild der Landschaft gehörten: "Niemand hätte den inzwischen eingetretenen katastrophalen Rückgang der Schmetterlinge für möglich gehalten. Dieses Aussterben vollzog sich zwar vor unseren Augen, aber wir haben es erst wahrgenommen, als die Schmetterlinge nicht mehr da waren", zitiert Ebert die Landesregierung aus dem Geleitwort zur einer Insekten-Bestandsaufnahme von 1991.

Arten unwiederbringlich verloren

Die Hauptursachen seien längst bekannt: Auch Ebert und die mehr als 100 ehrenamtlichen Mitarbeiter für die im Auftrag der Landesregierung erfolgte Biotop-Kartierung seien schon in den 1980er-Jahren in der Lage gewesen, die "exponentiell in ihrer raffinierten Wirksamkeit sich steigernden Produkte der Agrarchemie" als Hauptursache zu benennen – auch wenn sie damals "Glyphosat und Neonikotinoide" noch nicht explizit hätten nachweisen können.

"Es ist leider nicht möglich, ausgestorbene oder vom Aussterben bedrohte Arten von Schmetterlingen durch Wiedereinbürgerung zu ersetzen. Solche Arten sind nicht ersetzbar, sondern unwiederbringlich verloren", betont Ebert die Dringlichkeit von Sofortmaßnahmen. Einen Schwarzwald mit nur noch wenigen oder keinen Schmetterlingen wolle er sich gar nicht vorstellen.